Ein bisschen Villa für drei Stunden
Letzten Samstag am Busbahnhof von Portixol sprach ich mit einer Frau, die gerade fünf Stunden Poolzeit gebucht hatte: "Wir wollten einfach raus aus der kleinen Wohnung, ein bisschen Sonne und Ruhe." Das ist das neue Normal auf Mallorca: Wer keine Villa besitzt, leiht sich für ein paar Stunden das Gefühl, darin zu wohnen.
Preise, Pakete, Promi-Feeling
Auf mehreren Plattformen lassen sich Privatpools schon ab etwa 30 Euro pro Stunde buchen. Für rund 200 Euro gibt es oft die ganze Chose: Terrasse, Sonnenschirme, Liegen, Grill, WLAN und manchmal sogar ein kleines Servicepaket mit Handtüchern und gekühlten Getränken. Ja, es gibt Anbieter, die einen Grillmeister oder Eisbeutel inklusive anbieten – offenbar ist ein makelloses Instagram-Bild inzwischen Teil des Angebots.
Manche Anlagen sehen tatsächlich aus wie aus einer Wohnzeitschrift: Bougainvillea, Keramikfliesen, Blick übers Tramuntana-Hinterland. Wenn man clever filtert, wirkt die Nachmittagsstunde wie ein Tag in Beverly Hills. In Realität wartet danach meist nur der Bus zurück in die Vorstadt. Aber hey, der Filter macht’s möglich.
Was die Bewohner sagen
Ein Mieter aus Santanyí klagte mir gegenüber: "Es ist praktisch, aber manchmal stehen Gruppen schon um 9 Uhr zum Sonnenplatz bereit. Die Uhr tickt, und sobald die Stunde rum ist, fängt das Packen an." Für viele Inselbewohner sind diese Kurzbuchungen ein kleiner Luxus, ein Fluchtpunkt aus stickigen Altbauwohnungen oder beengten WG-Zimmern.
Die Kehrseite: Wasser und Nachbarschaft
Das Thema Wasser steht im Raum. Gemeinden haben in der Vergangenheit bereits darum gebeten, Pools nicht mit Trinkwasser aufzufüllen. Wenn private Anbieter künftig mehrere Male pro Woche große Mengen Wasser benötigen, führt das unweigerlich zu Diskussionen — besonders an heißen Augusttagen, wenn die Leitungen ohnehin unter Druck stehen.
Außerdem klagen manche Nachbarn über Lärm und Parkplatzprobleme. Ein Vermieter erzählte mir, dass er feste Ankunfts- und Abfahrtszeiten eingeführt hat, um die Situation zu beruhigen. Kleine Regeln, großer Unterschied.
Alternativen für den kleinen Geldbeutel
Günstigere Optionen bleiben: das städtische Schwimmbad, Early-Morning-Sessions im Meer oder ein Familienmitglied mit Balkon und Gartendusche. Für viele ist das Mittelmeer eben immer noch die kostenloseste und ehrlichste Wahl — Salzwasser statt Chlor, kein WLAN, dafür Wind.
Fazit: Stundenweise gemietete Privatpools sind auf Mallorca eine echte Antwort auf Platzmangel und Sehnsucht nach Luxus. Sie bieten kurze Auszeiten, sorgen aber auch für neue Fragen: Wer zahlt das Wasser? Wer räumt auf? Und wie lange bleibt das Ganze eine nette Idee, bevor Regeln nötig werden? Ich werde in den kommenden Wochen weiterhören — am Kiosk, am Bus und natürlich am Beckenrand.