Mann holt sein abgeschlepptes Auto aus Depot – jetzt ermittelt die Polizei

Er hat sein eigenes Auto 'geklaut' – und jetzt ermittelt die Polizei in Palma

👁 2187✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Ein 25-Jähriger holte sein abgeschlepptes Auto einfach aus dem städtischen Depot – ohne die Gebühren zu zahlen. Warum das rechtlich als Diebstahl gewertet werden kann und was in Palma schiefläuft.

Er hat sein eigenes Auto 'geklaut' – und jetzt ermittelt die Polizei in Palma

Wenn Eigentum plötzlich zum Diebstahl wird: Ein kurioser Fall aus Sa Riera

Leitfrage: Wie kann es sein, dass jemand sein eigenes Auto zurückholt und dafür strafrechtlich verfolgt wird?

Am frühen Morgen des 6. Dezember stoppte eine Streife in Palma ein Auto wegen auffälliger Fahrweise. Bei der Kontrolle stand plötzlich in den Systemen: Das Fahrzeug sei als gestohlen gemeldet. Der Fahrer – ein 25-jähriger Spanier – legte zwar Papiere vor und behauptete, Eigentümer zu sein. Die Polizisten gruben tiefer und fanden heraus: Das Auto war am 15. September wegen Falschparkens abgeschleppt und ins städtische Depot von Sa Riera verbracht worden. Um es abzuholen, hätte der Halter 132 Euro Gebühren zahlen müssen. Stattdessen hatte er das Fahrzeug ohne Zahlung vom Hof geholt – und damit eine Anzeige wegen Diebstahls am Hals.

Die Situation wirkt auf den ersten Blick wie ein schlechter Witz: Ein Mann „klaut“ sein eigenes Auto, um eine Gebühr zu sparen. Juristisch ist die Sache jedoch komplizierter. Wenn Eigentum durch eine Behörde oder einen Dritten in Verwahrung genommen wird, gilt es nicht mehr als frei zugänglich. Das unautorisierte Entfernen aus einem Depot trifft die Sicherheitsinteressen der Kommune und der Abschleppfirma – und genau daran knüpfen die Ermittler an. Es geht also nicht primär um die Frage, wem das Auto gehört, sondern darum, ob jemand ein verwahrt gehaltenes Gut ohne Erlaubnis beiseiteschafft.

Was im öffentlichen Diskurs oft fehlt, ist die Perspektive der Verwaltung: Warum werden Abschleppgebühren so hoch erlebt, dass Besitzende zu solchen Mitteln greifen? Und warum gibt es offenbar Lücken beim Schutz von Depotgelände, sodass Fahrzeuge unbemerkt herausgefahren werden können? Beides sind legitime Fragen, die in der Debatte zu kurz kommen. Auf der anderen Seite fehlt den meisten Gesprächen die juristische Klarheit: Nicht immer ist klar, welche Handlungen genau eine Anzeige nach sich ziehen.

Eine Alltagsszene aus Palma: Am Sa-Riera-Hang, wenn morgens die ersten Lkw und Abschleppwagen anrollen, hört man das Rattern der Winden und das Klirren von Metall. Anwohner, die zur Arbeit eilen, werfen verstohlene Blicke auf die Reihe parkender Autos. Müllfahrzeuge fahren vorbei, ein Bus hupt in der Ferne. In diesem Umfeld kann ein seltener Griff zur eigenen Schlüsselkarte schnell als unzulässiges Eindringen gewertet werden – besonders wenn am Geländer Schilder mit Hinweisen und Zugangsbeschränkungen hängen.

Konkrete Lösungsansätze, damit solche Fälle nicht eskalieren: Erstens sollte die Stadt einfache, gut sichtbare Informationen zu Abschlepp- und Lagerkosten bereitstellen – online und am Abschlepport. Eine digitale Zahlungsoption mit Quittung per SMS oder E-Mail reduziert Missverständnisse und erspart manchen den Gang zur Kasse. Zweitens müssen Depots besser gesichert sein: klare Zugangsprotokolle, Kameras, Wachpersonal zu Stoßzeiten. Drittens könnte die Verwaltung Härtefälle sozial prüfen – wer nachweist, dass er kurzfristig die Gebühren nicht aufbringen kann, erhält vielleicht eine Frist oder Ratenzahlung statt einer Konfrontation mit Strafverfolgung. Viertens: Schulungen für Beamte, damit bei Kontrollen sofort geprüft werden kann, warum ein Eigentümer ein Fahrzeug bewegt, und ob formale Schritte versäumt wurden.

Ein weiteres Element in der Diskussion: Das Verhalten Einzelner. Vor einigen Wochen wurde ein älterer Mann nach einer Verfolgungsfahrt von Palma nach Llucmajor festgenommen; auch dort hatte die Geschichte mit einem abgeschleppten Wagen und dem Versuch, dem Gebührenzwang zu entgehen, begonnen. Solche Extremfälle zeigen, wie schnell Frust über Bußgelder und Verfahren in gefährliches Fahrverhalten kippen kann.

Fazit: Der Fall des 25-Jährigen ist kein harmloser Kuriositätsticker. Er offenbart ein Spannungsfeld zwischen Verwaltungspraxis, individuellen Zwängen und strafrechtlicher Logik. Lösungen gibt es: mehr Transparenz, moderne Bezahlwege, soziale Abfederung und bessere Sicherung der Depots. Wäre das umgesetzt, könnten morgendliche Kontrollen an Straßenecken weniger verwirrend enden – und ein Mann bräuchte nicht zu riskieren, sein eigenes Auto „zu stehlen“, nur weil er die Rechnung nicht zahlen will.

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