Wenn die Insel nach Afrika schickt: SFM-Techniker in Nairobi
Am frühen Morgen, kurz nach 6:00 Uhr, standen drei Techniker mit ölverschmierten Handschuhen und einem Koffer voller Ersatzteile am Gate am Flughafen Son Sant Joan. Nicht, weil sie in die Berge wollten, sondern weil die Bahn ruft — diesmal international. Im August 2025 flog ein kleines Team der mallorquinischen Bahngesellschaft SFM nach Nairobi, um dort bei der Eingliederung von elf Zügen zu helfen, die 2020 in Richtung Kenia verkauft wurden.
Warum das Ganze? Eine kurze Vorgeschichte
Die elf Fahrzeuge erhielten 2020 ein zweites Leben: Verkaufspreis damals rund 9,6 Millionen Euro. Seitdem fahren sie im Vorortnetz Nairobis, aber natürlich bringt ein anderes Klima, andere Fahrgewohnheiten und andere Werkstattbedingungen Fragen mit sich. Die kenianische Staatsbahn KRC bat deshalb die Mallorquiner um Unterstützung — und die Antwort war praktisch und pragmatisch: Zehn Tage intensive Schulung vor Ort.
Was wurde trainiert?
Rund vierzig Mitarbeiter der KRC arbeiteten mit dem Werkstattleiter der SFM, einem erfahrenen Lokführermeister und einem auf das Modell spezialisierten Mechaniker. Es ging nicht nur um Theorie: Bremsen, Steuerungselektronik, tägliche Sichtchecks und die Handgriffe, die man erst nach Jahren auf einem bestimmten Zug wirklich verinnerlicht. In dreckigen Hallen, bei rumpelndem Generator, wurden Fehler durchgespielt, Teile erklärt und Wartungspläne erstellt.
Wichtig war den mallorquinischen Trainer:innen auch, nicht nur Reparaturanweisungen zu geben, sondern die KRC in die Lage zu versetzen, künftig selbstständig Schulungsmodule zu entwickeln. Ein kleiner Koffer mit Unterlagen, ein paar Checklisten und die Zusage technischer Beratung sollen das lokale Team unabhängiger machen.
Mehr als nur Technik: Zusammenarbeit, Fördertöpfe, Zukunft
Die Kooperation ist kein Einzelereignis. 2024 hatten die Kenianer bereits um Hilfe bei der Modernisierung ihrer Werkstätten gebeten — finanziert unter anderem aus einem spanischen Fördertopf für Handel und Entwicklung. Ende September soll ein weiteres SFM-Team nach Nairobi zurückkehren, um die nächste Gruppe von KRC-Mitarbeiter:innen zu schulen. Das zeigt: Aus einer einmaligen Lieferung wurde eine dauerhafte Verbindung zwischen zwei Eisenbahnwelten.
Wer auf Mallorca morgens an der Haltestelle steht, denkt selten an Nairobi. Und doch sitzen hier Menschen, die dieselben Schienen, ähnliche Probleme und — in wenigen Fällen — die selben Züge teilen. Kein großes Spektakel, eher handfeste Arbeit: Ölwechsel, Prüflisten, und das eine, einfache Ziel, dass ein Zug am Abend wieder sicher fährt.
Was bleibt? Ein Beispiel dafür, wie lokal gesammeltes Know-how weit reisen kann. Und ein kleiner Hauch von Mallorca in einer kenianischen Werkstatt — nicht durch Palmen, sondern durch Erfahrung und Schraubenschlüssel.