Flamenco im Teatre Sans: ‚la chispa‘ entzündet Palmas Altstadt

Flamenco im Hinterhof: „la chispa" entzündet das Teatre Sans

👁 3782✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Ein schwüler Abend in Palmas Altstadt, ein kleines Theater in einer Seitenstraße und eine Tänzerin, die mehr als Schritte zeigt: Das Teatre Sans macht Flamenco nah und persönlich. Eine Empfehlung für alle, die abseits der Strandmeile Abendkultur suchen.

Ein Flamenco-Abend, der in die Gassen zurückwühlt

Manche Abende in Palma beginnen leise: die Hitze hängt noch in den Häuserwänden, Lieferanten schieben Kisten durch die Gassen, und irgendwo klirrt das Geschirr einer Bar. Dann öffnet sich ein kleines Theater, das Teatre Sans in der Carrer Can Sans 5, und für rund 35 Euro (inklusive eines Getränks und oft ein paar Tapas) verwandelt sich das Viertel. Mittwoch, 21 Uhr – hier ist der Flamenco weniger Show als Einladung. Die Vorstellungen laufen noch bis Ende September.

„La chispa“: nah, intensiv, unverstellt

Drinnen keine großen Scheinwerfer, keine aufgemotzten Effekte. Holzstühle, eine niedrige Bühne, der Geruch von Olivenöl und frisch gemahlenem Kaffee – so begann der Abend. Silvia Fernández, die im Programm kurz „la chispa“ heißt, betritt die Bühne und nimmt sich Zeit. Ihre Schritte sind präzise, dann wieder überraschend weich. Die Kastagnetten knallen, die Gitarre zupft ein raues Summen, die Violine zieht manchmal fast klagende Linien durch den Raum. Es ist ein intimes Gesamtkunstwerk, nicht ein abgespultes Repertoire.

Dahinter steht Choreograph Oleh Zahyney, der klassische Flamenco-Elemente mit Jazz- und Tangoeinschlägen mischt – sogar leise Blues-Noten schleichen sich ein. Das ergibt keinen Stilbruch, sondern eine kleine erzählerische Welt: Rhythmus als Herzschlag, Pausen, die sprechen. Und weil der Raum so gering ist, spürt man das Stampfen auf dem Holz, den Atem der Musiker, das Leuchten in Silvias Augen. Das Publikum murmelt, nippt am Glas, und öfter als man denkt bleibt ein leichtes Zittern zurück – ein Funke, der übersprungen ist.

Warum dieser Abend anders wirkt

Palma hat größere Tablaos und touristischere Vorstellungen, besonders entlang der Avenida Portugal, mit mehr Shows am Tag und einem moderneren Rahmen. Das Teatre Sans ist etwas anderes: kleiner, wärmer, manchmal rauer. Wer hier sitzt, ist nah dran. Das hat seinen Preis – im besten Sinn: Nähe nimmt Distanz. Flamenco stammt nicht von Mallorca, und doch leuchtet er in dieser stillen Ecke Palmas auf seine eigene Weise. Man verlässt den Raum nicht mit der berühmten Postkartenbild-Perfektion, sondern mit einer Erinnerung, die rau und echt bleibt.

Praktische Tipps: Karten sind beliebt, besser vorher reservieren. Kommt ein bisschen früher, um die Hitze der Gassen ausklingen zu lassen und vielleicht noch einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt zu machen. Nach der Vorstellung laden kleine Bars in der Nähe zu einem späten Tapas-Teller ein – der Abend muss nicht mit dem Vorhang enden. Und: Kleidet euch leicht; der Saal kann an schwülen Abenden eng werden.

Ein Abend, der Nachhall hat

Wer in Palma lebt oder nur zu Besuch ist und genug von der Strandmeile hat, findet im Teatre Sans so etwas wie einen kleinen Geheimtipp. Keine große Produktion, dafür eine Erfahrung, die man kaum im Reiseführer findet: eine Tänzerin mit Feuer, Musiker, die keine Distanz kennen, und ein Publikum, das ganz leise wird. Es ist einer dieser Abende, nach denen die Stadt für einen Moment ein bisschen anders klingt – näher, wilder, wärmer.

Ein Stück Kultur, das überraschend nah kommt: Flamenco in einer stillen Ecke Palmas, ein Funke, der überspringt.

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