Die Düne, die langsam verschwindet
Es ist ein Bild, das ich in den letzten Jahren öfter sehe, wenn ich am späten Vormittag den Camí de s'Estanyol entlangspaziere: kinderleichte Rutschen über eine einst stabile Düne, Gruppen, die oben sitzen und Sand abrutschen lassen, und Kiefern, deren Wurzeln wie bleiche Finger in der Luft hängen. An einem windigen Samstag um 10:15 Uhr standen dort zwei Familien, Kinder lachten, aber der Boden knirschte anders als früher.
Was genau passiert
Ein einzelner Schritt macht noch keinen Unterschied. Aber wenn Hunderte bis Tausende denselben Pfad nehmen, verändert sich die Struktur: Vegetation wird zertreten, der Strandhafer verschwindet, und der Sand wird von den Wurzeln gelöst. An mehreren Stellen ist die Düne mittlerweile wie ein kleiner Steinbruch abgegraben. Der Sand rutscht regelrecht in Richtung Meer, doch der Meeresboden vor s'Estanyol ist felsig — die Strömungen transportieren das Sediment weg, es bleibt nicht liegen.
Einheimische, die hier seit Jahrzehnten kommen, sagen, dass vor etwa zehn Jahren kaum Nicht-Ortsansässige in diese Ecke kamen. Heute ist der Parkplatz am Ortseingang oft voll, und die kurze Strecke zum Strand wird zum Trampelpfad.
Menschen, Stimmen, kleine Entscheidungen
„Wir haben hier immer unseren Sonntagsspaziergang gemacht“, sagt María Gómez, 62, die in einer Petanca-Bar in der Nähe Karten spielt. „Früher saß man unter den Kiefern, es war ruhig. Jetzt klettern Kinder die Düne hoch und runtersausen – die Eltern denken nicht darüber nach.“ Solche Sätze hört man hier an der Bar; sie klingen einfach, aber sie beschreiben das Kernproblem: wenig Bewusstsein und viele Besucher.
Das Verhalten ist nicht böse gemeint. Oft fehlt es schlicht an Hinweisschildern, an Zäunen oder Wegen. An anderen Orten haben Holzstege und Absperrungen geholfen, den Druck auf Dünen zu verringern. Hier in s'Estanyol sind bislang nur wenige solcher Maßnahmen zu sehen.
Warum das wichtig ist
Wenn die Düne weiter schrumpft, verändert sich die Küstenlinie. Die wenigen verbleibenden Kiefern könnten irgendwann mit nackten Wurzeln dastehen, der Strand wird schmaler, und die natürliche Barriere gegen Wind und Sturm ist geschwächt. Für Vögel und Pflanzen, die sich an diese küstennahe Zone angepasst haben, bedeutet das Lebensraumverlust.
Umkehren lässt sich das nicht ohne Arbeit: Wiederaufforstung, gezielte Pflanzung von Strandhafer, kontrollierte Zugänge und eine Aufklärungskampagne für Besucher würden helfen. Manche schlagen vor, kostenlose Informationsblätter in den Ferienwohnungen zu verteilen oder lokale Verbände in die Pflege einzubinden.
Ich finde, es braucht keine Verbote per se, sondern klare Wege und ein bisschen Rücksicht. Wenn man am späten Nachmittag wieder ankommt und der Sand wieder an seinem Platz liegt, ist das ein gutes Gefühl. Aber dafür muss heute gehandelt werden, bevor der Felsen unter der Düne freiliegt und die Landschaft, die manche von uns noch aus der Kindheit kennen, nur noch auf Fotos existiert.
Was Sie tun können: kurze Wege über Holzstege nutzen, Kinder nicht die Düne als Rutsche benutzen lassen, Müll mitnehmen und bei Einheimischen nach Hinweisen fragen. Kleine Änderungen, große Wirkung — wenn viele mitmachen.