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„US Army? No, gracias“: Ein Schild spaltet Palma

„US Army? No, gracias“: Ein Schild spaltet Palma

05.10.2025
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Als ein US-Flugzeugträger vor Palma ankert und 4.500 Marines an Land gehen, klebt in einer Innenstadtbar ein klares Schild – und die Insel diskutiert zwischen Geschäft und Prinzip.

Ein Schild und viel Gesprächsstoff

Letzten Freitag sah Palma ungewöhnlich viele Uniformen: Die USS Gerald R. Ford, ein gewaltiges Kriegsschiff, hatte in der Bucht vor Anker gelegt. Etwa 4.500 Besatzungsmitglieder verließen das Schiff, zogen Sonnenbrillen an und verteilten sich auf Passeig del Born, in Cafés und an den Stränden. Die meisten waren gut gelaunt, manche trugen Stiefel, manche Flipflops. Und dann, mitten im Altstadtgewirr, ein Schild an einer Bar, das für Gesprächsstoff sorgte.

Keine leichte Entscheidung für Wirte

Die Bar liegt keine zehn Minuten vom Plaça Cort entfernt, in einer Straße, die nachmittags noch nach gebratenem Fisch und Kaffee riecht. An der Tür hing ein auf Englisch verfasster Hinweis, der deutlich machte: Militärangehörige sind dort nicht erwünscht. Die Besitzerin – eine resolute Frau, die ich am Tresen traf und die lieber anonym bleiben wollte – sagte, das sei eine bewusste Haltung. "Es ist unsere Entscheidung", meinte sie, und schob hinterher: "Das kostet uns natürlich Umsatz."

Auf der anderen Seite stehen Händler und Gastronomen an der Playa de Palma und in Magaluf, die sich über deutlich volle Tische und unerwartete Trinkgelder freuen. "Für viele von uns ist das eine letzte Saisonhilfe", erklärte ein Sprecher eines lokalen Restaurantverbands und betonte, dass die wirtschaftliche Seite nicht ignoriert werden könne. Klare Worte, aber unterschiedliche Prioritäten.

Zwischen Politik und Alltag

Dass ein modernes Kriegsschiff vor der Insel liegt, löste nicht nur Konsumreaktionen aus. Linke Gruppen kritisierten das Manöver als symbolischen Akt des Militarismus; andere sehen darin einfach eine militärische Übung mit logistischen Folgen. Auf der Plaza herrschte an dem Tag eine merkwürdige Mischung: Kinder mit Heldenaufklebern, ältere Frauen, die sich über die Anwesenheit fragten, und Verkäufer, die T-Shirts mit Schiffsabbildungen anboten.

Ich habe mit Gästen in einem Café gesprochen. Manche meinten, Uniformen sollten hier nicht gefeiert werden; andere sagten, wer Urlaub macht, sei willkommen – egal in welcher Kleidung. Keine einfache Antwort. Und für eine lokale Barbesitzerin wie jene an der Altstadtfront ist das eine alltägliche Gratwanderung: Haltung zeigen oder den wirtschaftlichen Nutzen annehmen?

Was bleibt?

Das Schild ist klein. Die Diskussion ist groß. Palma liefert wieder einmal ein Bild, das typisch für die Insel ist: Pragmatismus trifft Idealismus. Ob am Ende mehr Umsatz oder mehr Prinzip zählt, hängt wohl von der Straße und dem Laden ab. Für die Inselbewohner war es jedenfalls ein Gesprächsanlass – bei einem Cortado und mit offener Tür in die laue Oktobernacht.

Stichworte: USS Gerald R. Ford, 4.500 Marines, Palma, Gastronomie, Protest