Ein Sonntag am Parc de la Mar: 8.500 Teilnehmer, deutsche Marathon‑Sieger und die Frage, wie Großveranstaltungen Palma wirklich verändern — Zwischen Feier, Alltag und Optimierungsvorschlägen.
Deutscher Doppelsieg am Parc de la Mar — viel Jubel, aber auch Fragen
Es war wieder so ein Morgen in Palma, an dem die Stadt zwei Herzen schlägt: das der Touristinnen und Touristen mit Kameras und Caffè con leche, und das der Sportlerinnen mit Startnummern und Rennpuls. Die 21. Auflage des TUI Palma Marathon lockte rund 8.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Uferpromenade. Am Ende standen zwei Deutsche ganz oben: Thomas Kühlmann gewann den Marathon in 2:31:48, Rebecca Robisch siegte bei den Frauen in 2:46:21. Applaus, Glockengeläut der Kathedrale und Möwenrufe mischten sich zu einer Panorama‑Melodie, die typisch für Palma an solchen Tagen ist.
Debüt mit Happy End — Kühlmanns Straße, Robischs Konstanz
Der 42‑jährige Kühlmann, sonst in Trails unterwegs, trat erstmals auf asphaltierten Strecken an — und gewann. Ruhig und kontrolliert bog er auf die Zielgerade vor der Kathedrale ein, das bekannte Panorama im Rücken, ein Grinsen im Gesicht. Bei Rebecca Robisch war es weniger Show als intelligente Arbeit: sie navigierte Windkanten an der Küste und lief ein gleichmäßiges Rennen. Zwei Performance‑Geschichten, die zeigen: Palma ist nicht nur Postkartenidylle, sondern eine ernstzunehmende Bühne für Läufer.
Mehr als die Sieger — Zahlen, Publikum, Atmosphäre
Neben dem Marathon liefen auch ein Halbmarathon und ein 10‑Kilometer‑Rennen; Spitzenzeiten, internationale Starter und am Ende zufriedene Gesichter. Winzige Kinder mit bemalten Schildern, Rentner, die am Café‑Tisch sitzen und zuschauen, Voluntarios, die Becher reichen — all das gehört dazu. Die Strecke hob die Innenstadt für Stunden aus dem Alltag: Straßensperren, Umleitungen, Polizei und viele Freiwillige sorgten für Sicherheit und Ablauf.
Die leitende Frage: Passt so ein Event wirklich in den Alltag Palmes?
Wenn viele applaudieren, ist das gut. Aber es gibt die andere Seite: Menschen, die zur Arbeit müssen, Lieferanten, die umgeleitet werden, Anwohner, die ihre gewohnte Ruhe verlieren. Solche Events bringen Geld in Cafés und Hotels — aber sie beanspruchen auch den öffentlichen Raum. Die zentrale Frage lautet deshalb: Wie lässt sich der wirtschaftliche Nutzen mit dem Alltagsinteresse der Bewohnerinnen und Bewohner ausbalancieren?
Aspekte, die oft zu kurz kommen
Erstens: Verkehr und Erreichbarkeit. Straßensperren klingen harmlos, sind für Pendler aber mehr als ein Umweg. Zweitens: die ökologische Last. Tausende von Teilnehmenden und Zuschauerinnen hinterlassen Müll, zusätzlichen CO₂‑Fußabdruck und verstärkte Belastung kleiner Grünflächen. Drittens: die Abhängigkeit von Freiwilligen. Ohne die vielen Helferinnen und Helfer läuft nichts — doch ihre Arbeit bleibt meist unbezahlte Knochenarbeit.
Konkrete Chancen und Vorschläge
Palma muss nicht zwischen „mehr Veranstaltungen“ und „weniger“ wählen. Es gibt praktikable Wege, solche Großereignisse verträglicher zu machen. Bessere Kommunikation ist ein erster Schritt: frühzeitige Infos an Anwohner, gezielte Fahrplan‑Updates für Busse und Fähren. Zweitens: grünere Events — Verpflichtung zur Mülltrennung, wasserstationen mit wiederbefüllbaren Flaschen, kompensationsmaßnahmen. Drittens: Anerkennung für Voluntarios — Fahrtkosten, Verpflegung und ein kleines Honorar würden viel bewegen.
Ein Vorschlag zur Streckenplanung
Die Route am Passeig Marítim ist wunderschön, aber sie beansprucht touristische Hauptachsen. Eine mögliche Lösung wäre, die Strecken etwas zu entzerren: Start und Ziel an Orten, die weniger starken Alltagsverkehr berühren, oder die Nutzung von Parallelstraßen an besonders knappen Punkten. Das mindert Umleitungen und erhält die Stimmung – die Fotos vor der Kathedrale bleiben trotzdem.
Wirtschaftliche und soziale Bilanz
Für Cafés und Hotels war der Sonntag ein Geschenk: volle Tische nach dem Rennen, Gäste, die noch bleiben wollen, und kleine Umsätze, die in der Nebensaison zählen. Für Anwohnerinnen kann es jedoch ein stressiger Tag sein. Hier wäre ein Modell fair: ein Teil der Veranstaltungsgebühren fließt gezielt in lokale Projekte — etwa in Reinigungsdienste, Nachbarschaftszentren oder in die Entlohnung von Helfern.
Was bleibt vom Tag?
Einige Bilder: Kühlmann mit dem deutschen Trikot, Robisch, die erschöpft, aber zufrieden lächelt; Kinder, die am Rand nach Autogrammen fragen; Freiwillige, die ihre Arbeit mit einem Espresso belohnen. Und die Stadt, die für einen Morgen anders pulsiert. Solche Tage gehören zu Palma. Die Kunst ist, sie so zu organisieren, dass möglichst viele etwas davon haben — Teilnehmer, Zuschauer und Nachbarn.
Am Ende bleibt: zwei Pokale, viele glückliche Läufer und eine konkrete Einladung an Veranstalter und Stadtverwaltung, beim nächsten Mal etwas genauer hinzusehen. Damit die Klangkulisse aus Applaus und Möwenschrei nicht vom Hupen genervter Anwohner überdeckt wird.
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