Neue Verdachtsmomente in einem langen Fall
Der Name Matthias Kühn fällt auf der Insel immer wieder — und selten ohne Ärger. Was hier als Gerücht auf der Plaza begann, ist nun offiziell: Die spanischen Finanzbehörden weiten ein laufendes Verfahren aus und richten ihren Blick auf eine Steuerkanzlei in Liechtenstein. Ermittler vermuten, dass hinter verschachtelten Firmenkonstruktionen große Geldsummen versteckt wurden.
Worum es geht
Seit mehr als zwei Jahren prüfen Staatsanwälte die Geschäftspraktiken des in Deutschland geborenen Bauträgers. Im Zentrum stehen Insolvenzen, komplizierte Kauf- und Zahlungsfolgen und laut Ermittlern ein Geflecht von Gesellschaften, die formal nichts miteinander zu tun hatten — in der Praxis aber vermutet man eine Kontrolle aus einer Hand. Die Behörden sprechen von Forderungen, die inzwischen deutlich über den ursprünglich geforderten 13 Millionen Euro liegen. Inzwischen ist von Beträgen im hohen zweistelligen Millionenbereich die Rede.
Ermittler sehen mehrere Bausteine: Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen, Treuhänder und komplizierte Übertragungen von Vermögenswerten. Die Theorie: So sollten Vermögen vor Gläubigern und dem Fiskus geschützt werden. Ob das in jedem Einzelfall legal oder strafbar war, muss ein Gericht klären.
Was sich jetzt ändert
Neu ist, dass die Untersuchungen nicht mehr nur lokale Kontakte betreffen. Eine Kanzlei in Liechtenstein, die angeblich mehrere dieser Firmen betreut haben soll, gerät ins Visier. Kollegen aus Palma berichten, dass Beamte bereits damit begonnen haben, Dokumente anzufordern und Zeugenvernehmungen vorzubereiten. Am Rande: Beim Café auf dem Passeig Mallorca tuscheln die Leute seit Tagen — man hört Uhrzeiten, Aktenordner, vermeintliche Namen. So geht Lokaljournalismus eben.
Nächste Schritte vor Gericht
Das Untersuchungsgericht hat Anhörungen für Ende Oktober angesetzt. Vorgesehen sind Vernehmungen des Hauptbeschuldigten sowie seiner beiden Söhne und weiterer Beteiligter. Ursprünglich sollten die Termine bereits im Juli stattfinden, wurden aber nach Angaben der Verteidigung verschoben. Eine Entscheidung über die bereits hinterlegte Sicherheitsleistung steht weiter aus: Kühn hatte eine Kaution in zweistelliger Millionenhöhe geleistet und ist gegen die Höhe rechtlich vorgegangen.
Familie und Öffentlichkeit
Besonders häufig wird in Gesprächen die Frage gestellt, inwiefern Angehörige betroffen sind. Die Ehefrau des Unternehmers, eine in Spanien bekannte Persönlichkeit, wurde in früheren Schritten genannt, ist aber nach aktuellem Stand nicht direkt beschuldigt. Ob sie doch noch eine Rolle in den Untersuchungen spielt, ist offen.
Was bleibt: Viele Fragen, staubige Aktenberge und ein Verfahren, das noch Monate dauern kann. Für Anwohner wie für Investoren ist klar: Die Aufarbeitung läuft und wird Mallorca noch eine Weile beschäftigen.
Kurze Fakten: Ermittlungen seit über zwei Jahren; ursprünglich 13 Mio. Euro Forderung; Kaution in Millionenhöhe; neue Ermittlungen mit Blick nach Liechtenstein; Gerichtstermine Ende Oktober.