Mallorca Magic Logo
Steinblöcke unter Palma‑Brücke: Abschreckung statt Unterstützung?

Steinblöcke unter Palma‑Brücke: Abschreckung statt Unterstützung?

21.08.2025
👁 2376

Auf einem Stück Land unter der Jacint‑Verdaguer‑Brücke hat der Inselrat Sandsteinblöcke verteilt. Für Anwohner ist das Sicherheitsmaßnahme, für Helfer reine Verdrängung.

Sandsteinblöcke statt Lösungen: Was unter der Jacint‑Verdaguer‑Brücke passiert

Gestern Vormittag, gegen 9 Uhr, bin ich an der Jacint‑Verdaguer‑Brücke vorbeigegangen. Die Sonne knallte, und auf dem erhöhten Gelände neben den Bahngleisen lagen jetzt gleichmäßig verteilte Sandsteinblöcke — ordentlich, fast wie auf einem Friedhofsweg. Kein Zelt, keine Decke, kein Pappkarton mehr. Die Steine sollen laut Inselrat dafür sorgen, dass sich dort niemand mehr niederlässt. Kurz und praktisch: abschrecken.

Zwischen Son Fortesa und Son Oliva: eine Ecke, die schon lange diskutiert wird

Der Ort liegt an der Grenze zwischen Son Fortesa und Son Oliva, eine schmale Parzelle zwischen Zugstrecke und Fußgängerweg. Nach den Renovierungsarbeiten an der Brücke hat der Inselrat die Fläche wiederhergerichtet — und eben diese Steine aufgeschichtet. Anwohner, die ich sprach, sagen: "Es wirkt sicherer, keine Zelte mehr." Ein älterer Mann auf der Plaça, der jeden Morgen seinen Hund ausführt, nannte es pragmatisch: "Endlich hört das Zeug auf, hier zu campen."

Aber nicht alle sehen das so nüchtern. Sozialinitiativen, die seit Jahren mit Menschen ohne Wohnung arbeiten, warnen vor einer reinen Verdrängungspolitik. "Man schützt die Augen der Stadt, nicht die Menschen", sagt Maria, die seit zwei Jahren für eine lokale Beratungsstelle tätig ist. Sie erzählt von Leuten, die nach der Räumung einfach weitergezogen sind — an andere Brücken, in Parkanlagen oder an unsichere Straßenränder.

Was fehlt: bezahlbarer Wohnraum und niedrigschwellige Hilfen

Das Problem ist bekannt: Es gibt zu wenig bezahlbare Wohnungen, zu wenige niederschwellige Angebote und oft eine Lücke zwischen kurzfristiger Hilfe und langfristiger Betreuung. Das Aufstellen von Sandsteinblöcken ist schnell, sichtbar und für die Verwaltung leicht zu kommunizieren. Aber es heilt nichts.

Ich habe mir auch die Frage gestellt, wie sich das für die Menschen anfühlt. Weggehen müssen, weil die Stadt es so will. Ohne Perspektive, ohne Adresse, ohne ein vertrautes Plätzchen. Menschenrechtler fordern deshalb schon länger einen Masterplan: mehr Sozialwohnungen, mobile Beratungsdienste und verbindliche Unterstützungsangebote statt punktueller Eingriffe.

Mein Eindruck

Als Nachbarin, die in Palma lebt und Fahrrad fährt, nervt mich der schnelle Griff zur Ästhetik. Ja, die Ecke ist ordentlicher. Aber sauber kann auch anders aussehen — mit Programmen, die Menschen zurück ins System bringen. Ich erwarte vom Inselrat, dass er die Maßnahme begleitet: Zahlen, wohin die betroffenen Personen gegangen sind, welche Alternativen angeboten wurden und vor allem, welche Schritte kommen, damit das Problem nicht nur von A nach B geschoben wird.

Das ist kein Aufruf, die Orte frei zu lassen. Sondern ein Plädoyer, die langfristige Antwort zu suchen. Sonst bleiben am Ende nur ordentlich gestapelte Steine — und dieselben Namen in den Sozialberichten.

Wenn Sie aus der Gegend sind: Wie sehen Sie das? Ich habe heute Vormittag noch mit zwei Anwohnern gesprochen — die Meinungen gehen auseinander.