Wenn der Traktor plötzlich stillsteht
\nFrühmorgens auf dem Camí de Muro riecht es nach feuchter Erde und ausgestandener Hoffnung. Ein Traktor steht seit Wochen am Feldrand, der Motor kalt. So sehen derzeit viele Flurstücke rund um Sa Pobla aus: mehr als 500 Winterkartoffelfelder wurden in dieser Saison nicht bepflanzt – nicht aus Protest, sondern weil es für viele Bauern schlicht nicht mehr rechnet.
\nWarum die Felder leer bleiben
\nDie Gründe sind mehrere und greifen ineinander: Schädlinge, die sich trotz Bekämpfungsversuchen ausbreiten; stark gestiegene Dünger- und Energiepreise; und neue Vorgaben aus Brüssel, mit denen viele Betriebe noch zurechtkommen müssen. \"Ich habe die Rechnung gemacht\", sagt ein landwirtschaftlicher Kleinunternehmer, der sein Feld am Ortsrand bewirtschaftet. \"Wenn die Kartoffeln am Ende weniger bringen als die Saat und der Diesel zusammen, dann lohnt das einfach nicht.\"
\nHinzu kommt die Unsicherheit auf dem Markt: Billige Importe drücken die Preise, und wenn Handelspartner keine verlässlichen Abnahmegarantien geben, geht bei vielen am Ende die Luft aus.
\nWas die Bauern fordern
\nAus dem Dorf kommt ein klares Signal: faire Preise für die Ernte, kurzfristige Hilfen gegen akute Befallsprobleme und praktische Unterstützung bei der Umstellung auf neue EU-Richtlinien. Auf dem Gemeindezentrum-Treffen gestern Abend dauerte die Diskussion bis 20:30 Uhr. Viele fordern direkte Zahlungen für die Landwirtschaft oder zumindest verbindliche Abnahmeverträge mit Verarbeitern.
\n\"Wir wollen arbeiten, nicht betteln\", fasste eine Bäuerin zusammen. Und ja, man spürt die Verzweiflung: Es geht um Einkommen, um Arbeitsplätze – und um das Verschwinden alter Sorten, die hier seit Generationen angebaut wurden.
\nDie Folgen fürs Dorf
\nLeere Felder bedeuten mehr als weniger Ernte. Sie treffen Lkw-Fahrer, Lagerarbeiter und Händler. Kleine Betriebe, die auf saisonale Aufträge angewiesen sind, fürchten um ihre Existenz. Vor allem aber droht ein Stück Landschaftsbild zu verschwinden: Die Reihen auf den Feldern, die Mahd, das aufwirbelnde Staubnetz im Herbst – das ist Teil des täglichen Rhythmus in Sa Pobla.
\nDie Lokalpolitik hat bereits Gespräche mit Vertretern der Inselregierung angekündigt. Ob das reicht, wird sich zeigen. Viele hier sagen: Es braucht schnelle, konkrete Maßnahmen – sonst verliert die Kartoffel auf Mallorca ihren Platz.
\nWas jetzt hilft: kurzfristige Preisstützen, zielgerichtete Schädlingsbekämpfung und verbindliche Abnehmerverträge. Und ein bisschen mehr Aufmerksamkeit in Palma und Brüssel. Sonst bleibt davon bald nur noch die Erinnerung, die man sich bei einem Café in der Plaça Major erzählt.