Zwischen Playa de Palma und La Lonja: ein offenes Gespräch
Am frühen Morgen, wenn die ersten Lieferwagen an der Playa de Palma rangieren und die Liegen noch leer sind, sieht man sie: Männer und Frauen, die Tücher, Sonnenbrillen und kleine Andenken verkaufen. Viele kommen aus Senegal. Offiziell leben knapp 5.000 Senegalesen auf den Balearen, sagt die Statistik. Nur: wie viele wirklich hier sind und ohne Papiere durchkommen – das weiß keiner genau. Man ahnt es nur.
Der Mann, der dazwischen steht
Cheikh Ndiaye ist Vorsitzender der Senegalesen-Vereinigung auf Mallorca. Er redet ohne Umschweife. „Ich war selbst mal Marktverkäufer“, erzählt er mir auf dem Passeig, noch mit dem Duft von Kaffee in der Luft. Heute arbeitet er als maître d’hôtel in einem Hotel in Palma – und hat die Erfahrung, wie schnell es in die Unsicherheit gehen kann.
Seine Botschaft ist einfach und unbequem zugleich: Viele kommen mit leeren Händen an, ohne Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung. Ohne Papiere gibt es keine Krankenversicherung, keine geregelte Arbeit, keine Perspektive. Und dann versucht man, irgendwie zu überleben. Klingt profan. Ist es aber nicht.
Kontrollen, Druck, Risiko
In den letzten Wochen hat die Polizei in Palma die Kontrollen intensiviert. Für manche Anwohner ist das ein Stück Ordnung. Für Ndiaye ist es eine Sorge: „Die Leute brauchen eine Chance, sonst werden sie verzweifelt“, sagt er. Junge Männer, so befürchtet er, könnten in kriminelle Strukturen abdriften, wenn ihnen keine legale Alternative geboten wird. Und ehrlich: das wäre ein schlechter Tausch für alle.
Seine Vorschläge sind praxisnah: Aufenthaltsregelungen flexibler handhaben, mehr Aus- und Weiterbildungsangebote, und endlich ein direkter Draht zwischen Vereinen und Behörden. „Arbeit fehlt auf der Insel“, sagt er, „man müsste die, die hier sind, nutzen, statt sie zu drängen.“
Konsequenz und Kritik
Gleichzeitig übt Ndiaye auch Kritik an Teilen seiner Community: Es gebe Leute, die Drogen verkaufen oder klauen. Dafür fordert er harte Strafen. Und er betont: er arbeite eng mit der Polizei zusammen, um solche Fälle zu melden. Klartext, innen und außen.
Am Ende bleibt ein gemischtes Bild: Menschen, die versuchen, ihr Leben aufzubauen; Behörden, die Ordnung durchsetzen; und eine Politik, die nach Meinung von Ndiaye weniger kooperativ geworden ist. Wenn man ihm zuhört, hat Mallorca eine Chance: bessere Regeln jetzt, damit es später weniger Ärger gibt. Klingt vernünftig. Und ja, es wäre uns allen lieber, wenn weniger improvisiert werden müsste.