Weit weg vom Pool, mittendrin im echten Mallorca
Wenn Sie beim Wort „Finca“ nur an Liegestühle denken, dann haben Sie eine Ecke der Insel noch nicht gesehen. In diesem Sommer habe ich drei Höfe besucht, an denen Landwirtschaft, Kochen und kleine Feste zusammenkommen – und zwar ohne Touristen-Routine. Es sind Orte, an denen man lernt, wie Oliven, Tomaten und Wein von der Pflanze in die Pfanne gelangen. Kein Showprogramm, eher ehrliche Arbeit, gutes Essen und ein bisschen Inselgespräch.
Hort de Sa Vall (bei Manacor)
Hort de Sa Vall wirkt auf den ersten Blick wie ein altes Landgut: verwitterte Türen, Ziegenstall, Olivenbäume mit Namen. Die Gastgeber führen in kleinen Gruppen (meist morgens oder Freitagabends) durch die Beete: wie Salate geerntet werden, welche Kräuter gerade duften, und warum Kompost kein Schandfleck ist. Am Freitag gibt es ein simples Drei-Gänge-Menü mit Zutaten vom Hof, begleitet von leiser Live-Gitarre – sehr entspannt, Tisch ist oft um 20:30 gedeckt. Für eine kürzere Kostprobe sollte man die Montagsverkostung im Kopf behalten. Preise bewegen sich moderat; rechnen Sie mit etwa 25–50 Euro je nach Angebot.
Farm to Table (nahe Inca)
Etwas zentraler, unweit von Inca, habe ich einen Abend mit offener Küche erlebt: Köche bringen die Tagesernte in eine lange Tafel, es ist family style, alle teilen. Der Küchenchef hat in größeren Restaurants gearbeitet, kocht aber hier reduziert und saisonal. Zwischen den Gängen erzählen Produzenten von ihren Olivenhainen oder Ziegenkäsen; das macht das Essen kleiner und unmittelbarer. Ab 19 Uhr trifft man Einheimische und neugierige Gäste, Reservierung ist Pflicht. Das Vier-Gänge-Format fühlt sich an wie ein Abend bei Freunden – nur mit besserem Wein.
Terragust (rund um Manacor)
Terragust organisiert unterwegs-Erlebnisse: morgens durch Mandelhaine, zur Olivenernte oder in kleine Weinberge. Gründer und Guides führen sachlich, mit Humor und ohne übertriebenen Öko-Ton erklärt, was in welcher Saison passiert. Das Highlight ist das gemeinsame Essen an ungewöhnlichen Orten – ein gedeckter Tisch zwischen Reben bei Sonnenuntergang, oft ein Vier-Gänge-Menü mit Zutaten vom jeweiligen Feld. Dauer: gut fünf Stunden. Der Preis liegt eher bei 80–90 Euro, was das Ganze zu einer kleinen Abendinvestition macht.
Praktischer Tipp: Tragen Sie feste Schuhe und planen Sie eine reservierte Rückfahrt – manche Höfe liegen abseits der Buslinien. Im Hochsommer sind die Abende am schönsten, wenn die Hitze nachlässt und statt Liegestuhl-Gedröhne nur Grillenzirpen zu hören ist. Wer also Ruhe, echtes Essen und ein Stück Inselkultur sucht, sollte eine Finca-Tour auf die Liste setzen. Ich bin jetzt endgültig Fan: nach einem Teller Bohnen aus dem Erdofen wirkt der Pauschalurlaubs-Jetlag gleich viel weniger schlimm.