Palma ideas competition for Gesa area — culture or parking?

Palma startet Ideenwettbewerb für das Gesa-Areal — Museumsideen gegen Parkhauspläne

👁 2176✍️ Autor: Ricardo Ortega Pujol🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Stadt Palma hat den Ideenwettbewerb für das Gebiet rund ums Gesa-Gebäude ausgelobt. Viel Geld ist geplant — aber wer fragt die Anwohner wirklich?

Palma plant Großumbau rund ums Gesa-Gebäude — Streit um Parkplätze, Kulturflächen und Kosten

Die Nachricht ist kurz: Die Stadt Palma hat einen Ideenwettbewerb für das Areal um das alte Gesa-Gebäude gestartet, mit Abgabefrist Anfang April und einer Planungsperspektive bis 2030. In der Bekanntmachung steht eine Gesamtsumme von knapp 91 Millionen Euro, davon etwa 40 Millionen allein für die Sanierung des markanten Gesa-Körpers. Geplant sind außerdem zwei unterirdische Neubauten, ein Parkhaus für etwa 700 Fahrzeuge, mehr Grünflächen und die Tieferlegung einer Fahrbahn in Richtung Paseo Marítimo. Im sanierten Gesa-Gebäude sollen unter anderem neue Ausstellungsflächen entstehen.

Leitfrage

Leitfrage: Dient dieses Projekt wirklich der Stadtgesellschaft — oder retten wir vor allem das Auto und Immobilieninteressen auf Kosten des öffentlichen Raums?

Kurz: Das Vorhaben klingt ambitioniert und bringt Geld für Kultur ins Spiel. Gleichzeitig steht ein riesiges Parkhaus im Raum und eine Straßentieferlegung, die das Kostenbild und die Verkehrsströme erheblich verändern. Solche Entscheidungen betreffen nicht nur Fassaden, sondern wie Menschen durch Palma laufen, wo Kinder spielen und wie das Meerzugangserlebnis am Paseo Marítimo bleibt.

Kritische Analyse: Die Zahlen sind konkret — 91 Millionen, 40 Millionen für Gesa — doch sie sagen nichts darüber aus, wie die Betriebskosten für die neuen Anlagen finanziert werden sollen, wer die Parkplätze künftig nutzt oder wie der Umbau die tägliche Verkehrsbelastung verändert. Ein Parkhaus mit 700 Plätzen lockt Autofahrende in die Innenstadt, gerade in einer Zeit, in der städtische Mobilitätskonzepte vielerorts auf weniger Auto und mehr Rad, Bus und Fußverkehr setzen. Die Tieferlegung der Straße mag kurzfristig Entlastung versprechen, kann langfristig aber als Verkehrsverstärker wirken (bekannt als induzierte Nachfrage).

Außerdem fehlt in den Eckdaten ein Wort zur Klimafestigkeit: Wie reagiert das Projekt auf stärker werdende Regenereignisse und Meeresspiegelprobleme? Unterirdische Bauten stellen hier besondere Anforderungen an Abdichtung und Drainage; das kann teuer werden und ist nicht mit der reinen Baukostenschätzung erledigt.

Was im öffentlichen Diskurs oft zu kurz kommt: die Perspektive der Anwohnenden, der kleinen Geschäftsleute an der Promenade und der Menschen, die den Paseo Marítimo täglich nutzen. Es fehlen belastbare Verkehrsstudien, Schätzungen zu Parkpreisgestaltung, Aussagen zur Finanzierung (städtischer Haushalt, Fördermittel, private Partner?) sowie verbindliche Zusagen zur Nutzung der neuen Ausstellungsflächen — werden sie öffentlich zugänglich bleiben oder überwiegend für lukrative Sonderausstellungen vermietet?

Alltagsszene aus Palma: Am frühen Morgen sitzt eine ältere Frau mit ihrem Einkaufskorb auf der Bank vor dem Gesa-Gebäude, zwei Junge parken ihre Fahrräder an der Laterne, am Paseo Marítimo lärmen Busse und Roller, doch die Luft riecht nach frisch gebrühtem Kaffee aus dem Kiosk an der Ecke. Für diese Menschen entscheidet sich, ob die Promenade offener, begrünt oder künftig von Autos dominiert wird. Baustellenmonate bedeuten Lärm, Umleitungen und weniger Parkplätze für die Kundschaft der Bäckereien — das sind keine abstrakten Risiken, das ist der Alltag.

Konkrete Lösungsansätze, damit der Wettbewerb nicht an der Realität vorbeiplant:

• Statt 700 Stellplätzen einen Mix aus Kurzzeitparkplätzen und deutlich mehr Radabstellplätzen sowie sichere Busanbindungen vorsehen. Parkflächen können dezentralisiert werden (Park+Ride am Stadtrand) und die Innenstadt autofreier gestaltet werden.

• Öffentliche Flächen verbindlich zuweisen: Ein Prozent der Ausstellungsfläche verbindlich für lokale Kulturinitiativen, ohne hohe Mieten. Temporäre Nutzungen während der Bauphase (Pop-up-Galerien, Wochenmärkte) schützen lokale Anbieter.

• Umwelt- und Klimarisiken früh prüfen: Hochwasser-, Grundwasser- und Abdichtungspläne offenlegen, Energiekonzepte mit Solar/Geothermie berücksichtigen, nachhaltige Baumaterialien bevorzugen.

• Bauphasen so planen, dass die Geschäftsstraßen nicht monatelang abgeschnitten sind. Ein transparenter Zeitplan, Ersatzparkplätze und Lärmminimierungsauflagen für die Bauzeit gehören ins Wettbewerbsprogramm.

• Beteiligung stärken: Stadtteilforen, Nachtveranstaltungen, digitale Entwürfe zur Kommentierung und eine Verpflichtung der Preisträger zur Umsetzung kleinerer, früh sichtbarer Verbesserungen (z. B. mehr Bäume, Fußwege) würden Vertrauen schaffen.

Fazit: Die Idee, das Gesa-Gebäude für Kultur zu öffnen und mehr Grün zu schaffen, passt zu Palma. Kritik ist berechtigt, weil Ausweisung riesiger Parkflächen und Straßentieferlegungen die Richtung vorgibt: mehr Autos statt mehr Lebensqualität. Wenn die Stadt den Wettbewerb ernst meint, muss sie die Bedingungen so formulieren, dass soziale Nutzung, Klimaanpassung und Mobilitätswandel Vorrang haben. Andernfalls droht ein teurer Umbau, der vor allem neue Parkflächen für Pendelnde schafft — und die Leute, die jetzt den Paseo täglich leben, kaum gewinnt.

Für Dich gelesen, recherchiert und neu interpretiert: Quelle

Ähnliche Nachrichten