Morgentau und Mittagssonne: Mallorcas Strickjacken‑Wochenplan

Morgentau und Mittagssonne: Mallorcas Strickjacken‑Wochenplan

Diese Woche hat Mallorca seine eigene kleine Laune: morgens ein Hauch von Frost, am Nachmittag fast Frühlingswärme. Für Anwohner ist das nichts Neues — eher eine vertraute Routine aus Fenster auf, Fenster zu, Decke ins Auto und Thermoskanne für den Weg zum Markt. Besonders spürbar ist das Spiel der Temperaturen in den Innenhöfen rund um den Passeig del Born und in den trockenen Bachbetten bei Sant Joan, wo die Luft in den frühen Stunden manchmal so kalt ist, dass man den Atem leicht sehen kann.

Kurzer Wintergruß, langer Sonnenblick

Der Mix bleibt: in der Nacht und am frühen Morgen kratzen die Werte an der Null‑Grad‑Marke, tagsüber sind lokal leicht zweistellige Grade möglich. In Campos meldeten die Messstellen kurzzeitig Werte um den Gefrierpunkt; im Binnenland lagen viele Orte bei 2–3 °C. Wer früh am Meer joggt, kennt das Gefühl: der erste Schritt ist kalt im Gesicht, der zweite bringt bereits die milde Brise, die vom Paseo Marítimo herüberweht. Port de Sóller zeigte am Vormittag so viel Wärme, dass Spaziergänger die Mützen abnehmen konnten — wenige Kilometer weiter im Hinterland wurde noch die Strickjacke gebraucht.

Besondere Momente: In der Serra de Tramuntana gab es an manchen Pfaden einen dünnen Hauch von Schnee, mehr Staubzucker als Winterlandschaft, aber genug, dass die Steine kurz glänzten. In Bunyola knirschte feiner Hagel unter den Schuhen — ein überraschendes Geräusch, das hier selten ist und doch so typisch mallorquinisch wirkt: kurz irritierend, dann Anlass für Gespräche beim Bäcker.

Wind mischt die Karten

Der zuletzt kräftige Nordwind lässt nach, doch schon ab Anfang der Woche weht milde Luft aus Westen. Das bedeutet wärmere Luftmassen, aber auch stärkere Böen an exponierten Küstenabschnitten. Auf dem Passeig Marítim reicht ein Seitenstoß, und man findet sich ein paar Schritte zurück auf dem Gehweg wieder. Solche kleinen Szenen sind Alltag in Cafés: die Verkäuferin reicht ein Croissant, lacht und sagt: „Gestern warm, heute Pulli.“

Die Temperatursprünge innerhalb weniger Kilometer machen die Insel faszinierend. Ein Vormittag kann mehrere kleine Jahreszeiten bieten — ideal für Fotografinnen, die das glänzende Tramuntana‑Relief einfangen wollen, oder für Spaziergänger, die gerne abwechslungsreich unterwegs sind.

Praktische Tipps für die nächsten Tage

Einfaches Rezept: Schichtenprinzip. Morgens noch Socken und Mütze, mittags T‑Shirt im Rucksack. Gartenfreunde: empfindliche Pflanzen vors Fenster oder in ein geschütztes Eck stellen. Autofahrer sollten besonders morgens den Reifendruck kontrollieren — kühle Luft lässt ihn absinken. Radfahrer: Reflektoren und eine warme Schicht, denn in manchen Tälern bildet sich Nebel und es kann glatt werden. Haustierbesitzer: eine zusätzliche Decke ins Körbchen legen; ältere Tiere merken den Temperaturwechsel stärker.

Wanderer, die in die Tramuntana wollen: gute Schuhe, Stöcke und im Rucksack extra Handschuhe. Die Pfade können nach einem kalten Morgen rutschig sein, und ein kurzer Schneehauch macht manche Abschnitte trügerisch.

Warum das Ganze auch etwas Schönes ist: Diese Wetterwechsel erinnern an die Vielfalt der Insel. Ein bisschen Schnee in den Bergen, milde Luft an der Küste — das bringt Leben in den Alltag. Die Plaça Major füllt sich morgens mit Menschen, der Markt liegt im Dunst, und die Kirchenglocken klingen gedämpft. Es sind diese kurzen, leicht melancholischen Momente, in denen man sich einen zweiten Espresso gönnt und länger bleibt.

Also: Keine Panik vor dem Morgenfrost, aber ein wenig Respekt. Die Strickjacke bleibt derzeit bester Begleiter. Wer die lokalen Vorhersagen im Blick behält, ist morgens bestens vorbereitet — und kann mittags die Sonne genießen, wenn sie plötzlich wieder da ist.