Im Boutique-Hotel El Llorenç in Calatrava serviert ein neues Herbstmenü kleine, ehrliche Geschichten von Mallorcas Feldern und Höfen – ideal für einen Abend mit Meerblick und dem Geruch von frischem Kaffee.
Herbst auf dem Teller: Ein Abend im El Llorenç
Es ist einer dieser kühlen Novemberabende in Palmas Altstadt: die Gassen noch feucht vom Regen, der Stein trägt die Wärme des Tages, irgendwo läutet eine Kirchenglocke, und aus den Cafés steigt der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Ich nehme Platz in den niedrigen Lederstühlen des Boutique-Hotels El Llorenç im Viertel Calatrava, blicke leicht aufs Meer — kein Sturm, nur dieses entfernte Rauschen, das den Sommer noch wie ein Echo bewahrt.
Kleine Teller, große Geschichten
Das neue Herbstmenü beginnt wie ein Spaziergang über die Insel: kompakt, wohlig und immer mit einem Augenzwinkern. Die Amuse‑Bouches sind mehr als Vorspiel. Eine peruanisch angehauchte Krokettenvariation wärmt von innen, Tintenfisch-Dumplings spielen mit süß-scharfen Noten, und ein Entenconfit trifft auf getrocknete Aprikosen aus Porreres und knusprige Mandeln. Diese Aprikosen schmecken so, wie man sie vom Markt um die Ecke kennt — unaufgeregt und echt.
Die weiteren Gänge setzen auf Erdverbundenheit: Süßkartoffel-"Nudeln" in einer dichten Pilzjus, Artischockenherzen, die noch vom mallorquinischen Boden erzählen, und hauchdünn geschnittener Wagyu-Schinken, der kaum verhüllt werden will. Zwei kleine Gerichte pro Gang sorgen für Entdeckungslust ohne Überfrachtung — gut, wenn man danach mit dem Fahrrad Richtung Santa Catalina oder durch Calatrava weiterrollen möchte.
Weinbegleitung, Dessert und ein bisschen Anfassen
Die Weinbegleitung konzentriert sich auf lokale Profile: ein mineralischer Weißer, ein runder Callet und zum Abschluss ein süßer Pedro Ximénez. Keine große Etiketten‑Show, sondern Harmonie im Glas. Bei jedem Schluck merkt man, dass Wein und Biss einander mögen.
Das Dessert ist charmant unkonventionell: Ein Tiramisù-Hybrid, in dem japanische Dorayaki‑Elemente auf italienische Cremigkeit stoßen. Der Kellner empfiehlt, das Stück mit den Händen zu essen. Krümel auf der Serviette, ein zufriedenes Lächeln — manchmal ist Ehrlichkeit eben handfest.
Die Idee hinter den Tellern
Was hängenbleibt, ist der Eindruck einer Küche, die Herkunft zeigen will, ohne Zutaten in Vitrinen zu sperren. Oliven, Aprikosen, artischockenähnliche Aromen — sie werden nicht nur nachgekocht, sondern neu zusammengesetzt. Das fühlt sich an wie ein Gespräch mit der Insel: mal laut, oft leise, immer respektvoll. Das Team arbeitet sichtbar mit lokalen Produzenten; das schmeckt man: Die Komponenten erzählen kurze Geschichten über die Dörfer, Berge und das Meer Mallorcas.
Ein kleiner Wermutstropfen: Ein Gang kam etwas schneller als erwartet, und der Service war freundlich, aber zurückhaltend — für mich eher Teil des Konzepts als Störung. In einem kleinen Fünf‑Sterne‑Haus im Calatrava will man nicht auf einer Bühne sitzen, sondern beim Gastgeber zu Gast sein.
Warum das gut für Mallorca ist
Ein Menü wie dieses stärkt mehr als Gaumenfreude: Es fördert Wertschätzung für lokale Erzeuger und erlaubt Gästen eine andere Form des Reisens — nicht nur Sonne und Strand, sondern Geschmack, Erinnerung und Verbindung. Solche Konzepte verhindern die Verflachung der Inselkulinarik und schaffen Raum für feine Nuancen, von denen Hofläden und kleine Manufakturen profitieren.
Fazit
Das Herbstmenü im El Llorenç ist klug komponiert, oft verspielt und selten übertrieben. Kein monumentales Ereignis, eher ein guter Freund, der einen neuen Lieblingsort empfiehlt. Wer in den nächsten Tagen einen besonderen Abend plant: Reservierung um 20:30, ein Platz am Fenster und die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen.
Für Dich gelesen, recherchiert und neu interpretiert: Quelle
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