Regierung nimmt Einwände zur neuen Bahnlinie ernst
\nWer gestern durch die Plaça de sa Vila in Sa Pobla lief, spürte es sofort: hier geht es nicht nur um Gleise auf dem Papier. Traktoren standen am Rand, Bauern mit Karten in der Hand, Nachbarinnen, die ihre Bedenken laut und deutlich erklärten. Die Balearenregierung hat angekündigt, alle Einsprüche gegen das Projekt bis Mitte September zu prüfen – eine Frist, die vielen hier zumindest kurzfristig etwas Luft verschafft.
\n\nWas genau geplant ist
\nDie neue Verbindung soll Palma mit dem Fährhafen in Alcúdia verbinden, rund 17 Kilometer Strecke, sechs Haltestellen. Baubeginn? Angepeilt ist 2028. Die Befürworter versprechen schnellere Verbindungen, weniger Autoverkehr auf den Küstenstraßen, eine entspanntere Anreise für Urlauber. Klingt vernünftig. Nur: Viele auf dem Land sehen die Rechnung anders.
\n\nÄrger an der Feldgrenze
\nVor allem in den Gemeinden rund um Sa Pobla sind die Stimmen besorgt: Verlust von Ackerflächen, besseres Verständnis für bestehende Bewässerungssysteme und der mögliche Verlust von Zufahrtswegen für Landmaschinen stehen ganz oben auf der Liste. Eine Bäuerin, die wir auf dem Markt trafen, sagte trocken: \"Wenn die Schiene hier lang geht, sind meine Olivenbäume nicht mehr das gleiche\". Es war kein Journalisten-Satz, einfach das tägliche Leben, das ihr wichtig ist.
\n\nZwischen Planung und Realität
\nIn den Informationsveranstaltungen, die in kleinen Saalerationen in den Rathäusern stattfinden, zeigen Ingenieure Karten, Querschnitte, Lärmstudien. Daneben stehen Bewohner mit Fotos alter Steinmauern und Fragen zur Entwässerung. Ein älterer Herr auf der Calle Major erinnerte daran, wie schnell sich Dinge ändern: \"Vor 40 Jahren gab es hier noch weniger Verkehr, aber die Landschaft war immer dieselbe.\"\n
\n\nDie Regierung prüft nun die Einwände offiziell. Das heißt: technische Gutachten, Ausgleichsflächen, vielleicht alternative Trassenführungen. Ob das am Ende reicht, um die Sorgen zu zerstreuen? Unklar. Es wird Kompromisse brauchen — und mehr als nur auf dem Papier.
\n\nWorauf es jetzt ankommt
\nWichtig sind Transparenz und Zeit. Wer seine Parzelle, seine Zufahrt oder seine Lebensqualität bedroht sieht, will klare Antworten, keine Floskeln. Die Frist bis Mitte September gibt Betroffenen die Chance, ihre Fälle zusammenzutragen. Für einige Landwirte bleibt dabei nur die Hoffnung, dass vernünftige Ausgleichsmaßnahmen geplant werden – und dass Gleise nicht einfach über jahrzehntelange Arbeit gelegt werden.
\n\nIch werde in den kommenden Wochen bei den Veranstaltungen in Sa Pobla, bei den Treffen in Palma und an den Feldrändern vorbeischauen. Nicht aus Sensationslust, sondern weil sich hier Alltag und Planung schneiden. Und weil es am Ende um mehr geht als um Schotter und Beton: um Lebensgrundlagen, Wege zur Arbeit und um Landschaften, die wir schon zu lange als selbstverständlich genommen haben.\n