Mehr als nur Hotels: Tagesgäste treiben die Besucherzahl nach oben
Die Statistik für 2024 liest sich auf den ersten Blick klar: Knapp 18,7 Millionen Übernachtungen wurden registriert. Doch wer in Palma am Hafen spaziert oder frühmorgens am Passeig observes, merkt schnell, dass da noch mehr los war. Rechnet man die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen mit, die tagsüber an Land strömen, kommt man auf rund 20 Millionen Menschen, die die Balearen im vergangenen Jahr besucht haben.
\nWo die Zahl herkommt – und was sie verschweigt
\nDie offiziellen Register zählen hauptsächlich Übernachtungen in Hotels, Apartments und registrierten Ferienwohnungen. Die große Gruppe der Tagesgäste, die ab 7 oder 8 Uhr vom Schiff auf die Promenaden strömt und abends wieder an Bord geht, taucht in diesen Zahlen oft nicht auf. Auf dem Paseo Marítimo von Palma sah ich an manchen Tagen im September Menschenmengen wie zu Hafenfest-Zeiten: Busse vor den Landungsbrücken, Audioguides, Schnappschüsse vor der Kathedrale.
\nWas Anwohner und Umweltverbände sagen
\nIn Cafés in Port de Sóller wird darüber gesprochen, an der Bushaltestelle in Cala Millor steht ein älterer Herr und schüttelt den Kopf: \"Es sind zu viele auf einmal\", sagt er. Umweltgruppen fordern seit Monaten transparentere Zahlen, damit Planer und Politik wissen, wie viel Verkehr, Abfall und Wasser tatsächlich zusammenkommt. Wenn man nur Übernachtungen betrachtet, fehlt dieser wichtige Teil des Puzzles.
\nPraktische Folgen: Mehr Tagesgäste bedeuten Spitzen in Bus- und Taxiverkehr, volle Parkplätze am Vormittag und höhere Belastungen für Strände und Wanderwege am Nachmittag. Hotels und Restaurants freuen sich kurzfristig über volle Tische, die Infrastruktur aber stöhnt an bestimmten Orten.
\nWas jetzt ansteht
\nDie Debatte dreht sich nicht nur um Zahlen, sondern um Steuerung: Sollen Häfen Kapazitätslimits bekommen? Brauchen wir Eintrittskarten für stark besuchte Strände? Auf den Rathäusern wird diskutiert, im Sommer wie immer etwas lauter. Ich bin am liebsten an einem ruhigen Morgen am Strand von es Trenc — wenn dort spät abends das Licht knallt, merkt man erst, was wir verlieren, wenn nur noch Zahlen zählen.
\nFakt ist: Zählt man die rund 1,5 Millionen Kreuzfahrtgäste hinzu, steht 2024 ein neuer Rekord für die Balearen. Und das ist nicht nur Statistik, das spürt man an der Kasse, in den Straßen und an den Deichen unserer kleinen Inseln. Ob das gut oder schlecht ist? Kommt drauf an, wen man fragt. Für die Statistik heißt es nun: genauer hinschauen.