Ein Stück Stadt, das plötzlich fehlt
Letzte Woche stand ich am Flughafen und suchte nach den Kiefern, die jahrelang Reisende verabschiedet hatten. Weg. Einfach weg. An ihrer Stelle eine neue Bushaltestelle, niemand hat vorher informiert. Wer hier öfter wartet, kennt das Gefühl: Ein vertrauter Schatten ist plötzlich weg, und mit ihm ein Stück Alltag.
Ähnliches passierte vor kurzem in Ciutat Jardí. Zwei große Kiefern wurden in den frühen Morgenstunden gefällt, Anwohner sahen den Motorsägenlärm und fragten später: Warum erst im Nachhinein? Die offizielle Antwort lautete, es bestehe Umsturzgefahr. Gut, Sicherheit geht vor. Trotzdem bleibt das Gefühl von heimlicher Entscheidung — und das schmerzt.
Man muss es ehrlich sagen: Sobald eine Motorsäge an einem Straßenbaum angesetzt wird, brennen die Sicherungen durch. Ich habe Leute gesehen, die morgens um halb acht zur Stadtmauer eilten, als die Ombú-Bäume gefällt werden sollten. Die Debatte war laut, emotional — und endete vor Gericht. Die Richter gaben schließlich der Stadt recht. Nicht jeder gewinnt vor Gericht, aber viele verlieren das Vertrauen.
Die Balearen-Baumpfleger, die Associació Balear del Arbre (ABA), haben mittlerweile versöhnlichere Töne angeschlagen. Agustina Sol, Vorsitzende des Verbands, sagt, man wolle nicht weiter polemisieren. Sie lobt jedoch auch: Es gibt inzwischen einen klaren Managementplan, technische Gutachten und ein Bemühen, Risiken sachlich zu bewerten. Das klingt vernünftig — wenn die Berichte denn geteilt würden.
Genau hier liegt der Knackpunkt: Der städtische Managementplan von 2012 schreibt vor, bei nicht dringenden Fällen 48 Stunden vorher zu informieren und die Presse zu benachrichtigen. In der Praxis klappt das nicht immer. Bewohner fordern transparente Gutachten, die erklären, warum ein alter Baum weichen muss — und wie Ersatz aussehen soll. Ein Olivenbaum ist nicht so schnell ersetzt wie ein Topfkranz.
Es gibt auch Fälle, in denen radikaler Rückschnitt sinnvoll ist. Platanen in Palmas Altstadt wurden so stark beschnitten, dass nur noch Stämme übrigblieben. Mancher sieht darin Zerstörung; andere sehen eine Chance, dass die Bäume eine neue Krone bilden. Beides ist ärgerlich, wenn niemand vorher erklärt hat, warum es so kommen musste.
Mein kleiner Vorschlag: Mehr Transparenz, mehr Gespräche mit den Vierteln — selbst ein Aushang am Laternenpfahl oder eine kurze Notiz online würde vieles entschärfen. Bäume sind mehr als Stadtmobiliar. Sie sind Treffpunkte, Schattengeber und, ja, Erinnerungsträger. Wenn sie verschwinden, sollte die Stadt laut und deutlich erklären, warum — nicht erst danach.