Ende einer Ära in Aragón: Can Comas macht die Türen zu
Am Ende dieser Septemberwoche hängen in der Straße Aragón zwei Möbelkartons neben dem Tresen und eine Tafel mit handgeschriebenen Dankesworten. Nach fast drei Jahrzehnten werden Antonio Lara und Jaqueline Lasere die Schlüssel übergeben. Zwischen dem 30. September und dem 1. Oktober tritt das Kapitel Can Comas offiziell in den Ruhestand.
Kein großer Aufkleber, sondern Alltag
Das war nie eine Bar für Show, eher ein Treffpunkt, in dem der Tag mit einem starken Kaffee um 9 Uhr begann und oft mit einer improvisierten Plauderrunde gegen 22 Uhr endete. Die Küche roch nach Knoblauch, Braten und Meersalz – Spanferkel an Sonntagen, große Paellas und die unvermeidliche Fideuà. Die Mittagsmenüs waren ehrliche Portionen, die Gäste kamen zum Sattwerden und zum Erzählen.
»Wir geben das Lokal an den Eigentümer zurück«, sagt das Paar, das vielen als die Seele des Ladens gilt. Sie betonen, dass neue Mieter bereitstehen und versuchen werden, den Betrieb weiterzuführen. Ob die neue Handschrift die alten Stammgäste halten kann, bleibt offen.
Familie, Arbeit und die kleinen Rituale
„Unsere drei Kinder sind hier aufgewachsen, unsere vier Enkel haben hier gespielt“, erzählt Jaqueline mit einem Lächeln, das zugleich müde wirkt. Es sind diese Bilder – Kinder zwischen Stühlen, Karten auf dem Tisch, Tapas, die plötzlich verschwanden wie warme Semmeln – die den Ort für die Nachbarschaft unersetzlich machen.
Antonio ist stolz auf die einfache Sache: gute, traditionelle Küche ohne Schnickschnack. Die Gäste lobten sein „Händchen“ beim Kochen. Für viele war Can Comas ein Stück Herkunft in der Stadt, ein Ort, an dem man sprach, lachte und manchmal lautstark auch diskutierte.
Zwischen Nostalgie und Realität
In Palma verschwinden in den letzten Jahren öfter Traditionsläden und -lokale. Manche Namen waren sogar älter als die Stadtverwaltungsliste mit geschützten Betrieben – aber nicht alle haben so ein Glück. Can Comas zählt nicht zu den historischen 75-Jahre-Adressen, die besonders geschützt werden. Das macht den Abschied bitter, ist aber Teil eines größeren Gemeinde-Bildes: Veränderung, manchmal zu schnell.
Der Abschied soll still bleiben, sagen die Betreiber. Kein großes Event, eher ein letztes Zusammenkommen mit vertrauten Stimmen und einem Glas. Danach wollen Antonio und Jaqueline kürzer treten: Spaziergänge, Familienzeit, vielleicht ein Cafébesuch am Hafen ohne den Druck einer Servicewoche.
Ob der Nachfolger das Herz des Lokals trifft, wird man sehen. Für die Straße Aragón bleibt die Erinnerung an eine Bar, die ohne viel Aufhebens vieles zusammenhielt. Und für die Menschen, die dort lebten und arbeiteten, endet ein Alltag, der sich über 29 Jahre in kleine Rituale gefügt hatte. Das ist kein Skandal, eher ein leiser Wechsel – und trotzdem spürbar.