Kleine Bilder, große Fragen: Was bedeuten die Symbole auf den Sitzlehnen?
Letzten Mittwoch um 08:40 am Gate 12 in Palma kam ich mir vor wie in einem Rätselstudio: Mitten im Boarding hielt eine Frau ihr Handy hoch, zoomte auf die Rückenlehne vor ihr und fragte laut: „Ist das ein Sandwich oder ein Mensch?“ Mehrere Köpfe drehten sich um. Im Flugzeug herrschte ein leichtes Gelächter – und eine echte Verwirrung über die winzigen Piktogramme, die Ryanair auf die Sitzlehnen klebt.
Was die Zeichnungen zeigen sollen – und warum kaum jemand das erkennt
Die Airline verzichtet weitgehend auf gedruckte Sicherheitskarten und spart damit Platz und offenbar auch Druckkosten. Stattdessen sind Hinweise direkt auf die Sitze gedruckt. Die Absicht klingt sinnvoll: im Notfall sollen Passagiere schnell wissen, was sie tun (oder zurücklassen) müssen. In der Realität jedoch sind die Bilder so klein und stilisiert, dass sie eher Rätsel als Orientierung bieten.
Ein Symbol, das an eine kleine Figur erinnert, wurde von Reisenden als Brot, Spielzeug oder eben als Mensch gedeutet. Tatsächlich geht es um Zahnersatz: Im Notfall sollen Prothesen nicht mitgeschleppt werden. Nebenbei ein klares, wenn auch unangenehmes Bild — aber nur, wenn man weiß, was es darstellen soll.
Mehr als ein Scherz: Schmuck, Brillen und Zähne
Ein weiteres Symbol zeigt etwas, das manche für einen Ohrring oder ein Accessoire halten. Die Erklärung: Alle losen Gegenstände wie Schmuck, Ohrringe oder große Accessoires sollten beim Verlassen des Flugzeugs zurückbleiben. Die Brille ist dagegen meist deutlich erkennbar – die hat niemand wirklich übersehen.
Was hier fehlt, ist Kontrast, Größe und Kontext. Viele Passagiere sagten mir, sie hätten mehr Vertrauen in eine klare Sicherheitskarte oder in deutliche, wiedererkennbare Piktogramme. Auf Social-Media-Kanälen entbrannten Diskussionen: Ein YouTuber zeigte die Motive in Großaufnahme und nannte die Designs „Relikte aus anderen Jahrzehnten“, verkleinert und unpraktisch.
Ein Kompromiss zwischen Sparen und Sicherheit?
Man kann verstehen, dass Billigflieger jeden Quadratmeter nutzen. Doch wenn Sicherheitshinweise nicht eindeutig sind, hilft das Sparen der falschen Sache. Ich sprach mit einer Stewardess am Gate, sie zuckte mit den Schultern: „Wir erklären alles im Safety-Video, aber die Symbole auf den Sitzen sind nicht selbsterklärend.“
Fazit: Kleine Piktogramme auf Sitzlehnen sorgen für Diskussionen, Schmunzeln und im Zweifel für Missverständnisse. Wer demnächst am Son Sant Joan in ein Low-Cost-Flugzeug steigt – Augen auf, Handy raus zum Zoomen, oder besser: aufmerksam dem Sicherheitsvideo folgen. Und ja, lassen Sie Ihre Zahnprothese ruhig im Sitz – falls das jemals nötig wird.