Langleinen im Schutzgebiet Llevant per Satellit entdeckt – Strafen und Fragen

Satellit entdeckt Langleinen in Schutzgebiet Llevant – harte Strafe und offene Fragen

👁 4732✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Ein Fischer wurde per Satellit beim Fischen mit Langleinen im Meeresschutzgebiet Llevant erwischt. Hohe Strafen und Lizenzentzug drohen – doch die Debatte geht tiefer.

Satellit entdeckt Langleinen in Schutzgebiet Llevant – harte Strafe und offene Fragen

Am Morgen, als der Hafen von Port de Manacor noch nach Diesel und frisch geräuchertem Fisch duftete und die Möwen über den Kaimauern kreisten, ging das Gespräch am Kai nicht um das Wetter, sondern um ein Boot „am falschen Fleck“. Die Direktion für Fischerei bestätigt: Ein Berufsfischer soll im Meeresschutzgebiet Llevant mit Langleinen (palangre) gefischt haben – eine Methode, die dort ausdrücklich verboten ist.

Kontrolle per Satellit: Wie die «grüne Box» Fehlverhalten sichtbar macht

Nicht ein Spaziergänger oder eine Küstenwache hat den Verstoß bemerkt, sondern das satellitengestützte Überwachungssystem, das so genannte System der „grünen Box“. Die Aufnahmen lieferten laut Behörde ausreichend Beweise, um ein Verfahren einzuleiten. Antoni Maria Grau, Generaldirektor für Fischerei, bringt es auf den Punkt: „Wer in Schutzgebieten fischt, gefährdet ganze Bestände und die Arbeit der Kollegen.“

Für viele hier an der Ostküste ist das nur folgerichtig – Kontrollen auf See sind aufwendig, Wind, kurze Nächte und unübersichtliche Küstenabschnitte erschweren Inspektionsfahrten. Satelliten liefern eine Art Auge aus dem All, das nicht schläft. Aber reicht ein Pixelbild, um Existenzen zu zerstören?

Warum die Sache komplizierter ist als ein Foto

Die zentrale Frage lautet: Wie finden wir eine Balance zwischen effektiver Überwachung und fairer Behandlung von Berufsfischern? Satellitendaten sind stark, aber nicht unfehlbar. Wolken, Kursänderungen und Ausweichmanöver können Interpretationen erschweren. Manche hier erzählen, dass die Regeln nicht überall gleich streng durchgesetzt werden; andere fürchten, dass Einzelne die Kontrolle missbrauchen könnten, um Konkurrenten zu melden.

Weniger besprochen wird, wie sich strengere Kontrollen auf das Verhalten verlagern: Wird illegales Fischen in andere, weniger überwachte Gebiete verschoben? Oder werden kleinere Boote, die traditionell entlang der Küste arbeiten, unverhältnismäßig stark betroffen, während größere Einheiten ausweichend operieren? Und: Wer prüft die Satellitendaten, wer hat Zugang zu Rohdaten, und wie transparent ist das Verfahren?

Folgen für Bestände und Menschen

Langleinen können Meeresboden und Jungfischbestände stark schädigen – in Schutzgebieten wie Llevant, wo Seegraswiesen und Aufwuchszonen für Jungfische liegen, ist das besonders gefährlich. Die Behörde droht mit Bußgeldern bis zu 60.000 Euro und dem Entzug der Fanglizenz. Für eine Familie in Port de Manacor kann das existenzvernichtend sein; für den Bestand könnte es entlastend wirken.

Hier prallen zwei legitime Interessen aufeinander: der Schutz sensibler Ökosysteme und die Sicherung von Lebensunterhalt. Die Abschreckungsstrategie hat ihre Wirkung, aber Abschreckung allein schafft keinen Ersatz für verlorene Fangquoten oder eine soziale Abfederung der Betroffenen.

Was jetzt konkret helfen würde

Statt nur zu bestrafen, braucht es ein Paket aus Kontrolle, Prävention und Unterstützung. Einige Vorschläge, die lokal Sinn machen würden:

1. Transparente Daten und klare Standards: Satellitendaten sollten offenlegbar und für Kontrollen standardisiert werden, damit Fälle nicht subjektiv beurteilt werden. Eine Melde- und Einspruchsfrist für Betroffene ist nötig.

2. Kombinierte Überwachung: Satellit, AIS/GPS-Tracker auf Booten, stichprobenartige Inspektionen und lokale Beobachter – nur die Kombination erhöht Rechtssicherheit.

3. Differenzierte Sanktionen: Bußgelder, abgestuft nach Schwere, und alternative Sanktionen wie verpflichtende Schulungen, temporäre Deckelungen oder Gear-Umstellungshilfen statt sofortem Lizenzentzug bei Erstverstößen.

4. Förderprogramme: Umschulungen, Zuschüsse für den Übergang zu selektiveren Fangmethoden oder ein freiwilliges Rückkaufprogramm für besonders schädliches Gerät.

5. Lokale Co-Management-Modelle: Fischergemeinden, Naturschützer und Behörden am Tisch – gemeinsame Karten, klar definierte Schutzzonen und realistische Zeitfenster können Akzeptanz erhöhen.

Ausblick: Streng, aber sozial ausgewogen

Die Botschaft der Behörden ist deutlich: Schutzgebiet heißt Schutzgebiet. Doch langfristiger Erfolg braucht mehr als hohe Strafen. Wer hier am Kai arbeitet, hört die Wellen, sieht die Seegraswiesen im klaren Wasser und weiß: Ökologie und Ökonomie sind verknüpft. Eine rein punitive Politik kann kurzfristig Ruhe schaffen – nachhaltige Lösungen entstehen aber dort, wo Kontrolle, Transparenz und soziale Unterstützung zusammenkommen.

Die Hoffnung der Küstengemeinden ist einfach: faire, nachvollziehbare Regeln, die die Bestände schützen und zugleich Existenz sichern. Und wer weiß — vielleicht führen Satelliten nicht nur zu Strafverfahren, sondern auch zu besseren Gesprächen am Frühstückstisch im Hafen, wenn die Sonne über Llevant aufgeht und die Boote wieder auslaufen.

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