Zwischen Kathedrale und Passeig Mallorca häufen sich Müll, Zigarettenstummel und Hinterlassenschaften. Anwohner fordern mehr Reinigung, Präsenz und soziale Lösungen – doch wer zahlt und wer handelt wirklich?
Was vorm Dom schön begann, fällt langsam auseinander
Wenn die ersten Taxiboote über den Hafen tuckern und die Kirchenglocken der Seu neunmal schlagen, wollen viele Palma-Bewohner den Blick auf das Wasser unten am Parc de la Mar genießen. Was zurzeit auffällt: Der Blick ist oft getrübt. Plastikbecher, Essensreste auf den Wegen, volle Papierkörbe – und an manchen Morgen sogar Hundekot oder andere unhygienische Hinterlassenschaften im Gras. Was früher ein kleiner urbaner Rückzugsort war, wirkt stellenweise wie eine vernachlässigte Ecke der Stadt.
Wer ist eigentlich verantwortlich?
Die einfache Antwort lautet: das Ayuntamiento. Aber die Praxis ist komplizierter. Reinigung, Leerer der Mülleimer, Pflege der Grünflächen – vieles wird über Dienstleistungsverträge geregelt. Anwohner berichten, dass diese Dienste gerade an Wochenenden oder in lauen Sommernächten lückenhaft erscheinen. Wenn Reinigungszeiten starr sind und die Wochenendbelastung unterschätzt wird, entsteht schnell der Eindruck, die Stadt kümmere sich nicht genug.
Leitfrage: Reichen häufiger leere Mülleimer allein, oder braucht Palma ein grundlegend anderes Konzept für stark frequentierte Stadträume wie den Parc de la Mar?
Stimmen aus dem Viertel und die weniger sichtbaren Probleme
„Ich gehe fast jeden Morgen mit dem Hund die Treppe runter“, sagt eine Anwohnerin aus Sa Calatrava. „Früher war der Park ein kleines Juwel. Jetzt meide ich manchmal die Bänke, weil sie übersät sind.“ Andere berichten, nachts würden Menschen in den Büschen schlafen. Die sichtbare Folge sind Müll und Unordnung – die unsichtbare ist sozial: fehlende Angebote für obdachlose Menschen, die den Park als Schlafplatz nutzen. Ein Aspekt, der oft zu kurz kommt: Urbanes Design kann Probleme verschärfen. Dunkle Hecken, wenig aktiv genutzte Flächen am Abend und fehlende sanitäre Einrichtungen schaffen Räume, in denen Müll und Not zur Routine werden. Auch das Abwesenheitsmanagement in Verträgen – keine Nachtleerungen, starre Zeitpläne – trägt dazu bei.
Konkrete Folgen für Nachbarn und Tourismus
Verschmutzung führt schnell zu Rattenproblemen, schlechter Geruch und einem Gefühl von Unsicherheit. Für ein Areal direkt vor der Kathedrale, das täglich von Touristengruppen passiert wird, schlägt das negativ zu Buche. Das Image leidet, Besucher bleiben kürzer, Anwohner verlieren Lebensqualität. Kurz: Es geht nicht nur um Ästhetik, sondern um Gesundheit, Sicherheit und städtisches Gemeinwesen.
Was jetzt helfen kann – kurzfristig und mittelfristig
Kurzfristig ließe sich vieles verbessern ohne große Investitionen:
- Flexiblere Reinigungszeiten: Mehr Leerungen abends und an Wochenenden, angepasst an Besucherströme, nicht an starren Stundenplänen.
- Zusätzliche, gut platzierte Mülleimer: Auch spezielle Aschenbecherstationen und Hundetütenspender können das Problem deutlich reduzieren.
- Sichtbare Präsenz: Mehr städtische Kontrolleure oder kommunale Patrouillen in Abendstunden – nicht als Knast, sondern als Präsenz gegen Müll und für Sicherheit.
Mittelfristig sind strukturelle Maßnahmen nötig:
- Soziale Angebote: Mobile Beratungsteams und niedrigschwellige Übernachtungsplätze für Menschen ohne Wohnung können die Zahl derjenigen reduzieren, die Parks nachts benutzen müssen.
- Designänderungen: Weg mit unübersichtlichen Hecken, gezielte Beleuchtung, belebende Nutzungen wie Cafés und Veranstaltungen, die den Park tagsüber beleben.
- Vertragsanpassungen: Bei Dienstleistern sollten Leistungsziele Wochenend- und Abendlagen abdecken; eventuell gekoppelt an Bonus/Malus für schlechte/gute Performance.
Einige Ideen klingen modern: Sensor-gestützte Mülleimer, Freiwilligenprogramme der Nachbarschaft, Kooperation mit Hotels und Kathedrale – doch ohne politischen Willen bleiben das nette Vorschläge. Ein Beispiel für solche Vorschläge ist der Paseo Marítimo, wo Anwohner ebenfalls Bilanz ziehen und auf Probleme hinweisen.
Chance für ein gemeinsames Projekt
Der Parc de la Mar kann mehr sein als Durchgangszone vor der Kathedrale. Ein integriertes Konzept aus Reinigung, sozialer Arbeit und städtebaulichen Maßnahmen könnte das Areal wieder zum lebendigen Wohnzimmer Palmas machen. Es braucht dafür ein klares Zeichen vom Ayuntamiento und eine aktive Beteiligung der Nachbarschaften. Wer morgens den Geruch von Meer, das Kreischen der Möwen und das Läuten der Seu schätzt, sollte sich nicht damit abfinden, dass genau dieser Ort vernachlässigt wird.
Meine Bitte an Stadträte und Leser ist simpel: Gehen Sie hin, schauen Sie sich um – und erinnern Sie die Verantwortlichen daran, dass ein Park kein Abstellplatz ist. Und wenn Sie heute entlang der Kathedrale spazieren: nehmen Sie Ihren Müll mit oder nutzen Sie den nächsten Papierkorb. Kleine Gewohnheiten können eine große Wirkung haben.
Ich werde die Entwicklung weiter beobachten und die Verantwortlichen an ihre Aufgaben erinnern. Palmas Herz am Meer verdient mehr als einen temporären Aufräumtrupp.
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