Ein entspannter Ausflug ab Cala Rajada: Mit Kapitän Gaspar, maximal 45 Gästen, Paella, Badepausen und Geschichten aus erster Hand — Mallorca in langsamem Tempo.
Mit dem Kapitän auf leiser See: Ein Tag, der die Insel atmen lässt
Um zehn Uhr legt das kleine Boot am Hafen von Cala Rajada ab. Die Motoren schnurren, Möwen kreuzen, und auf dem Vorschiff weht der Duft von Meer, Oliven und einer Prise Sobrassada vom Markt. An Bord herrscht eine gemütliche Unordnung: Handtücher, eine vergessene Sonnenbrille, ein Korb mit Orangen aus der Region. Unser Mann für den Tag ist Gaspar — faltige Hände, breites Lächeln, und jedes Felsstück an der Küste hat bei ihm einen Spitznamen.
Weniger ist mehr: Raum statt Rummel
Das Prinzip ist einfach: maximal 45 Gäste, keine laute Animation, kein nächstes Programmpunkt, der im Halbminutentakt durchgesagt wird. Stattdessen gibt es Zeit: Zeit für Gespräche, für ein Stück Brot mit Käse, für das Wasser, das gegen den Rumpf klatscht. "Ich möchte, dass die Leute die Insel hören, nicht nur sehen", sagt Gaspar, und man spürt, dass er das ernst meint. Während das Boot gemächlich die Ostküste entlang tuckert, zeigt er auf kleine, kaum sichtbare Buchten und erzählt, wer dort noch Fische räuchert oder Feigen erntet.
Baden, Lesen, Plaudern
Die erste Badepause führt uns in eine schmale Bucht, die vom Land aus fast unsichtbar ist. Ein paar springen sofort, andere lassen die Sonne auf der Haut arbeiten und lesen. Stimmen mischen sich: französisches Lachen, englische Ratschläge, deutsche Wortfetzen — so treffen Menschen zusammen, die am Vortag noch im Café gegenüber saßen und nun sieben Seemeilen vom Alltag entfernt sind. Das Wasser ist klar, die Stille nur vom Plätschern und dem gelegentlichen Klack der Angelruten durchbrochen.
Essen ohne Schnickschnack
Zum Mittag gibt es ein schlichtes, ehrliches Buffet: frisches Brot, eingelegte Paprika, Oliven, etwas Sobrasada und eine Paella, die nach mehr als Reis schmeckt — nach Tomate, Safran und Zeit. Der Koch ist gut gelaunt; wer früh sitzt, kann manchmal eine zweite Portion ergattern. Beim Essen entstehen die besten Geschichten: zwei Damen diskutieren leidenschaftlich über ihre Lieblingsbucht, ein Paar tauscht Wanderwege an der Serra de Llevant aus.
Keine Powerpoint, keine Statistik. Stattdessen Anekdoten: Wo einst ein alter Fischer seine Netze flickte, welcher Bauer noch Johannisbrotbäume hat und warum eine Bucht im Frühjahr fast violett wirkt. Solche Details bleiben haften, weil sie mit Stimme und Gesicht verknüpft sind — nicht mit trockenen Fakten.
Warum solche Touren gut für Mallorca sind
Solche ruhigen Ausflüge sind mehr als nette Stunden auf dem Wasser. Sie unterstützen kleine lokale Anbieter, die oft in Familienbetrieb arbeiten. Sie lenken Besucher weg von den überlaufenen Stränden und schonen damit empfindliche Küstenabschnitte. Und sie schaffen Beziehungen: Reisende treffen Einheimische, hören Geschichten und nehmen nicht nur Fotos, sondern Verständnis mit nach Hause. Kurz gesagt: Weniger Massentourismus, mehr lokal verwurzeltes Erleben.
Praktisches für einen entspannten Tag
Ein paar Tipps für alle, die mitsegeln wollen: festes Schuhwerk für den kurzen Landgang, Sonnenschutz, ein leichtes Jäckchen für den Rückweg, etwas Bargeld für Getränke — und früh buchen. Die besten Plätze an Deck sind schnell weg, und manchmal schenkt der Koch eine zweite Portion Paella, wenn er in Stimmung ist.
Auf dem Rückweg, kurz vor Cala Mesquida, gibt es noch ein Bier auf dem Sonnendeck. Das Boot gleitet langsam in Richtung Hafen; auf der Mole von Cala Rajada klingelt spontaner Applaus. Nicht der höfliche Beifall, den man abnickend gibt, sondern lauter Dank für einen Tag, der auch Tage danach noch nachklingt.
Wer Mallorca nicht als Entertainmentpark, sondern als Insel mit Stimmen, Aromen und kleinen Geschichten erleben möchte, findet in einer solchen Tour genau das Richtige. Ein langsamer Takt, ein Kapitän, der sein Revier kennt, und das Meer als beste Playlist — das ist Urlaub, der bleibt.
Wer Zeit mitbringt und zuhört, dem öffnet die Ostküste eine andere Seite Mallorcas: leise, ehrlich und voller Details.
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