Ein neuer Bildband versammelt ungewöhnliche Stadt-, Küsten- und Landaufnahmen von Mallorca – dazu eine originelle Wahlmöglichkeit beim Einband.
Ein Bildband, zwei Einbände und viele kleine Überraschungen
An einem kühlen Oktobertag Anfang des Monats stellte ein Münchner Fotograf seinen neuesten Bildband in Palma vor. Die kleine Galería Pelaires füllte sich gegen 18:30 Uhr mit Leuten, die eher wegen der Bilder als wegen des Sekts gekommen waren. Drinnen roch es nach Espresso und frisch gedrucktem Papier; draußen läuteten irgendwo die Kirchenglocken von einer Seitenstraße – typisch Palma, dachte ich.
Kontraste statt Postkartenmotive
Der Band sammelt Aufnahmen, die sich bewusst von den üblichen Touristenbildern absetzen. Es geht nicht um die klassischen Postkartenansichten, sondern um Kanten, Schatten und Details: Fischerboote mit Netzen im Hafen von Port d’Andratx, windgebleichte Mauern in Berghöfen, enge Gassen mit Graffiti, aber auch weitläufige Olivenhaine, die im Abendlicht flirren. Manche Fotos sind so reduziert, dass man fast den Salzgeruch zu hören meint. Andere erzählen von Handwerkern, Festen und Häusern, die keine Werbung brauchen.
Was auffällt: Die Bildauswahl ist liebevoll, aber nicht verklärend. Es gibt Nahaufnahmen von Keramik, rustikale Werkstätten und stille Strandabschnitte, die eher Verstecke als Sehenswürdigkeiten sind. Der Fotograf beschreibt in kurzen Texten, wie ihm diese Orte begegnet sind — nicht als Forscher, eher als jemand, der spazieren geht und die Augen offenhält.
Eine hübsche Kuriosität: zwei Umschläge
Beim Buchkauf können Käufer zwischen zwei Umschlägen entscheiden: ein Cover mit Meer und Horizont, das andere mit farbiger Töpferware aus Pòrtol. Die Idee entstand nach einer kleinen Umfrage — überraschend gleich verteilt: Männer tendierten etwas häufiger zum Meer, Frauen bevorzugten die Keramik. Statt zu diskutieren, hat der Autor beides gedruckt. Praktisch und ein bisschen charmant, finde ich.
Details zum Buch: Hardcover, 344 Seiten. Der Preis liegt bei rund 87 Euro (plus Versand), in einigen Geschäften wie Rialto Living in Palma kostet das Buch etwa 98 Euro. Bei der Präsentation gab es signierte Exemplare, und ein paar Besucher blätterten lange, bis sie sich entschieden hatten.
Am Ende bleibt der Eindruck: Mallorca lässt sich noch zeigen, ohne Postkarten zu wiederholen. Wer Inselporträts mag, die mehr Atem haben als Konsum, wird hier fündig. Und wer beim Kaffee in der Galería stand und auf das Cover starrte, konnte sich nicht entscheiden — also nahm man manchmal einfach beide.
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