Ein Farn, der nach Monaten plötzlich wieder sprießt
Neulich, auf einer Wanderung am frühen Morgen Richtung Fornalutx, fiel mir etwas Merkwürdiges an den schroffen Mauern der Serra de Tramuntana auf: an vielen schattigen Ritzen saßen bronzefarbene, scheinbar vertrocknete Blätter – und nach einem Regenguss ein paar Tage später waren sie wieder grün. Ein echtes kleines Naturwunder. Man nennt solche Pflanzen hier gern halb im Scherz „Zombie“-Pflanzen.
Was steckt dahinter?
Biologinnen und Biologen an der Universitat de les Illes Balears untersuchen diese Arten, zum Beispiel den Farn Ceterach officinarum. Er wirkt lange Zeit völlig ausgetrocknet, doch sobald Feuchtigkeit kommt, stellt die Pflanze ihre Stoffwechselprozesse rasch wieder her. Wer schon mal im Juli durch das Torrent-Gebiet gelaufen ist, weiß: erst trocken, dann plötzlich wieder Leben. Das ist kein Zauber, sondern Anpassung.
Moose und Farne sind die Klassiker unter den „Auferstehern“. Sie überdauern Trockenphasen, indem sie Wasser speichern und Zellschäden begrenzen. Das ist für die Tramuntana wichtig, wo Schatten und Felsnischen Mikroklimata schaffen, in denen solche Pflanzen leben. Am Weg nach Lluc stehen sie zwischen Gestein und alten Trockenmauern, fast unscheinbar – aber erstaunlich widerstandsfähig.
Warum das für uns relevant ist
Die Forschenden hier haben ein klares Ziel: verstehen, welche Mechanismen diesen Pflanzen helfen, Trockenheit zu überstehen und danach wieder zu wachsen. Die Idee ist, diese Erkenntnisse später für Nutzpflanzen nutzbar zu machen. In einer Gegend, in der Regenfälle unregelmäßiger werden, könnten solche Eigenschaften helfen, Erträge zu stabilisieren.
Ich habe mit einer jungen Wissenschaftlerin gesprochen, die letzte Woche Proben an der Universität vorbereitet hat. Sie sagte: „Es geht nicht darum, Mais in einen Farn zu verwandeln, sondern bestimmte Stressreaktionen zu nutzen.“ Klingt vernünftig. Und klingt auch ein bisschen nach dem, was man hier in Mallorcas Gärten schon länger beobachtet: Pflanzen, die gelernt haben, mit wenig auszukommen.
Alltag und Forschung treffen sich
Für Wanderer, Gärtnerinnen und Landwirt*innen auf der Insel ist das mehr als nur ein kurioser Name. Wenn die Wissenschaft wirklich Wege findet, Toleranz gegenüber Trockenheit zu übertragen, verändert das langfristig, wie wir hier anbauen und gärtnern. Bis dahin lohnt es sich, beim nächsten Spaziergang die Felsen genauer anzuschauen. Manchmal versteckt sich ein kleines Wunder gleich neben dem Weg – und es ist gar kein Geist, sondern purer Überlebenswille.
Hinweis: Wer solche Pflanzen beobachten möchte, bitte nicht ausgraben. Lassen wir das kleine grüne Zeug dort, wo es funktioniert.