Felanitx plant Langzeit‑Krankenhaus: Chancen, Risiken und Fahrplan

Felanitx plant neues Langzeit‑Krankenhaus: Chance für die Pflege — oder zu viel für die Gemeinde?

👁 3274✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Felanitx bekommt eine Ausschreibung für ein Reha‑ und Langzeitzentrum im Umfang von rund 26 Millionen Euro. Chancen sind real — doch Verkehr, Personal und langfristige Kosten werfen Fragen auf. Was jetzt wichtig ist.

Felanitx plant neues Langzeit‑Krankenhaus: Was die Ausschreibung wirklich bedeutet

Am frühen Morgen, noch mit dem Duft von Café con Leche und den Glocken der Dorfkirche im Ohr, flatterte die Nachricht durch die lokalen Gruppen: Für Felanitx ist eine offizielle Ausschreibung veröffentlicht worden. Ziel: Ein Haus für Menschen mit längerem Betreuungsbedarf und chronisch Erkrankte, weniger Notfallmedizin, mehr Rehabilitation und Langzeitpflege. Die Zahl in der Mitteilung ließ viele kurz schlucken: rund 26 Millionen Euro.

Leitfrage

Die Leitfrage ist einfach und bleibt wichtig: Verbessert dieses Projekt wirklich die Gesundheitsversorgung in unserer Gemeinde, ohne Felanitx in Baustellenlärm, Parkplatznot und einen Mangel an Pflegekräften zu stürzen? Diese Frage soll nicht nur rhetorisch bleiben, sondern den Blick leiten — von der Ausschreibungsmappe bis zum ersten Spatenstich.

Was geplant ist — kurz zusammengefasst

Aus den Unterlagen: Vier Stationen, insgesamt 100 Einzelzimmer und ein Reha‑Tageszentrum. Die Wahl der Einzelzimmer ist bewusst: mehr Privatsphäre, weniger Infektionsrisiko, bessere Begleitung bei längeren Aufenthalten. Die Frist für Angebote endet Anfang Oktober; danach folgt das übliche Prüf- und Vergabeverfahren — und erst dann die Planungs‑ und Bauphase.

Wirkliche Chancen für Felanitx

Das Vorhaben bringt handfeste Vorteile: neue Arbeitsplätze für Pflegekräfte, Therapeutinnen, Techniker und Servicepersonal. Familien profitieren von den Einzelzimmern, wenn sie Angehörige begleiten. Kleine lokale Dienstleister — Wäscherei, Kantine, Handwerksbetriebe — könnten Aufträge bekommen. Und ein funktionierendes Reha‑Tageszentrum kann helfen, Lücken in der oft fragmentierten Versorgung zu schließen, sodass Therapien über längere Zeiträume begleitet werden.

In einer Gemeinde, in der man sich auf der Plaça noch persönlich grüßt, wäre eine bessere Anbindung an medizinische Angebote ein echter Gewinn — vorausgesetzt, die Umsetzung ist durchdacht.

Was in der öffentlichen Debatte zu kurz kommt

Stadtbild und Verkehr sind keine Nebensache. Die Frage „Wo genau wird gebaut?“ entscheidet über Lärm, Lieferverkehr und Parkdruck. Wenn Lkws und Pendelbusse die Carrer Major frequentieren, ändert sich der Alltag: Marktstände, Kinder auf dem Heimweg, die älteren Nachbarn mit ihren täglichen Spaziergängen. Baustellenphasen müssen geplant werden, damit die Altstadt nicht zum Nadelöhr wird.

Personal ist der entscheidende Punkt: 26 Millionen sind eine Investition in Mauern und Technik — aber Pflege lebt von Menschen. Können wir genug qualifiziertes Personal gewinnen, ohne dass andere Heime und Kliniken in der Region ausbluten? Eine halbe Stunde Gespräche auf dem Markt zeigte: Viele junge Leute ziehen weg, Dienste sind schwer zu besetzen. Ohne attraktive Arbeitsbedingungen, Ausbildungsplätze und Wohnmodelle wird das Haus auf dem Papier glänzen — und in der Praxis Probleme bringen.

Und dann die Finanzen: Wer zahlt langfristig die Betriebskosten? Öffentliche Projekte neigen zu Nachverhandlungen. Es braucht transparente Pläne für Personalaufwand, Instandhaltung und Rücklagen, damit das Projekt nicht schnell zum finanziellen Ballast wird.

Konkrete Vorschläge — damit das Projekt ein Gewinn wird

1. Mehr Beteiligung: Mehrere Info‑ und Planungswerkstätten, abends und an Wochenenden, damit auch Berufstätige dabei sind. Keine Entscheide hinter verschlossenen Türen.

2. Verkehrs‑ und Umweltgutachten vorab: Externe Gutachten für Anlieferung, Rettungswege und Besucherströme. Mobile Park‑ und Shuttle‑Lösungen prüfen, damit die Altstadt atmen kann.

3. Lokale Jobs sichern: Vertragsklauseln für Ausbildungsplätze, Praktika und bevorzugte Vergaben an lokale Firmen — so bleibt Wertschöpfung in der Gemeinde.

4. Transparente Betriebskosten: Öffentliche, leicht verständliche Kalkulationen zu Personal, Betrieb und Rücklagen, damit Bürgerinnen und Bürger wissen, wofür investiert wird.

5. Modular bauen: Eine phasenweise Umsetzung reduziert Belastungen für Anwohner und erlaubt erste Teilinbetriebnahmen, bevor das ganze Projekt abgeschlossen ist.

Fahrplan — kurz und knapp

- Ausschreibung veröffentlicht, Budget: ca. 26 Mio. Euro.
- Vier Stationen, 100 Einzelzimmer und Reha‑Tageszentrum.
- Angebote bis Anfang Oktober; danach Prüfungen, Auswahl und dann Planung und Bau.

Fazit

Ein neues Gesundheitszentrum kann Felanitx viel bringen: bessere Versorgung, neue Arbeitsplätze, Know‑how und ein Plus an Sicherheit für Familien. Es kann aber auch neue Probleme schaffen — Verkehr, Baustellenlärm, Personalengpässe und langfristige Kosten. Gut geplant, mit echter Bürgerbeteiligung und harten Vorgaben an Betreiber und Bieter, hat das Projekt das Potenzial, ein Gewinn für die Gemeinde zu werden. Sonst droht es, ein großes Bauvorhaben zu bleiben, dessen Vorteile die Menschen hier erst mühsam erkämpfen müssen.

Wer demnächst durch die Carrer Major läuft, hört zwischen Marktrufen, Espresso‑Klingen und Kinderlachen bereits die Diskussion: Hoffnung, Skepsis und die pragmatischen Fragen nach Parkplätzen. Jetzt ist die Zeit, diese Fragen laut zu stellen — bevor die Bagger rollen.

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