Sóller vor Wohnungsnot: Mieten starten bei 1.500 Euro — Einheimische geraten unter Druck

Sóller vor Wohnungsnot: Mieten starten bei 1.500 Euro — Einheimische geraten unter Druck

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Im Orangental sind günstige Mietwohnungen praktisch verschwunden. Staatliche Daten und Angebote zeigen: Für viele Einheimische ist ein Zuhause kaum noch bezahlbar.

Wenn der Nachbar keine Wohnung mehr findet

Am frühen Morgen, auf der Plaça Constitució, trifft man Alteingesessene mit Kaffee und Sorgenfalten. Die Ferrocarril-Pendler steigen ein, die Bäckerei öffnet — und die Fragen bleiben: Wo sollen junge Familien in Sóller wohnen, wenn fast nichts mehr unter 1.500 Euro pro Monat zu haben ist?

Was die Zahlen sagen

Aus einer Auswertung staatlicher Daten, basierend auf knapp 950 Mietverträgen, ergibt sich ein klares Bild: Würde Sóller als angespannter Wohnungsmarkt klassifiziert, lägen die theoretisch erwartbaren Durchschnittsmieten deutlich unter dem, was aktuell angeboten wird. Beispielrechnung: Für eine rund 96 m² große Wohnung im Ortszentrum müssten laut Modell etwa 976 Euro veranschlagt werden, im Hafenbereich wären es knapp 966 Euro für 84 m² — rechnerisch also rund 900 Euro im Schnitt für den Ort.

Die reale Lage ist härter. Auf den gängigen Portalen findet man das günstigste Angebot derzeit bei ungefähr 1.500 Euro im Monat für eine Wohnung mit etwa 80 m² — und das ist keine Ausnahme, sondern eher der neue Standard.

Was die Leute vor Ort sagen

Ein örtlicher Geograf, der die Zahlen ausgewertet hat, bringt es auf den Punkt: „Für viele hier ist bezahlbares Wohnen schlichtweg außer Reichweite.“ Das hört man am Markt, in der Bar am Abend, wenn junge Leute erzählen, dass sie aus Sóller wegziehen müssen, um eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Welche Lösungen kommen auf den Tisch?

Die einfachen Antworten fehlen. Eine Einstufung als angespannter Markt würde ein Werkzeug liefern, aber kein Allheilmittel. Vor Ort werden Vorschläge laut, die pragmatisch klingen: höhere Abgaben auf leer stehende oder ausschließlich touristisch genutzte Wohnungen, Förderung von langfristigen Mietverträgen, Sanierung vorhandener Bestände statt weiterer Zersiedelung — und sogar die Frage, ob staatliche Regelungen für Immobilienkäufe durch Nichtansässige zu prüfen sind, wenn die Knappheit so groß wird.

Die Zahlen der letzten zehn Jahre sprechen eine deutliche Sprache: Eigentum ist um rund 182 Prozent teurer geworden, die Löhne dagegen nur um etwa 29 Prozent gestiegen. Eine Schieflage, die man auf den Plätzen und in den Straßen sieht: leerstehende Altbauwohnungen neben renovierten Ferienapartments, und dazwischen Menschen, die sich Sorgen machen.

Warum jetzt handeln wichtig ist

Wer an einer Lösung arbeitet, betont: Es braucht mehrere Hebel gleichzeitig. Preisregelungen allein würden nicht reichen. Steueranreize für Vermieter, die langfristig vermieten; Förderprogramme für die Sanierung alter Bausubstanz; und klare Regeln gegen die Umwandlung von Wohnraum in kurzfristige Ferienunterkünfte — das sind Bausteine, die zusammenspielen müssen.

Am Ende geht es um etwas Einfaches und Wichtiges: Dass Kinder, Verkäuferinnen, Lehrerinnen und Handwerker in ihrer Heimat bleiben können, ohne jeden Monat neu rechnen zu müssen. Sóller ist schön, das weiß jeder. Aber schön bleiben heißt in diesem Fall auch, bezahlbar bleiben — und dafür braucht es jetzt Taten, nicht nur Diskussionen.

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