Wenn die Miete mehr frisst als der Gewinn
\nIch bin oft in Palmas Altstadt unterwegs, frühmorgens, wenn die Lieferwagen noch rangieren und die Bäckereien den ersten Duft rauslassen. In den letzten Monaten höre ich überall dasselbe: \"Die Rechnung passt nicht mehr\". Kleine Boutiquen, Handwerksläden und Imbisse ächzen unter Mietpreisen, die für viele früher undenkbar waren.
\n\nTeurer Quadratmeter, knapper Laden
\nEine aktuelle Umfrage des Verbands UATAE zeigt, was sich viele hier schon denken: Die Balearen haben mit durchschnittlich über 21 Euro pro Quadratmeter die höchsten Ladenmieten in Spanien. Das ist kein abstrakter Wert – das merkt man an der Kasse, an den Gesprächen an der Ladentür und an den leer stehenden Schaufenstern in Seitenstraßen wie der Calle Sant Miquel oder rund ums Passeig.
\n\nFast die Hälfte der Selbstständigen gibt an, bis zu 50 Prozent der Einnahmen nur für die Ladenmiete aufwenden zu müssen. Ich habe mit einer Floristin gesprochen, die seit zehn Jahren hier ist: Sie zahlt inzwischen so viel, dass für Personal oder neue Waren kaum noch etwas übrig bleibt. \"Ich denke jeden Abend darüber nach, ob ich morgen die Tür noch aufmachen kann\", sagte sie mir.
\n\nWarum die Lage so explosiv ist
\nEs sind mehrere Faktoren: Saisonale Spitzen, Investoren, die Flächen hochpreisig vermarkten, und eine starke Nachfrage nach Touristen-Gewerbe. Hinzu kommen kurze Mietverträge, die Geschäftsinhaber in eine permanente Unsicherheit treiben. Die Folge: Weniger Vielfalt, mehr Ketten und häufiger Leerstand, wenn sich kein Nachfolger findet.
\n\nDie Stimmung vor Ort ist gereizt, aber nicht hoffnungslos. Viele fordern pragmatische Schritte: längere Mietverträge, Staffelungen für Nebensaison und Hauptsaison, sowie Unterstützung für tradierte Handwerksbetriebe, die das Stadtbild prägen. \"Wir brauchen Planungssicherheit\", sagte ein Café-Besitzer aus Portixol, der seit Jahren Stammgäste kennt und argumentiert, dass eine lebendige Innenstadt langfristig mehr einbringt als kurzfristig teure Mieten.
\n\nWas das für den Alltag bedeutet
\nFür Bewohner heißt das: Die gewohnten Läden verschwinden, Wege werden länger, persönliche Beratung rarer. Für Besucher bedeutet es: öfter dieselben touristischen Angebote, weniger überraschende Fundstücke. Und wirtschaftlich? Wer den Einzelhandel schrumpfen lässt, riskiert, dass Straßen ihre Seele verlieren.
\n\nKonkrete Lösungen sind zwar auf dem Tisch, aber oft zäh: Lokale Behörden diskutieren Förderprogramme und Regularien, Interessensvertretungen fordern gestaffelte Mietpreise. Bis etwas greift, bleiben viele Ladeninhaber in Alarmbereitschaft – und das ist schlecht für die Insel.
\n\nAm Ende geht es um mehr als Zahlen: Es geht um den Alltag an der Ecke, die Lebensqualität in den Vierteln und die Menschen, die früh aufstehen, um den Laden zu öffnen. Wenn die Politik jetzt nicht reagiert, stehen mehr Geschäfte vor dem Aus als uns allen lieb ist.