Unregistrierte Ferienwohnungen auf Mallorca: 8.000 Inserate fehlen im Register

Riesige Lücke im Register: Fast 8.000 nicht angemeldete Ferienwohnungen auf Mallorca

👁 8732✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Eine Analyse des Inselrats findet rund 8.000 Inserate von Ferienwohnungen, die nicht im offiziellen Register stehen. Das belastet Nachbarschaften, treibt Mieten und stellt Gemeinden vor organisatorische und fiskalische Probleme. Wie lässt sich Kontrolle praktisch und fair organisieren?

Knapp 40 Prozent nicht im Register: Die Zahlen hinter dem Morgenspaziergang

Wenn man frühmorgens durch Palmas Gassen schlendert — Plaza Mayor noch still, der Bäcker macht schon auf, ein Moped tuckert vorbei — spürt man die doppelte Realität der Insel: warmes Licht, Tourismusangebote an jeder Ecke. Aktuelle Auswertungen des Inselrats legen jetzt offen, dass deutlich mehr Wohnungen angeboten werden, als die Ämter erfassen. Bei der Analyse von rund 400.000 Inseraten über zwölf Monate fielen fast 8.000 Wohnungen auf, die im offiziellen Register fehlen.

Das ist mehr als eine abstrakte Zahl. Hochgerechnet auf Schlafplätze sprechen wir von gut über 40.000 potenziell betroffenen Übernachtungen. Menschen kommen, zahlen nicht immer die korrekten Abgaben, und ihre Präsenz bleibt für Ämter und Nachbarn oft unsichtbar. Mülltonnen werden schneller voll, Straßenlaternen brennen häufiger bis spät in die Nacht — ein Alltagseindruck, den Anwohner in Portixol und Santa Catalina bestätigen.

Leitfrage: Warum klappt die Kontrolle nicht?

Die zentrale Frage ist einfach formuliert: Warum bleiben so viele Angebote außerhalb offizieller Kontrolle, obwohl ein Register existiert? Die Untersuchung nutzte große Datenmengen — Plattformanzeigen, Preisentwicklung, Verfügbarkeiten — und offenbarte Diskrepanzen, die administrative und strukturelle Ursachen haben.

Ein Grund liegt in der ökonomischen Logik: Kurzzeitvermietung lohnt, besonders in beliebten Lagen. Wer statt dauerhaftem Mieter kurzfristig an Touristen vermietet, erzielt oft höhere Einnahmen. Dazu kommen rechtliche Grauzonen — wer ist verantwortlich, der Eigentümer, der Verwalter, die Agentur? — und technische Hürden: Plattformen melden nicht immer vollständig, und manuelle Kontrollen sind langsam.

Die Folge: Gemeinden verlieren Einnahmen, die für Abwasser, Straßenreinigung und Dienstleistungen gebraucht würden. Gleichzeitig verschärft sich die Wohnungsnot, weil längerfristig nutzbarer Wohnraum in touristische Angebote umgewandelt wird. Das spüren Familien, Studierende und Beschäftigte, die sich in beliebten Vierteln keine Wohnung mehr leisten können.

Was bisher unzureichend thematisiert wird

Neben den bekannten Punkten fallen drei Aspekte in der öffentlichen Debatte oft hinten runter: Erstens die saisonale Verteilung — viele unregistrierte Angebote sind nur in Spitzenzeiten aktiv, aber diese Spitzen verändern den Alltag nachhaltig. Zweitens die Rolle von Daten und Automatisierung: Behörden könnten mit automatischen Abgleichverfahren schneller reagieren, haben aber häufig weder Personal noch technisch einheitliche Systeme. Drittens die Kaskade von Einsprüchen und Rechtsverfahren: Ein Bußgeld ist schnell verhängt, Verfahren ziehen sich aber, Vermieter wechseln schnell die Plattform oder das Inserat.

Das bedeutet: Einzelmaßnahmen wie Löschungen helfen kurzfristig, treffen aber die Symptomatik nicht an der Wurzel. Langfristig braucht es strukturierte Werkzeuge und ein Umdenken in der Regulierung — weniger Chaos, mehr klare Prozesse.

Konkrete Ansatzpunkte — praktikabel statt rein strafend

Was also tun? Einige mögliche Schritte, die auf der Insel diskutiert werden sollten: Erstens, eine verbindliche Schnittstelle zwischen Plattformen und dem Register, damit Inserate automatisch gegen das Register geprüft und nicht-konforme Angebote sofort markiert werden. Zweitens, ein zentrales, kommunales Meldesystem für kurzfristige Vermietungen mit klaren Fristen und einfachen Strafen, die schnell vollstreckbar sind.

Drittens, Kapazitätsaufbau bei den Gemeinden: Mehr Personal für digitale Kontrollen, gemeinsame Datenbanken zwischen Gemeinden und dem Inselrat, sowie Pilotprojekte in besonders betroffenen Vierteln. Viertens, steuerliche und soziale Anreize, Immobilien wieder dem langfristigen Wohnungsmarkt zuzuführen — etwa durch zeitlich begrenzte Steuererleichterungen oder Förderungen für Vermieter, die an Einwohner vermieten. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Artikel über Ferienwohnungen ohne Registrierung.

Wichtig ist ein fairer Ausgleich: Repression allein verlagert das Problem oder treibt lokale Kleinanbieter in die Illegalität. Eine Mischung aus Meldepflicht, digitalen Kontrollen und Anreizen könnte nachhaltiger wirken und Nachbarschaften schneller entlasten.

Wer trägt die Verantwortung?

Die Verantwortung liegt nicht nur bei Eigentümern oder Plattformen. Gemeinden müssen klare Prozesse bereitstellen, Regionen müssen technische Standards setzen, und Plattformbetreiber müssen transparenter werden. Gleichzeitig brauchen wir eine gesellschaftliche Debatte darüber, welche Form von Tourismus wir wollen — die nächtliche Durchgangsstation oder lebendige Viertel mit dauerhaften Bewohnern? In diesem Zusammenhang wäre es wichtig, auch die Kontrollen gegen illegale Ferienvermietungen zu intensivieren.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Behörden das Tempo halten können. Für viele Anwohner bleibt die Hoffnung, dass ihr Viertel wieder mehr Heimat als Durchgangsstation wird — und dass die Ämter jene Lücke in den Registern schließen, die bislang so viele ungebetene Spuren hinterlässt. Ein Blick auf die Zahlen des Inselrats könnte dabei helfen, die aktuelle Situation besser zu verstehen.

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