Kurze Szene am Mittag: Ein Boot, eine Bucht, laute Worte
Man glaubt ja, in manchen Calas herrsche noch Ruhe – und dann passiert genau das Gegenteil. Vergangenen Sonntag, mitten am Tag, zogen Besucher der Cala Banyalbufar die Augenbrauen hoch und kurz darauf die Stimmen an: Ein größerer Katamaran hatte sich deutlich in die kleine, türkisfarbene Bucht hineingewagt und sorgte für Unruhe am Ufer.
Ich war gegen 13:30 Uhr in der Nähe, die Sonne schlug schon ordentlich auf die Felsen. Eltern mit Kindern, ein paar Alteingesessene, Leute in Badeschlappen – und dann das schwere Boot, das scheinbar keinen Plan hatte, wie eng die Stelle ist. Die Gäste im Wasser riefen laut, einige schrien auf Spanisch; die Stimmung kippte innerhalb von Minuten.
Kein Anker, aber viel Ärger
Das Schiff legte zwar nicht an und warf auch keinen Anker, blieb aber so nah, dass sich die Leute am Strand belästigt fühlten. Es folgten Rufe wie „fuera“ — kurz, laut, unmissverständlich. Viele sagten mir später, sie hätten die Küstenwache per Telefon alarmiert und die Nummer des Bootes notiert.
Nach einer angespannten Viertelstunde entschied der Katamaran dann doch, Abstand zu gewinnen. Kein großes Drama, kein Schaden, aber das erleichterte Gemurmel und vereinzeltes Applaudieren verrieten, dass hier etwas Grenzwertiges passiert war. Solche Szenen sind kein Zufall: Plätze wie diese sind bei Insulanern beliebt, weil sie klein, geschützt und überschaubar sind.
Warum das hochkocht
Es geht nicht nur um ein Boot. Viele Menschen, die ich sprach, machten deutlich, dass die Lage auf Mallorca insgesamt angespannt ist: steigende Mieten, volle Straßen, mehr Besucher an den schönen Stellen. Wenn dann ein großes Ausflugsboot in eine versteckte Bucht fährt, fühlen sich Anwohner und Stammgäste schnell übergangen.
Die Cala selbst bleibt ein Ort, an dem man noch schnorcheln, unter einem kleinen Wasserfall abkühlen und Ruhe finden kann. Genau diese Eigenschaften machen sie schutzwürdig — und deshalb reagieren die Menschen hier so sensibel.
Was bleibt
Rechtlich ist vieles geregelt: Abstand halten, Ankerverbote in Seegrasbereichen und ähnliches. Praktisch hängt vieles von der Kontrolle und vom Respekt der Bootsleute ab. Der Vorfall endete diesmal ohne größere Folgen, aber er ist ein kleines Beispiel für ein größeres Problem: Wer teilt den Raum an Mallorcas Küsten, und wie sorgen wir dafür, dass Plätze wie Banyalbufar nicht Stück für Stück ihre Seele verlieren?
Ich klinke mich mit einem letzten, leicht müden Satz aus: Wer die Cala liebt, passt auf sie auf — und schreit notfalls auch mal laut genug, damit ein Motorboot einen Meter zurücksetzt.