Warum plötzlich wieder über den Stadtnamen diskutiert wird
Am Passeig Mallorca wurde gestern laut diskutiert – nicht über Parkplätze oder den Wochenmarkt, sondern über drei Worte: Palma de Mallorca. Eine kleine, aber laute politische Gruppe hat einen Vorschlag eingebracht, der die Frage neu aufwirbelt, wie wir unsere Hauptstadt nennen sollen. Für viele Menschen hier klingt das überflüssig; für andere ist es ein identitätsstiftendes Detail.
Ein alter Streit in neuem Anzug
Die Geschichte des Namens ist lang: Römer, Westgoten, Mauren, die Eroberung durch Jaume I. – alle haben Spuren hinterlassen. Historiker, die ich heute an einem Café in der Altstadt getroffen habe, schmunzeln eher, als dass sie entrüstet sind. „Der Kernname ist alt und etabliert“, sagt eine Forscherin, die lieber anonym bleiben möchte, „das Anhängsel taucht hier und da auf, aber es ist kein Grund, die Stadt neu zu erfinden.“
Andere sehen es praktischer: Auf dem Flughafen prangt seit Jahren „Palma de Mallorca“ in großen Lettern. Für Touristen mag das hilfreich sein; für Einheimische ist es oft einfach nur lästig. Ich hörte gestern am Markt einen Verkäufer: „Für uns bleibt es Palma. Punkt. Aber die Kofferaufkleber bestimmen nicht das Leben hier.“
Politik trifft Sprachgefühl
Die aktuelle Initiative wird vor allem von einer kleinen, rechten Partei vorangetrieben. Kritiker werfen ihr vor, die Diskussion zu instrumentalisieren. Sprachwissenschaftler, die ich anrief, erinnern daran, dass Ortsnamen sich über Jahrhunderte ändern und dass politische Prononcements selten nachhaltig sind: „Ein Amtsbeschluss ersetzt keine Alltagssprache“, so ein Linguist aus Palma.
Pragmatische Stimmen empfehlen einen Mittelweg: Dokumente, Tourismusschilder und Formulare können formal „Palma de Mallorca“ nutzen, während der Alltag weiter „Palma“ sagt. So bleibt die historische Identität gewahrt und der touristische Nutzen erhalten.
Was die Entscheidung für Bewohner bedeuten würde
Am Ende entscheidet nicht die Theorie, sondern die Praxis: Stadträte, Formulare, Wegweiser und Anzeigen. Einige Anwohner machen sich eher Sorgen um steigende Mieten und überfüllte Straßen als um Semantik. Andere wiederum sehen in solchen Debatten ein Zeichen dafür, dass die Politik sich mit Symbolen beschäftigt, statt mit Problemen vor Ort.
Wer weiß, vielleicht ist das nur ein weiterer Aufreger, der bald wieder verschwindet. Oder auch nicht. Bis dahin bleibt Palma – in Cafés, auf Postkarten und in Alltagssprech – ein Name, den die meisten von uns seit Jahren benutzen. Ob ein Amtsstempel das ändert? Unwahrscheinlich.