Geisterfahrt bei Coll d’en Rabassa – Beinahe-Crash auf Flughafenzufahrt

Geisterfahrt bei Coll d’en Rabassa: Beinahe-Crash weckt Sorgen um Sicherheit auf der Flughafen-Autobahn

👁 3240✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

In den frühen Morgenstunden filmt ein Taxi eine Geisterfahrt auf der Strecke zum Flughafen bei Coll d’en Rabassa. Der Vorfall offenbart strukturelle Schwächen – von Beschilderung bis Schichtverkehr.

Beinahe-Katastrophe im Dämmerlicht: Ein Taxi filmt die Geisterfahrt

Es war noch dämmrig, die Luft roch nach kühlem Meer und Diesel, und auf der Autobahn zum Flughafen herrschte der übliche leise Pegel der Frühschicht: Taxis, Mietwagen, Motorräder. Gegen vier Uhr früh fuhren mehrere hundert Meter ein Wagen in falscher Richtung. Ein Taxifahrer, der zur Schicht fuhr, zückte sein Handy und filmte die Szene. Die Bilder zeigen ein Auto, das zu schnell ist, auf der Gegenfahrbahn driftet und andere Verkehrsteilnehmer zu abrupten Ausweichmanövern zwingt.

„Der Motor säuselte, dann diese Lichter – plötzlich mitten im Gegenverkehr. Wir sind mit klopfendem Herzen aneinander vorbeigekommen“, sagt ein Augenzeuge, der kurz nach dem Zwischenfall anhielt, um zu helfen. Die Kurve vor der Ausfahrt Coll d’en Rabassa schiebt sich wie eine dunkle Hand in die Sicht; ein weiterer Fahrer: „Wäre die Kurve anders gewesen, hätten wir den Geisterfahrer sehr spät gesehen.“

Eine einzelne Geisterfahrt – oder ein Symptom?

Die Guardia Civil hat Ermittlungen aufgenommen, die Spurensicherung sichtete Videomaterial von mehreren Verkehrsteilnehmern. Der mutmaßliche Fahrer ist noch nicht gefasst; ein Verfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs steht im Raum. Doch der Vorfall wirkt weniger wie eine kuriose Ausnahme als mehr wie ein Warnsignal: Warum passiert so etwas auf einer Strecke, die viele von uns täglich zur Arbeit nutzen?

Wer frühmorgens unterwegs ist, kennt die Mischung aus Müdigkeit, Eile und Routine. Hinzu kommen moderne Fallstricke: GPS-Ansagen in der Dunkelheit, fremde Mietwagen mit ungewohnter Schaltung, vielleicht Alkohol oder Medikamente, vielleicht schlicht ein Orientierungsfehler. Auch die Straßenführung selbst spielt eine Rolle: schlechte Beleuchtung, unzureichende Markierungen und eine Kurve, die Sicht und Reaktionszeit reduziert, verstärken das Risiko.

Wenig beachtete Aspekte – und mögliche Gegenmittel

In der öffentlichen Debatte bleiben oft drei Punkte unterbeleuchtet: Erstens die Bedeutung von Schichtmustern. Flughafenschichten bringen zwischen drei und fünf Uhr viele Fahrzeuge gleicher Richtung auf die Straße – das schafft dichte Verkehrssituationen, in denen Fehler fatale Folgen haben. Zweitens die Infrastruktur: reflektierende Markierungen, zusätzliche LED-Straßenlaternen oder Leitbaken könnten die Orientierung in der Dunkelheit deutlich verbessern. Drittens die Rolle digitaler Beweisführung: Dashcams helfen, Täter zu identifizieren, werfen aber auch Fragen nach Datenschutz und Datenmanagement auf.

Konkrete Maßnahmen, die sofort wirksam wären, liegen auf der Hand: gezielte Präsenz der Guardia Civil in den frühen Morgenstunden, temporäre Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Nähe von Ausfahrten mit schlechter Sicht, rumble strips vor kritischen Kurven und besser sichtbare, kontrasthaltige Fahrbahnmarkierungen. Arbeitgeber am Flughafen könnten Schichtzeiten strecken, um Stoßzeiten zu entzerren. Ein öffentliches Sensibilisierungsprogramm für Schichtarbeiter — „eine Minute langsamer, eine erwachsene Entscheidung“ — würde wenig kosten und könnte Leben retten.

Statistik und Stimmung: Warum uns das mehr angeht

Der Vorfall reiht sich in eine ernste Entwicklung ein: Auf den Balearen ist die Zahl der Verkehrstoten gestiegen – Motorradfahrer sind überproportional betroffen. Die Zahlen sind nüchtern, das Gefühl hier vor Ort nicht: Beim Kaffee in der Bar an der Zufahrt sieht man die erschöpften Gesichter der Fahrer, hört das Hupen, das Rauschen der Motorräder, und man weiß, dass ein Moment Unaufmerksamkeit ausreicht.

Wer das Gebiet kennt — ich wohne nicht weit von Coll d’en Rabassa — spürt eine leichte Nervosität nach solchen Meldungen. Menschen sind heute noch sichtlich mitgenommen, manche erzählen, wie sie das Bremsen spürten und erst dann realisierten, wie knapp es war. Solche Geschichten bleiben im Ohr und verändern die Routine am Steuer.

Was jetzt wichtig ist

Zeugenaufruf: Die Guardia Civil bittet um Hinweise. Wer in den frühen Morgenstunden unterwegs war und ungewöhnliche Fahrmanöver sah, soll melden und wenn möglich Dashcam- oder Handyaufnahmen sichern. Die Zeitangaben sind wichtig – genaue Sekunden helfen, Spurermittlungen zu entzerren.

Was jeder tun kann: Beim nächsten Frühstart ein paar Sekunden langsamer fahren, Abstand halten, das Radio leiser und die Aufmerksamkeit hochstellen. Arbeitgeber sollten Schichtpläne prüfen, Vermieter von Mietwagen deutliche Hinweise zu Fahrtrichtung und lokalen Regeln geben. Und die Behörden sollten prüfen, ob dort, wo die Sicht schlecht ist, sofort sichtverbessernde Maßnahmen möglich sind.

Die zentrale Frage bleibt: Wollen wir es bei Empörung belassen – oder nutzen wir jeden Vorfall, um strukturell sicherer zu werden? Auf Mallorca kennen wir die Meeresbrise, das Klirren der Bordsteinschilder, die Gelassenheit der Insel. Aber wenn es um öffentliche Sicherheit geht, hilft nur eins: handeln, bevor aus Beinahe-Unfällen echte Tragödien werden.

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