Wenn ein kurzes Nickerchen zur Routine wird
Am Flughafen Palma merkt man es: mehr Starts, mehr Landungen, und irgendwo dazwischen sitzen Menschen, die an ihre Grenzen geraten. Eine aktuelle Umfrage unter deutschen Pilotinnen und Piloten beschreibt genau das. Kurze, kontrollierte Schlafphasen – im Fachjargon „Napping“ genannt – sind längst kein Ausnahmefall mehr, sondern für viele Routine.
Was die Zahlen sagen
Über 900 Besatzungsmitglieder wurden befragt. Die Tendenz ist klar: ein großer Teil gab an, in den letzten Monaten während eines Reiseflugs schon einmal geschlafen zu haben. Auf Kurzstrecken ist das nicht selten, auf Langstrecken noch häufiger. Manche Crews greifen regelmäßig darauf zurück, andere nur gelegentlich. Nur sehr wenige sehen es als einzelnes Ereignis.
Warum das passiert
Die Gründe wirken banal und zugleich ernst: enge Dienstpläne, Lücken im Personalplan, Hitzespitzen im Sommer und hektische Umstellungsphasen bei Verspätungen oder Unwettern. Wer schon einmal um 6:45 Uhr an Gate B12 auf den Boarding-Aufruf gewartet hat, kennt den Druck: Flug vorbereiten, Passagiere, Wetterlage prüfen — dann gleich weiter zum nächsten Einsatz.
Ein kurzes Nickerchen an sich ist nicht automatisch gefährlich. Es kann helfen, akute Müdigkeit zu reduzieren. Aber die Umfrage warnt davor, dass Napping für viele zum dauerhaften Mittel wird, um mit strukturellen Überlastungen klarzukommen. Und genau da entsteht das Problem: Dauerstress lässt sich nicht mit fünf Minuten Schlaf pro Flug lösen.
Was gefordert wird
Vertreterinnen der Pilotengewerkschaft fordern deshalb ein Umdenken bei Airlines, Behörden und in der Politik. Bessere Kontrolle der Flugdienstzeiten, wissenschaftlich gestützte Risikomanagement-Systeme für Müdigkeit und realistischere Dienstpläne stehen ganz oben auf der Liste. Es geht nicht um Sanktionen, sondern um Sicherheit – für Crew und Passagiere gleichermaßen.
Wer auf Mallorca Urlaub macht oder Verwandte abholt, sollte das Thema ernst nehmen. Verspätungen nach Unwettern, Personalengpässe oder enge Drehkreuze erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Crews in Erschöpfungssituationen geraten. Das ist keine Panikmache, sondern eine nüchterne Beobachtung aus der Luftfahrtpraxis.
Ein Lokalblick
Vor Ort, am Passeig Mallorca oder bei einem Kaffee in Son Armadams, reden Piloten oft offen über Arbeitsverdichtung. Sie nennen konkrete Fälle: Schichtpläne, die kaum Erholungszeit lassen, und Strecken mit mehreren Anschlussflügen am selben Tag. Manche sagen, sie würden Napping nur kontrolliert und nach Vorschrift anwenden. Andere geben zu: Es fühlt sich an, als sei das der einzige Weg, um Termine zu halten.
Fazit: Kurzschlaf im Cockpit ist nicht per se gefährlich. Problematisch wird es, wenn er Teil eines Systems wird, das Menschen dauerhaft an ihre Belastungsgrenze bringt. Mallorca als beliebtes Ziel ist davon direkt betroffen – nicht nur statistisch, sondern ganz praktisch, in den Flugplänen und Dienstplänen, die hier ankommen und wieder starten.