Wenn die Nachmittagssonne über Es Coll d’en Rabassa steht, verwandelt sich die ruhige Bucht von Cala Gamba allzu oft in eine Bühne für dröhnende Jetskis. Bewohner, Krankenhausnähe und Seegraswiesen leiden. Ist das eine Frage der Personaldecke — oder ein strukturelles Problem des Tourismus?
Wie viel Freizeit darf die Bucht kosten, bevor Nachbarschaft und Natur zahlen müssen?
Am späten Nachmittag weht eine warme, salzige Brise durch Es Coll d’en Rabassa, die Cafés geben den letzten Espresso aus und Kinder spielen noch auf den Gehwegen. Doch oft reicht ein einziger Start an der kleinen Rampe von Cala Gamba, um die Szene zu kippen: Jetmotoren schneiden die Luft, Gischt spritzt gegen die Ufermauern, und die Ruhe ist weg. Für viele Anwohner ist das kein gelegentlicher Störfaktor mehr, sondern Alltag.
Die Rampe als Brennpunkt
Ursprünglich für Fischer gedacht, ist die Rampe an der Mole heute ein Nadelöhr: private Fahrer, Verleiher, manchmal offenbar Anbieter ohne gültige Genehmigung drängen sich hier. Statt der markierten Transitlinie sieht man riskante Manöver direkt an der Häuserfront, bisweilen in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus Sant Joan de Déu. Das Dröhnen hallt durch schmale Straßen, offene Fenster sind selten geworden, und auf Balkonen werden Gespräche vom Motorenlärm übertönt.
Nachbarn schildern eindrücklich, wie Jetskis mit hoher Drehzahl durch enge Gewässer peitschen, plötzlich wenden und dabei Badezonen streifen. Eine Bewohnerin rief kürzlich ihren Enkel vom Balkon zurück, weil ein Wasserfahrzeug zu nahe kam: "Es fühlt sich an, als würde eine Rennstrecke durchs Wohnzimmer führen."
Nicht nur Lärm: Ökologie, Gesundheit und Ruf
Die Folgen sind vielschichtig. Neben dem direkten Schallschutz-Problem leiden lokale Ökosysteme: In den flachen Bereichen liegen Posidonia-Seegraswiesen, die empfindlich auf Wellenschlag und Anker aus Reih und Glied reagieren. Motorgetriebene Bewegungen fördern Erosion, zerstören Jungfischlebensräume und verschlechtern die Wasserqualität — Effekte, die sich erst mit Verzögerung zeigen und schwer zu reparieren sind.
Ein bislang wenig beachteter Aspekt ist die Nähe zum Krankenhaus: Dauerschall belastet Patienten und Personal, stört Nachtruhe und kann die Genesung beeinträchtigen. Gleichzeitig schädigt das Bild von aggressivem Wassersport den Ruf seriöser Bootsverleiher: Gäste, die Ruhe suchen, wenden sich ab, während der Markt für Schnellverdiener wächst.
Warum Kontrollen oft ins Leere laufen
Die Forderungen sind simpel: mehr Küstenwache, regelmäßige Kontrollen an der Rampe, härtere Sanktionen. Doch die Praxis ist komplizierter. Küstenwache und Gemeinde sind oft personell unterbesetzt, Verleiher wechseln blitzschnell den Standort, und Identifikation illegal agierender Anbieter fällt schwer. Verstöße werden häufig nur protokolliert, nicht sofort geahndet — ein Zeitfenster, das den Schwarzen Schafen nützt.
Hinzu kommt eine ökonomische Logik: Kurzzeitvermietung und Tagesgeschäfte sind an Wochenenden besonders lukrativ. Solange der Profit schneller kommt als Kontrollen greifen, bleibt der Anreiz bestehen, Regeln zu umgehen oder Schlupflöcher zu nutzen.
Was konkret helfen könnte
Es gibt Maßnahmen, die vergleichsweise schnell greifen und dauerhaft wirken könnten. Einige stehen in der Verantwortung der Gemeinde, andere bei der Küstenwache — alle erfordern jedoch klare Entscheidungen statt Zettelwirtschaft.
1. Sichtbare Präsenz und gezielte Kontrollen
Mehr Streifen in Stoßzeiten, ein Wochenend-Pendel der Küstenwache und mobile Teams an der Rampe würden sofort abschreckender wirken. Kontrollen sollten dokumentiert und schnell sanktioniert werden, damit das Risiko für Gesetzesbrecher steigt.
2. Physische und digitale Sperren
Eine zeitlich gesteuerte Schranke an der Rampe, die nur geprüften Verleihern Zugang gibt, zusammen mit deutlicher Beschilderung der Transitroute, könnte unautorisierte Starts reduzieren. Ergänzend: eine einfache Melde-App für Anwohner, in der Zeitstempel und kurze Videos als Beweismittel dienen.
3. Lärm- und Geschwindigkeitszonen
Fest definierte Pufferzonen vor Wohnbereichen und um das Krankenhaus, mit klaren Geschwindigkeitsbegrenzungen und akustischen Messpunkten, würden Dauerlärm messbar machen und als Grundlage für Bußgelder dienen.
4. Lizenzierung und Transparenz
Strengere Genehmigungsverfahren, sichtbare Kennzeichnungen zugelassener Anbieter und ein öffentliches Register stärken den legalen Markt und erschweren dem Grau- und Schwarzmarkt das Geschäft.
5. Bildung statt nur Bußgeld
Aufklärung an Verleihstationen, in Hotels und Tourismusinfos über die Empfindlichkeit von Posidonia, die Krankenhausnähe und lokale Regeln kann viele Verstöße verhindern. Nicht alle Gäste wissen, dass dieses Meer keine Rennstrecke ist.
Ein Lokalexperiment als Start
Als Pilotprojekt wäre denkbar, in den Sommermonaten zeitlich begrenzte Sperrzeiten (etwa 15–20 Uhr in Ufernähe) mit sichtbarer Küstenwachenpräsenz zu kombinieren. Eine Hotline für Anwohner, ein transparenter Sanktionskatalog und die Möglichkeit, temporär Genehmigungen zu entziehen, könnten kurzfristig Wirkung zeigen und mittelfristig Verhaltensänderungen auslösen.
Am Ende geht es um Balance: Cala Gamba soll lebendig bleiben, aber nicht auf Kosten von Schlaf, Sicherheit und schützenswerter Meeresnatur. Die Leitfrage bleibt: Wollen wir eine Bucht, die allen dient — oder eine Spielwiese für Gewinnmaximierer? Die Antwort liegt nicht allein bei den Bewohnern, sie muss aber gehört werden.
Wenn Sie Vorfälle beobachten: notieren Sie Zeit, machen Sie, wenn möglich, kurze Videos und melden Sie diese an die städtische Umweltbehörde oder die Küstenwache. Für die Menschen hier ist jedes Dezibel weniger ein Gewinn.
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