Streit um den Namen: Politik trifft Geschichte
\nAm frühen Morgen, gegen 9:15 Uhr, vor dem Rathaus an der Plaça de Cort standen heute ein paar Anwohner und zwei Journalistinnen mit Kaffee in der Hand und wunderten sich: Schon wieder Namensdebatte. Die rechtspopulistische Partei Vox will einen Antrag einbringen, der den offiziellen Stadtnamen von „Palma\" zurück zu „Palma de Mallorca\" ändern soll. Das Thema ist schnell, laut und für manche überraschend lokal.
\n\nWarum die Aufregung?
\nSeit 2017 lautet der amtliche Name schlicht „Palma“. Befürworter der Rückänderung argumentieren, dass „Palma de Mallorca\" touristisch bekannter sei und Identität stifte. Gegner sagen: Das ist ein politischer Schachzug, kein historisches Muss. In Cafés an der Avinguda Jaume III hörte ich Stimmen wie: „Mir ist's egal, hauptsache, die Müllabfuhr kommt pünktlich.“ Das bringt es auf den Punkt: Für viele Bewohner ist Alltag wichtiger als Namenskosmetik.
\n\nExperten reagieren gemischt
\nHistoriker und Sprachwissenschaftler, die ich telefonisch erreicht habe, schütteln größtenteils den Kopf. Einer, der sich seit Jahren mit palmesanischer Stadtgeschichte beschäftigt, sagte trocken: „Palma ist der ursprüngliche Name, ’de Mallorca’ kam später politisch hinzu.“ Ein stadtchronist erinnerte daran, dass Namensänderungen selten aus rein sachlichen Gründen erfolgen – oft steckt parteipolitische Symbolik dahinter.
\n\nWas würde sich ändern?
\nVerwaltungsaufwand wäre real: Papiere, Schilder, Formulare – manches müsste geprüft werden. Nicht riesig, sagen manche Rathausmitarbeiter, aber spürbar. Ein Taxifahrer in der Altstadt lachte: „Touristen sagen sowieso oft ‘Palma de Mallorca’. Die denken nicht so genau.“
\n\nStimmung in der Stadt
\nAuf der Rambla, am Nachmittag, war die Reaktion eben nicht einheitlich. Ältere Bewohner erinnern sich an Diskussionen vor Jahren, jüngere sind meist gleichgültig. Eine Studentin meinte: „Wenn Politik damit Punkte holt, finde ich das schlecht. Wenn’s die Identität stärkt, okay – aber das glaube ich nicht.“
\n\nWie geht es weiter?
\nDer Vorschlag muss formal im Stadtrat eingebracht und diskutiert werden. Es ist nicht sicher, ob er eine Mehrheit findet. Beobachter erwarten Proteste und Stellungnahmen von Kulturinstitutionen. Eines ist klar: Mehr als ein Name hängt an der Debatte – es geht um Erinnerung, Politik und Alltag in Palma.
\n\nFazit: Die Diskussion ist wieder losgetreten. Fachleute raten zur Vorsicht, viele Anwohner reagieren gelassen. Ob am Ende „Palma de Mallorca\" zurückkommt oder „Palma\" bleibt, ist offen – und für den Feinschliff im Rathaus bleibt noch Zeit.