In der Ruine der ehemaligen Diskothek Es Fogueró Palace wurde ein toter Mann gefunden. Die Guardia Civil ermittelt, eine Obduktion soll die Todesursache klären. Der Fund wirft Fragen zur Sicherheit verlassener Gebäude und zur Versorgung von Obdachlosen und Saisonarbeitern auf.
Leiche in Disco-Ruine von Alcúdia: Wer übernimmt Verantwortung für verlassene Orte?
Ein Fund, viele Baustellen — und eine Leitfrage
Leitfrage: Wie viele verlassene Gebäude und unbeachtete Nischen braucht Mallorca, bis sich Politik, Eigentümer und Gesellschaft verbindlich um Sicherheit und Obdach kümmern?
Letzten Donnerstag entdeckte jemand die Leiche eines Mannes auf dem Gelände der ehemaligen Diskothek Es Fogueró Palace in Alcúdia. Die Guardia Civil hat die Ermittlungen übernommen, eine Autopsie soll die Todesursache klären. Das Haus stand seit den frühen 90er-Jahren leer; was einst Tanzboden und Neonlichter war, ist heute ein zerfallenes Gerippe, in dem gelegentlich Obdachlose und Saisonkräfte Unterschlupf suchen.
Das ist die nüchterne Faktenlage. Aber die Szene vor Ort sagt mehr: Morgens, wenn die Busse zur Playa d'Alcúdia die Avenida befahren, liegt der Ruinenkörper wie ein Fremdkörper zwischen Blumenbeeten und Supermärkten. Möwen kreischen, Lieferwagen parken, und zwei Grundstücksecken entfernt bereiten Verkäufer auf dem Wochenmarkt ihre Stände vor. Niemand läuft absichtlich an solchen Orten vorbei — und doch quietscht die Nachlässigkeit auf leisen Sohlen.
Kritische Analyse: Warum solche Funde nicht nur „schicksalhaft“ sind
Verlassene Gebäude auf Mallorca sind kein nostalgisches Relikt, sie sind oft ein soziales und rechtliches Vakuum. Eigentumsverhältnisse sind unklar, Unterhalt bleibt aus, und Kontrolle findet sporadisch statt. In dieser Lücke entstehen Risiken: Einsturzgefahr, Brandschäden, kriminelle Nutzung und eben menschenunwürdige Behausungen. Wenn Saisonarbeiter oder Menschen ohne festen Wohnsitz Zuflucht suchen, zeigt das nicht nur eine einzelne Tragödie — es zeigt Versäumnisse im System.
Die Präsenz von Sicherheitskräften ist nach einem Fund wie diesem selbstverständlich. Aber Prävention braucht mehr als punktuelle Kontrollen. Technische Absperrungen allein reichen nicht: Solange es Menschen gibt, die in Ruinen übernachten müssen, produziert jede verriegelte Tür neue Risiken an anderer Stelle.
Was im öffentlichen Diskurs fehlt
Es fehlen konkrete Zahlen und Karten, welche Bauruinen auf der Insel tatsächlich ungenutzt und unsicher sind. Es fehlt eine klar geregelte Zuständigkeit zwischen Eigentümern, Gemeinden und dem Balearen-Archiv der Bauten. Und es fehlen praktikable Angebote für Personen, die aus Armut oder aus Zeitnot in solchen Gebäuden leben — besonders in Spitzenzeiten der Saison, wenn Unterkünfte knapp sind.
Außerdem wird zu selten über die wirtschaftlichen Gründe gesprochen, warum Eigentümer leerlaufen lassen: Steuerliche Fragen, Erbauseinandersetzungen, hohe Sanierungskosten oder fehlende Perspektiven für eine Umnutzung. Ein öffentlicher Diskurs, der diese Ursachen benennt, wäre hilfreicher als nur empörte Schlagworte.
Alltagsszene aus Alcúdia
Stellen Sie sich die Straße zum Hafen vor: Früher Feiermeile, jetzt ein Sammelsurium aus Touristenshops und stillen Ecken. Am Abend hört man das Meer, daneben das Murmeln von Menschen, die sich nach Arbeit oder Unterkunft umsehen. Ein Saisonarbeiter auf dem Weg zur Unterkunft nickt höflich, eine ältere Anwohnerin holt ihren kleinen Hund — und niemand spricht gern über die Ruine an der Ecke. Bis etwas geschieht, das nicht mehr zu übersehen ist.
Konkrete Lösungsansätze
1) Kartierung und Sanierungsregister: Die Gemeinde sollte eine öffentlich zugängliche Karte verlassener Bauten anlegen, inklusive Eigentümerkontakt und Gefährdungsstufe. Transparenz erzeugt Druck, aber auch Handlungsoptionen.
2) Mobile Sozialteams: In der Hochsaison sollten Teams aus Sozialarbeit, Gesundheitswesen und Bauaufsicht gezielte Einsätze an bekannten Ruinen durchführen. Nicht nur Kontrolle, sondern Beratung, medizinische Hilfe und Vermittlung in Notunterkünfte.
3) Sofortmaßnahmen bei Gefährdung: Temporäre Sicherheitszäune, Stromabschaltung, Brandschutz-Checks und Notfallbeleuchtung, bis eine dauerhafte Lösung erreichbar ist.
4) Anreize für Eigentümer: Steuerliche Erleichterungen oder Fördermittel für die Sanierung, gekoppelt an Fristen. Wer nicht handelt, dem könnten gestaffelte Bußgelder drohen.
5) Saisonarbeiter-Unterbringung: Ein abgestimmtes Angebot aus kostengünstigen, kontrollierten Unterkünften reduziert die Zahl der Menschen, die von Ruinen abhängig sind. Gewerbe und Hoteliers könnten hier in Partnerschaft mit Gemeinden Verantwortung übernehmen.
Pointiertes Fazit
Der leere Tanzboden von einst ist zu einem Mahnmal geworden: Wer Räume verfallen lässt, schafft Risiken für Menschen und Nachbarschaften. Die Aufklärung des Todesfalls ist wichtig — doch langfristig zählt, wie wir mit den Orten umgehen, an denen Menschen Schutz suchen. Es geht nicht nur um Mauern und Schilder. Es geht um klare Zuständigkeiten, pragmatische Hilfsangebote und darum, dass eine Insel, die vom Tourismus lebt, auch die Verantwortung für ihre verletzlichsten Bewohner übernimmt.
Solange verfallene Gebäude wie das Es Fogueró Palace unbeachtet bleiben, wird die Fläche, auf der sich Tragödien entfalten können, größer. Alcúdia braucht keine weiteren Ruinen, die stumm Zeugnis ablegen — sondern Lösungen, die man am Morgen nach dem Markt schon sehen kann.
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