Fira de Sant Tómas in Sineu - Traditional market and pork festival

Fira de Sant Tomàs in Sineu: Wurstduft, Dudelsack und ein Stück Mallorca

👁 2345✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Heute füllt das Schlachtfest in Sineu die Straßen mit Sobrasada, Mastschweinen und Dudelsackklängen. Eine Tradition, die Dorfleben und Handwerk zeigt — mitten in der Inselmitte.

Fira de Sant Tomàs in Sineu: Wurstduft, Dudelsack und ein Stück Mallorca

Wie ein Dorf seine Küche, Tiere und alten Bräuche auf die Straße holt

Wenn im Dezember das Licht flacher wird und der Tramuntana-Himmel klar bleibt, zieht es die Menschen in der Inselmitte raus — heute nach Sineu. Die Fira de Sant Tómas ist kein aufgesetztes Spektakel, sondern ein Samstag voller Geräusche: das Knacken von Feuer, Lachen an Marktständen, das raue Pfeifen von Dudelsäcken. Der Duft von gebratenem Fleisch und Sobrasada wabert bis zur Plaça des Mercat und mischt sich mit dem Geruch von Stallmist und nassem Stein.

Wurst und Fleisch stehen im Mittelpunkt, natürlich die Sobrasada — cremig, würzig, ein Stück Heimat auf Brot. Dazu haben Händler ihre Tische aufgereiht, Metzger aus kleinen Ortschaften legen ihre Wurstwaren aus, und es herrscht eine Art entspannter Konkurrenz: wer hat die deftigste Chorizo, wessen Sobrasada hat die feinste Paprikanote? Auf den Gassen klappern Eimer und Korbdeckel, Kinder rennen mit warmen Fingern an den Verkaufsständen vorbei, und Besucher probieren kleine Scheiben, während die Sonne über den Dächern Sineus langsam hinabgleitet.

Die Messe ist aber mehr als ein Markt. Es gibt Jagdvorführungen, bei denen Hunde und Hundeführer zeigen, was jahrzehntelange Praxis bedeutet. Tierausstellungen bringen Schafe, Ziegen und Mastschweine in das Zentrum — und ja, der alljährliche Mastschweinwettbewerb ist Publikumsmagnet: Nicht wegen des Ergebnisses allein, sondern wegen der Art, wie hier Landwirte ihre Arbeit präsentieren und Nachbarn ins Gespräch kommen.

Zwischen den Verkaufsständen ziehen Umzüge mit traditionellen Trachten und Dudelsackspielern. Die Klangfarbe passt eigenartig gut zu Sineu: rau, altmodisch, ein bisschen trotzig. Man sieht ältere Leute, die sich festlich gemacht haben, junge Familien mit Thermobechern in den Händen und Touristen, die überrascht sind, wie direkt und ungefiltert mallorquinische Traditionen noch funktionieren.

Ich stand heute an einer Ecke der Carrer Major. Vor mir: eine Metzgerei, zwei Tische mit Sobrasada-Paketen, dahinter ein Stand mit warmen Churros. Ein Bauer fütterte vorsichtig ein keckes Mastschwein, während ein kleines Mädchen ihm ein Stück Klebeband reichte. Solche Szenen sind ehrlich und ein bisschen schräg — und genau das macht den Reiz aus.

Für die Insel ist die Fira de Sant Tómas wichtig, weil sie mehr ist als Konsum. Sie verbindet Produktion und Tradition, städtische Neugier mit bäuerlicher Praxis. Junge Landwirte zeigen ihre Tiere, alte Rezepte werden wieder aufgelegt, und lokale Produzenten finden Käufer, die Wert auf Herkunft legen. In Zeiten, in denen viele Produkte anonym über Kontinente reisen, schafft Sineu an einem Tag Transparenz: Man sieht Tiere, spricht mit Menschen, versteht Arbeitsrhythmen.

Die Veranstaltung ist auch ein kleiner Impuls für die Inselmitte: Cafés sind gefüllt, Übernachtungen in einfachen Pensionen werden gebucht, und ein kleiner Zulauf in die Läden der Gemeinde bleibt über den Tag hinaus spürbar. Das wirkt sich nicht nur wirtschaftlich aus, sondern hält auch kulturelle Netzwerke am Leben — Dinge, die in Dörfern schnell verkümmern, wenn die Begegnungen fehlen.

Wer heute hingehen will: Die Fira dauert bis in den frühen Nachmittag. Das ausführliche Programm ist auf der Website des Ajuntament de Sineu als PDF hinterlegt. Für Besucher empfiehlt sich warme Kleidung, festes Schuhwerk und ein leerer Magen. Und: Respekt für Tiere und Aussteller — Fotografieren ist okay, aber Fragen ist höflicher.

Nachmittagssonne, Heizpilze an den Ständen, das leise Gespräch zweier Metzger über Fütterung und Reifezeit — das ist Mallorca abseits der Postkarten. Wer Sineu besucht, bekommt ein Stück gelebtes Handwerk serviert. Und für den Geschmackssinn bleibt die Erinnerung an Sobrasada: eine einfache Scheibe, ein kleines Glück.

Ausblick: Veranstaltungen wie die Fira de Sant Tómas zeigen, dass Traditionen lebendig bleiben, wenn sie Raum zum Zeigen bekommen. Vielleicht ist das die Einladung an andere Orte auf der Insel: Lokales sichtbarer machen, Produzentinnen und Produzenten direkt verbinden und Feste so gestalten, dass sie den Alltag bereichern — und nicht nur die Kalender füllen.

Heute in Sineu: laut, würzig, herzlich. Einmallorquinisches Fest, bei dem man hinter die Schürze schauen darf.

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