Ein Brief von Marga Prohens an Madrid hat Palmas Rathaus aufgewühlt: Geplant sei ein Munitionslager am Flughafen Son Sant Joan – die Inselregierung fordert transparente Informationen, die Anwohner verlangen Antworten.
Munitionslager in Son Sant Joan: Prohens verlangt Aufklärung — Sorge in Palma wächst
Am milden Oktobermorgen, wenn die Propeller der kleinen Maschinen über dem Passeig Marítim leise säuseln und die Cafés an der Plaça langsam voller Stimmen werden, zog eine Nachricht scharfe Konturen in die Palma-Debatte: Marga Prohens hat ein formales Schreiben an Pedro Sánchez geschickt. Thema: ein geplantes Munitionslager auf dem Gelände des Flughafens Son Sant Joan.
Das ist kein gewöhnlicher Vorgang. In Palma spricht man nicht nur über Statistiken, sondern über Nachbarinnen und Nachbarn, die täglich Rettungsflugzeuge beobachten, Angehörige, die am Flughafen arbeiten, und Ladenbesitzerinnen, die ihre Terrassen öffnen, während am Horizont militärische Maschinen landen. Die Leitfrage lautet seit dem Brief deshalb klar: Wie sicher sind die Menschen rund um Son Sant Joan — und warum wurden lokale Behörden nicht früher einbezogen?
Worum genau geht es?
Die bisher bekannten Eckdaten sind konkret und nüchtern: Investition rund 1,8 Millionen Euro, ein Depot mit einer Kapazität von etwa 75.000 Kilogramm, teilweise unterirdisch angelegt, mit dicker Beton- und Erdauflage. Geplant sei die Lagerung moderner Raketen- und Bombentypen, auch solcher, die mit Drohnen genutzt werden können. Solche Fakten lesen sich technisch — für die Nachbarschaft klingen sie erst einmal beunruhigend.
Son Sant Joan ist längst mehr als ein Flugfeld. Hier sitzen die Ala 49, das 801. Geschwader und das Koordinationszentrum für Luftrettung (RCC Palma). Hubschrauber starten von hier zu Rettungseinsätzen, Transportmaschinen bringen medizinische Teams. Die Nähe von Munition zu diesen Einsätzen wirft Fragen zur operativen Sicherheit auf: Was bedeutet eine Munitionslagerung für Rettungsflüge, für Wartungsarbeiten, für das tägliche Personal und die umliegenden Wohngebiete?
Warum die Empörung?
Es geht nicht nur um die Menge an Material, sondern um Informationspolitik. Prohens betont Verständnis für Sicherheitsbelange der Streitkräfte, kritisiert aber das Ausbleiben eines Vorabdialogs mit der Balearenregierung, dem Inselrat und der Stadt Palma. Das Gefühl des "Übergangen-Werdens" sitzt tief — in Besprechungen im Rathaus, in Gesprächen am Markt und in verrauchten Cafés.
Hinzu kommt die politische Schärfe zwischen Madrid und Palma: Bei Mietgesetzen, Zuweisungen minderjähriger Migrant:innen oder historischen Debatten prallen bereits Positionen aufeinander. Ein einseitig kommuniziertes Militärprojekt verstärkt Misstrauen, weil es die Frage nach Zuständigkeiten, Transparenz und Verantwortung aufwirft.
Was wird wenig diskutiert?
In der öffentlichen Debatte geraten einige Aspekte leicht aus dem Blickfeld: Wer trägt die rechtliche Verantwortung im Schadensfall? Wie sehen Langzeitpläne für die Entsorgung oder Inspektion der Munition aus? Gibt es Versicherungs- oder Haftungsfragen, die Kommunen belasten könnten? Und nicht zuletzt: Welche Auswirkungen hat ein Munitionslager auf touristische Versicherungen, Rücktrittsrisiken und das Image eines Flughafens, der täglich Zivil- und Militärflüge mischt?
Auch technische Details bleiben vage. Welche Munitionstypen wären betroffen? Wie oft wären Transporte erforderlich? Wie sind die An- und Ablieferungswege geplant, und wie würden diese den Verkehr auf den Zufahrtsstraßen beeinflussen? Solche organisatorischen Fragen sind praktisch, aber zentral für das Sicherheitsgefühl der Anwohnerinnen.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Statt nur zu protestieren, braucht es jetzt strukturierte Antworten und konkrete Schritte. Erste Maßnahmen, die die Regierung in Palma und das Verteidigungsministerium prüfen sollten, sind:
1. Öffentliches Informationsforum: Ein kurzfristig anberaumtes Treffen mit Fachleuten, Vertretern der Streitkräfte, Kommunalpolitik und betroffenen Nachbarschaften. Transparenz baut Vertrauen.
2. Unabhängige Sicherheitsprüfung: Ein externer Gutachter sollte Risikoszenarien, Transportwege und Notfallpläne prüfen — inklusive Bürgerbeteiligung bei der Bewertung.
3. Detaillierte Notfallpläne: Konkret benannte Zuständigkeiten, Evakuierungsmodalitäten und medizinische Versorgungsketten für umliegende Gemeinden.
4. Einbindung lokaler Parlamente: Parlamentsausschüsse der Balearen und des Inselrats sollten Zugriff auf vertrauliche, aber relevante Informationen bekommen, damit politische Kontrolle statt alleiniger Exekutiventscheidungen möglich wird.
5. Alternative Überlegungen: Prüfung, ob bestimmte Munitionstypen an weniger dicht besiedelten Orten gelagert werden können — oder zeitlich gestaffelte Lieferungen das Risiko mindern.
Was bleibt fürs Erste?
Für viele in Palma sind es vor allem Fragen, nicht sofort Antworten: Nach Schutz, Transparenz und wer sie informiert, wenn sich an den Plänen etwas ändert. Während am Passeig die Tauben picken und die Kellner weiterhin Touristenkaffees servieren, diskutiert die Stadt über Zuständigkeiten. Ein bisschen Sorge mischt sich mit dem Wunsch nach einer klaren, pragmatischen Lösung — und der Hoffnung, dass Politik nicht wieder erst dann reagiert, wenn die Ruhe am Flughafen endgültig gestört ist.
Update: Sobald aus Madrid oder vom Verteidigungsministerium verlässliche Details vorliegen, berichten wir weiter. Bis dahin bleibt Son Sant Joan ein Ort, auf den Palma besonders achtet.
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