Eine laue Nacht, eine große Stimme
Am Samstag ging in Port Adriano wieder dieses besondere Sommergefühl rum: warme Luft, das Zirpen der Zikaden noch in den Ohren und plötzlich eine gigantische Stimme über dem Hafen. Gegen 21:30 Uhr betrat Bonnie Tyler die Bühne – 74 Jahre alt, in dunklem Outfit, und mit jener rauen Stimmfarbe, die man sofort erkennt. Wer dachte, Altersmilde anzutreffen, wurde eines Besseren belehrt.
Zwischen Rockklassik und Neuem
Die Setlist war eine Mischung aus vertrauten Gassenhauern und aktuelleren Stücken. Klassiker wie "Lost in France" und "Holding Out for a Hero" sorgten für Szenenapplaus; bei der Cover-Nummer, die an Tina Turner erinnerte, standen plötzlich viele im Publikum und klatschten im Takt. Ein neuer Song, den sie dieses Jahr veröffentlicht hat, bekam ebenfalls Applaus – ein Beweis, dass sie noch neugierig bleibt und nicht einfach auf alten Lorbeeren ruht.
Die Band spielte knackig, mit zwei E-Gitarren, solidem Bass und druckvollem Schlagzeug. Zwischendurch gab es Blues-Anklänge und eine ruhige Ballade, die an die großen Zeiten der Pop-Rock-Ära erinnerte. Manche Töne waren rau, aber genau das machte den Charme aus: Es klang echt, nicht poliert.
Publikumsmix und kleine Schwächen
Vor Ort traf man alles: Fans, die seit den 80ern mitfiebern, junge Paare, Familien mit Kindern und ein paar Leute in lässiger Ferienkleidung. Viele filmten mit dem Handy, andere tanzten einfach auf dem Kai. Ein kleines Manko: Einige Plastikstühle im VIP-Bereich sahen ziemlich fehl am Platz aus. Aber das störte nur kurzfristig – die Lichtshow, die Stimmung und die Nähe zum Wasser fingen den Abend wieder ein.
Zwischen Songs erzählte Tyler kurz Anekdoten aus Studiozeiten und Begegnungen mit Kollegen. Solche Momente machten das Konzert persönlich: Man hatte nicht nur eine Show, sondern auch eine Stimme, die Geschichten mitbrachte. Ein Satz blieb hängen: Lebe deinen Traum – und das schien hier echt gemeint zu sein.
Warum der Abend hängen bleibt
Port Adriano bot die passende Kulisse: helle Sandsteine, elegante Boote und die Wärme einer Mallorca-Nacht. Es war keine perfekt inszenierte Pop-Show, sondern eher ein ehrlich gespielter Rockabend mit viel Herz. Wer mit nostalgischer Sehnsucht kam, bekam sie. Wer neugierig war, wurde nicht enttäuscht.
Wer jetzt an die nächste Veranstaltung denkt: Halte Augen und Ohren offen. Solche Abende bleiben länger im Kopf, als man denkt – und manchmal ertappe ich mich noch beim Pfeifen einer Melodie, wenn ich den Hafen entlangspaziere.