Seit Anfang November liegt Pegueras Flaniermeile in Schutt und Asche. Die erste Phase soll laut Verwaltung bis April abgeschlossen sein. Ein Reality-Check: Zeitplan, Folgen für Anwohner und was jetzt noch besser laufen muss.
Peguera zwischen Baustellenstaub und Hoffnung: Kann der Boulevard bis April wirklich fertig sein?
Erste Phase läuft seit Anfang November — doch die Fragen bleiben
Seit Anfang November ist der zentrale Boulevard von Peguera eine Großbaustelle. Baufahrzeuge, Absperrungen und lose Pflaster lagen letzten Samstag neben geschlossenen Cafés; der Geruch nach frischem Beton mischte sich mit dem Duft von gebratenen Tapas, die aus der offenen Tür eines kleinen Restaurants entströmten. Die Gemeindeverwaltung hat angekündigt, dass die erste Bauphase bereits im April abgeschlossen sein soll. Das klingt gut — klingt aber auch sportlich.
Leitfrage: Ist der Zeitplan realistisch, und wer trägt die Last, wenn er scheitert? Die Antwort hat mehrere Schichten: technische, wirtschaftliche und soziale. Technisch steht, was gemacht wird: 350 Meter Belag werden neu verlegt, die Fahrbahn als ebene Fläche mit einer 3,90 Meter breiten Fahrspur geplant, Gehwege zwischen 4,20 und 2,90 Metern, dazu ein 1,20 Meter breiter durchlässiger Streifen für Bepflanzung. Neun Meter tiefe Abwasserbrunnen müssen von innen ausgekleidet und dicht gemacht werden — aufwändige Arbeit, die Zeit frisst.
Die Baukosten für diese Phase stehen mit rund drei Millionen Euro im Plan; zwei Millionen davon kommen aus den Next-Generation-Fonds. So weit, so transparent. Was im Gespräch aber oft fehlt: konkrete Angaben zu Umleitungsplänen, Lärmschutzzeiten, Unterstützung für Betriebe entlang der Straße und zur Datennutzung der angekündigten Kennzeichenkameras.
Vor Ort beobachtet man Alltagssorgen: Ein Pensionär kommentierte auf der Plaça, die Fußgängerführung sei verwirrend, Lieferwagen stünden im Halteverbot, und die Stammgäste der kleinen Bars fragten, wie sie im Frühjahr wieder sichtbar werden sollen. Solche Stimmen sind kein Klagen aus Bequemlichkeit, sondern Hinweise auf praktische Lücken in der Planung.
Ein weiterer Punkt: Bäume sollen gesetzt werden, mit Wurzelbarrieren versehen, damit sie den Belag nicht anheben. Das ist gut gemeint. In der Realität entscheidet aber der Boden: Wie viel Feuchtigkeit bekommen die jungen Bäume wirklich? Werden die Pflanzgruben groß genug angelegt, damit Wurzeln nicht an die Oberfläche gedrückt werden? Kleine Fehler hier führen später zu teuren Nachbesserungen.
Die geplante technische Ausstattung — Werbetafeln und Kennzeichenkameras — steht unter dem Dach eines Projekts zur Entwicklung hin zur «intelligenten Tourismusstadt». Das lässt Fragen offen: Wer verwaltet die Daten? Wie lange werden Kennzeichen gespeichert? Welche Transparenz und Kontrollmöglichkeiten haben Anwohner? Solche Details gehören in die Kommunikation mit den Bürgern, sonst wächst Misstrauen.
Aus Sicht des Verkehrs ist das Ziel, den Autoverkehr zu beruhigen und die Geschwindigkeit zu senken, nachvollziehbar. Eine einzige 3,90 Meter breite Spur für beide Richtungen lässt aber wenig Puffer für Lieferverkehr, Rettungsfahrzeuge oder Fahrräder. Hier braucht es klare Regeln und Raum für Ausnahmen — samt sichtbaren Haltezonen.
Was im öffentlichen Diskurs oft fehlt, ist ein Arbeiten-mit-dem-Tourismus- und Gewerbealltag-Plan: klare Zeitfenster für lärmintensive Arbeiten, alternative Wegführungen für Fußgänger mit barrierefreien Übergängen, eine sichtbare Beschilderung für Gäste sowie kommunizierte Unterstützungsmaßnahmen für Betroffene Betriebe (Hinweisschilder, temporäre Außenflächen, Online-Promotion seitens der Gemeinde).
Konkrete Lösungsvorschläge: 1) Tagesetappen mit festen Endzeiten, damit Abende für Gastronomie bleiben; 2) temporäre, wetterfeste Laufstege entlang der Baustelle; 3) ein öffentlich einsehbares Fortschritts-Board online (Fotos, Messwerte, Zeitplan); 4) ein kleines Entschädigungs- oder Werbepaket für stark betroffene Geschäftsinhaber; 5) ein unabhängiges Umweltmonitoring für Staub und Baumschutz.
Ein weiterer praktischer Rat: Die Ausschreibung der zweiten Phase im April ist sinnvoll. Viel wichtiger ist aber, bereits jetzt verbindliche Koordinationsregeln zwischen den Phasen zu hinterlegen, damit Anschlüsse nicht später zum Nadelöhr werden. Sonst hat man in zwei Jahren vier halbfertige Abschnitte statt einer fertigen Flaniermeile.
Die Erneuerung des gesamten 1,3 Kilometer langen Boulevards wäre ein Gewinn für Peguera — langfristig. Damit das nicht an der Organisation scheitert, braucht es jetzt mehr Kommunikation und vorausschauende Feinplanung. Nicht nur ein Versprechen auf dem Papier, sondern klare, sichtbare Maßnahmen für Menschen, die dort leben und arbeiten.
Fazit: Das Projekt kann gelingen. Der Zeitplan bis April ist ambitioniert, aber machbar, wenn die Verwaltung und die Baufirma eng mit Anwohnern, Gewerbetreibenden und Rettungsdiensten zusammenarbeiten. Ohne dieses Zusammenspiel drohen Ärger und Zusatzkosten. Peguera braucht keine Baustellenshow, sondern eine Baustelle, die nachts Ruhe lässt, tags nicht die Existenz von kleinen Betrieben bedroht und später eine Boulevardpromenade liefert, auf die man wirklich stolz sein kann.
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