Der spanische Regierungschef hat in Brüssel vorgeschlagen, EU-Rechtsmittel zu schaffen, damit Gemeinden in Touristenzentren den Zukauf von Zweitwohnungen begrenzen können. Auf Mallorca sorgt das für heftige Debatten.
Wohnraum als Recht – Sánchez bringt die EU ins Spiel
In Brüssel hat Pedro Sánchez am Donnerstag klar gemacht, dass ihm das Thema Wohnraum in Spanien nicht egal ist. Vor Journalisten sagte er, die EU müsse Instrumente liefern, mit denen nationalstaatliche oder regionale Behörden in überhitzten Märkten, etwa an der Mittelmeerküste oder auf Inseln wie Mallorca, stärker eingreifen können.
Die Kernidee: Wenn Gemeinden nachweisen können, dass der freie Markt für Wohnraum nicht mehr für alle funktioniert, sollen sie nicht mehr nur zusehen müssen. Sánchez nannte drei Bausteine: rechtliche Hebel aus Brüssel, gezielte Fördermittel für sozialen Wohnungsbau und Maßnahmen gegen spekulative Käufe von Zweitimmobilien.
Warum es in Palma auf die Straße geht
Das Thema trifft in Mallorca auf ein empfindliches Pflaster. Man merkt das schon morgens im Café an der Plaça Major: Gespräche drehen sich oft um Mieten, Nachbarn, und wer sich die Insel noch leisten kann. Eine aktuelle Umfrage, die hier viel zitiert wird, sagt, 78 % der Balearen-Bewohner sehen den Massentourismus als Preistreiber beim Wohnen. Nicht überraschend, dass die regionalen Politiker sofort reagierten.
Die konservative Landesregierung in Palma kritisierte Sánchez scharf und warf ihm vor, mit großen Worten zu punkten, statt pragmatische Lösungen vor Ort zu liefern. "Viele hier sind skeptisch", hörte ich einen Stadtrat sagen, während er über die Passeig des Born schlenderte.
Was möglich wäre – und was nicht
Rechtlich geht es um eine Gratwanderung: EU-Recht kann Mitgliedstaaten erlauben, bestimmte Investitionsflüsse zu regulieren, wenn dadurch fundamentale soziale Rechte geschützt werden. Praktisch könnte das heißen: strengere Voraussetzungen für Kaufgenehmigungen durch Nichtansässige, Sondersteuern auf leer stehende Ferienwohnungen oder Förderprogramme für genossenschaftlichen Wohnungsbau.
Aus Sicht von betroffenen Hoteliers und Maklern wäre das ein Eingriff in Eigentumsrechte und Geschäftsmodelle. Auf einer kleinen Plaça in Portixol sagte ein Makler gestern: "Wir verkaufen Träume — aber wir sehen auch, dass junge Familien aus der Stadt verdrängt werden."
Diskussion bleibt hitzig
Ob Brüssel dem Vorschlag wirklich folgt, ist offen. Die EU-Kommission prüft derzeit verschiedene Ansätze, in der Praxis sind aber umfangreiche Abstimmungen mit Mitgliedstaaten nötig. Auf Mallorca jedenfalls ist die Debatte angekommen: zwischen Stammtisch, Rathaus und Strandpromenade wird diskutiert, gestritten, auch protestiert.
Wer am Ende die Entscheidungen trifft — Brüssel, Madrid oder die Inselregierungen — wird hier genau beobachtet. Und so lange die Preise klettern, bleibt das Thema für viele ein tägliches Ärgernis. Ich jedenfalls werde nächste Woche wieder am Café sitzen und zuhören. Die Stimmen der Nachbarn sagen schließlich oft mehr als jede Statistik.
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