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Vor 30 Jahren auf Mallorca: Wie senegalesische Straßenhändler das Strandbild veränderten

Vor 30 Jahren auf Mallorca: Wie senegalesische Straßenhändler das Strandbild veränderten

14.09.2025
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In den frühen 1990er-Jahren gehörten senegalesische Straßenhändler zum Alltag an Mallorcas Stränden. Ein Blick zurück auf Waren, Wege und das Leben hinter den Verkaufstischen.

Ein Stück Alltag, das heute anders aussieht

Vor drei Jahrzehnten waren sie so vertraut wie das Meeresrauschen: Männer aus Westafrika, die mit einem Bauchladen oder Rucksack die Strandpromenaden abliefen. Wer an einem heißen Nachmittag die Playa de Palma entlang ging, traf sie zwischen Sonnenschirmen und Cafés — immer freundlich, oft geduldig, manchmal mit einem lauten „barato, barato“.

Was sie verkauften

Das Sortiment damals war überraschend handfest: Armbanduhren mit eingebautem Wecker, bunte Perlenketten, geschnitzte Holzfiguren, Stoffbeutel und leicht zerbrechliche Sonnenhüte im Cowboy-Look. Nichts, was viel wert gewesen wäre — aber genug, um jeden Tag ein paar Euro nach Hause zu bringen. Heute denken viele eher an Nachahmungen von Markenartikeln, Fußballtrikots oder Sonnenbrillen. Der Wandel im Angebot zeigt, wie sich die Nachfrage auf der Insel änderte.

Wie sie lebten und arbeiteten

Offizielle Arbeitserlaubnisse waren rar. Nur ein kleiner Teil arbeitete ganz legal, andere improvisierten. Manche wohnten in einfachen Vierteln nahe Palma, andere teilten Räume weit draußen, sammelten sich vor Morgengrauen und machten sich auf den Weg an die Küste. Ich erinnere mich an einen älteren Herrn, der immer um 10 Uhr an der Ecke des Paseo stand, mit einer Kiste voller geschnitzter Vögel — er hat nie laut verkauft, sondern lieber gelächelt und gewartet, bis jemand stehen blieb.

Kein schnelles Reichtum — das Geschäft war meist hart. Viele kamen nicht, um reich zu werden, sondern um genug für die Familie zu verdienen. Tagsüber der Verkauf, abends Diskussionen unter Kollegen, Pläne für den Rückweg nach Dakar oder für das nächste Visum.

Kontrollen und Vorurteile

Polizeikontrollen spielten damals eine andere Rolle als heute. Behörden und Ordnungskräfte reagierten punktuell; für viele war die Lage unsicher. Vor allem aber prägten Stereotype das Bild: „Die sehen doch alle gleich aus“ — solche Sätze habe ich oft gehört, wenn Touristen und Einheimische über die Händler sprachen. Dabei steckte hinter jedem Stand eine eigene Geschichte.

Warum das wichtig ist

Diese Hautnah-Blicke in die 90er erinnern uns daran, dass Migration, Arbeit und Alltag eng miteinander verwoben sind. Die Menschen, die damals an den Stränden saßen, haben Spuren hinterlassen: in kleinen Geschichten, in Alltagsgeräuschen, in den Erinnerungen von Stammgästen und Ladenbesitzern. Manchmal ist es gut, kurz stehen zu bleiben und nicht nur zu kaufen — sondern zuzuhören.

Ein Rückblick, kein Urteil. Nur ein paar Straßen, ein paar Stimmen und die Erinnerung an ein Mallorca, das sich ständig verändert.