Anwohner berichten von Drogenkonsum, Exkrementen und Einschüchterungen im städtischen Parkhaus am Carrer Manacor. Die Stadtverwaltung kündigt Kameras an – doch reicht das?
Parkhaus am Carrer Manacor: Wenn Angst Teil des Spaziergangs zum Auto wird
Leitfrage: Warum wird aus einem Alltagsweg zum Wagen plötzlich ein Ort, den viele meiden?
Frühmorgens, wenn die Bäckerei an der Ecke gerade die ersten Croissants in den Ofen schiebt und die Müllabfuhr den Passeig entlang tuckert, machen sich manche Anwohner auf den Weg zum Parkhaus in der Carrer Manacor. Was für sie nur ein kurzer Abstieg zu ihrem Auto sein sollte, ist für einige inzwischen ein unangenehmes, manchmal beängstigendes Erlebnis: Menschen, die im Parkhaus schlafen, benutzte Spritzen auf dem Boden, Gestank und offenbar auch aggressive Situationen.
Kurz gesagt: Bewohner und Nutzer beschreiben das Parkhaus als Ort, an dem Hygiene, Sicherheit und Kontrolle verloren gehen. Die städtische Parkhausgesellschaft soll bereits erklärt haben, zusätzliche Kameras zu installieren, gleichzeitig betonen Verantwortliche nach Angaben aus den Gesprächen mit Anwohnern, dass ihre Möglichkeiten begrenzt seien. Die Forderung der Bewohner ist klar: ein abschließbarer Zugang für den Anwohnerbereich und mehr Präsenz, besonders außerhalb der Geschäftszeiten.
Kritische Analyse
Mehr Kameras sind ein sichtbarer, aber oft unzureichender Schritt. Kameras dokumentieren, was geschieht, verhindern Verunreinigungen oder Drogenkonsum in abgelegenen Nischen jedoch nicht automatisch. Ein Parkhaus ist kein geeigneter Aufenthaltsraum; wenn Menschen dort über längere Zeit Schutz suchen, ist das ein Symptom: Es fehlen Schlafplätze, niedrigschwellige Hilfen und regelmäßige soziale Betreuung. Sicherheitsfragen werden öffentlich als Problem technischer Nachrüstung verhandelt, die soziale Dimension verschwindet dagegen zu leicht aus dem Blick.
Was im öffentlichen Diskurs fehlt
Die Gespräche konzentrieren sich auf Einzelschutzmaßnahmen – Kamera, abschließbare Türen, Reinigungen. Kaum jemand fordert jedoch Zahlen: Wie viele Menschen nutzen regelmäßig das Parkhaus nachts? Welche Hilfe haben sie bislang abgelehnt oder erhalten? Und wer übernimmt Verantwortung, wenn ein Nutzer bedroht wird? Ohne diese Daten bleibt die Debatte oberflächlich. Ebenfalls selten thematisiert wird die Rolle der Sozialdienste: Wie oft wurden Streetworker gerufen, welche Angebote gibt es für Suchtkranke und Obdachlose in Palma in den Nachtstunden?
Eine Alltagsszene aus Palma
Ein Montagmorgen: Fußgänger hasten an der Carrer Manacor vorbei, die Stimmen mischen sich mit dem Hupen der Busse. Eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen, bleibt kurz am Parkhaustor stehen, schaut hinein, zieht die Jacke enger und geht weiter. Ein Pärchen mit Einkaufstüten nimmt den Aufzug, im Parkdeck hört man weit entfernte Stimmen, dann leises Klappern – vielleicht eine Dose. Solche wenigen Sekunden reichen aus, um das Gefühl zu beschreiben: Nicht eine konkrete Bedrohung ist das Problem, sondern die Unberechenbarkeit des Ortes.
Konkrete Lösungsansätze
- Sofortmaßnahmen: bessere Beleuchtung, regelmäßige Reinigungsschichten, gut sichtbare Notrufknöpfe und Sensoren an abgeschiedenen Zugängen. Diese Schritte helfen gegen Verwahrlosung und geben Nutzern schneller Hilfe.
- Kurzfristig: eine abschließbare Tür für den Bereich, der ausschließlich Anwohnern vorbehalten ist; kontrollierte Zugangsberechtigungen (Ausweis, kleine Chipkarte) verhindern, dass das Parkdeck zur Nachtunterkunft wird.
- Mittelfristig: Kooperation der Parkhausbetreiber mit der Policía Local und Sozialdiensten – abgestimmte nächtliche Kontrollgänge und Besuchszyklen durch Streetworker.
- Langfristig: Ausbau von Unterbringungsplätzen und Suchthilfe in Palma, verbindliche Protokolle für städtische Liegenschaften, die als „Problemflächen“ identifiziert wurden, und ein transparentes Melde- und Reaktionssystem für Anwohnerbeschwerden.
Warum das relevant ist
Ein Parkhaus ist kein Privatparkplatz hinter verschlossenen Toren; es ist Teil des urbanen Gefüges. Wenn hier Menschen Zuflucht suchen und andere Angst bekommen, knüpft das an größere Fragen: Wie geht Palma mit Armut, Sucht und dem Mangel an Wohnraum um? Sicherheitsmaßnahmen ohne soziale Angebote sind Pflaster auf einer offenen Wunde.
Pointiertes Fazit
Wer morgens nervös die Stufen herunterrennt und sein Auto so schnell wie möglich erreichen will, erlebt nur die Folge eines vielschichtigen Problems. Kameras und Reinigungsdienste sind nötig – aber unzureichend. Palma braucht einen Plan, der Sicherheit und soziale Hilfe verbindet. Sonst bleibt das Parkhaus am Carrer Manacor ein Warnzeichen: ein Ort, an dem die Stadtverwaltung punktuell reagiert, die tieferen Ursachen aber unbehandelt lässt.
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