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Palma: Wie Luxus die ehemaligen Arbeiterviertel langsam übernimmt

Palma: Wie Luxus die ehemaligen Arbeiterviertel langsam übernimmt

01.09.2025
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Im Eixample von Palma verwandeln sich einst einfache Häuser in teure Eigentumsprojekte. Für Nachbarn bedeutet das Lärm, Preise und ein Stück verlorenes Stadtleben.

Vom Arbeiterhaus zum Investmentobjekt

Am späten Nachmittag, wenn die Avenidas in ein warmes Gelb tauchen, sieht man bereits die Bauzäune. Was früher ein Mietshaus mit Wäscheleinen auf dem Innenhof war, wird jetzt in glänzende Eigentumswohnungen verwandelt. Keine Werbung, keine Touristen, nur Bagger, Bauarbeiter und Immobilienprospekte mit Namen wie „Comte 16“ – so heißt ein aktuelles Projekt an einer der Hauptachsen des Eixample.

Gute Lage, schlechte Nachrichten für Nachbarn

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ein Investor kauft ein ganzes Haus, teilt es in mehrere Studios und Penthouses auf und verkauft die Einheiten einzeln. Eine fünf- bis sechsstellige Summe pro Quadratmeter ist mittlerweile keine Ausnahme mehr. Das lässt sich an Straßen wie Blanquerna Sur oder der Calle Gilabert de Centelles gut beobachten – von Leerstand zu Luxus in wenigen Jahren. Für die Leute, die hier aufgewachsen sind, heißt das: erhöhte Mieten, weniger Läden mit Alltagswaren und neue, oft ausländische Eigentümer.

Ich habe gestern mit einer Nachbarin gesprochen, sie wohnt seit den 90ern in einem Altbau gegenüber. „Früher hat man sich noch gegrüßt“, sagt sie. „Jetzt kenne ich meine Hausbankerin nicht mehr.“ Solche Sätze hört man oft. Es sind kleine, ehrliche Beobachtungen, keine Demonstrationsparolen, aber sie beschreiben, was viele fühlen.

Vom sozialen Raum zum Renditeobjekt

Historische Fassaden bleiben, das wollen die Entwickler betonen: Holzfenster, alte Fliesen, sichtbare Balken – liebevoll restauriert. Doch hinter der Fassade ändert sich das Leben. Gewerbeflächen, die früher Bäckerei oder Schuster beherbergten, werden zu Boutiquen oder Büros. Ein Projekt, das einst Sozialwohnungen war, trägt jetzt eine Preisschilder-Bandbreite, die für Einheimische unerschwinglich ist.

Ein Makler räumt ein, dass internationale Vergleiche herhalten: Palma sei noch günstig im Vergleich zu großen Metropolen. Das klingt zunächst verlockend – für Investoren. Für Familien, Ladenbesitzer und Rentner bedeutet das oft einen Perspektivverlust. Der Stadtteil gewinnt Glanz, aber manche alte Geräusche verschwinden: das Klacken der Töpfe, das Stimmengewirr am Treppenhaus, die improvisierte Nachbarschaftshilfe.

Was bleibt und was verschwindet

Die Casa, um die gerade viel gestritten wird, ist mehr als ein Haus. Sie steht symbolisch für eine Transformation: Ein Stück gelebte Stadt wird in ein Produkt verwandelt. Das ist nicht illegal, oft nicht einmal überraschend. Es ist wirtschaftliche Logik. Aber sie hat Auswirkungen auf das alltägliche Leben rund um Carrer und Avenida.

Am Ende wird Palma wahrscheinlich weiterhin attraktiv bleiben – diesmal für eine andere Klientel. Für manche bringt das neue Cafés und renovierte Straßen, für andere steigende Rechnungen und das Gefühl, dass ein Teil der Stadt langsam verschwindet. Wer am Wochenende durch das Eixample läuft, hört neben Baustellen auch neue Stimmen: Maklertelefonate, Kartons von Lieferdiensten und die Fragen derer, die überlegen, hierherzuziehen. Es ist ein langsamer Austausch, kaum spektakulär, aber deutlich spürbar.

Notizen vom Viertel: Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie alte Laternen neben modernen Schildern. Und mittendrin Menschen, die versuchen, ihre Ecke zu behalten.