Nachts in Santa Ponça: Schläge, Tritte und eine schnelle Entlassung
Es war einer dieser feuchten Julinächte, wie wir sie hier kennen: um 3.45 Uhr, noch spät, aber schon wieder heller werdend. In einer Seitenstraße nahe der Strandpromenade von Santa Ponça — man sagt am Carrer de la Mar, wo ein kleines Tattoo-Studio liegt — eskalierte eine Auseinandersetzung, die nun vor Gericht landet, obwohl es kein ordentliches Verfahren geben wird.
Was passiert ist (kurz)
Nach Angaben der Polizei soll eine Gruppe junger Männer erst ein Tattoo-Studio gestürmt und später einen 20-Jährigen auf der Straße angegriffen haben. Der Mann verlor offenbar das Bewusstsein, nachdem er von mehreren Personen geschlagen und getreten worden war. Auch der 71-jährige Großvater seiner Partnerin, der einschreiten wollte, wurde niedergestreckt.
Ambulanzpersonal brachte die beiden Opfer mit schweren Gesichtsverletzungen nach Palma. Vor Ort beobachteten Zeugen, wie zwei Verdächtige versuchten, sich zwischen parkenden Autos zu verstecken, bevor die Beamten sie festnahmen.
Warum es keine Anklage gab
Die Ermittlungen sind nun überraschend schnell beendet worden. Die zuständige Richterin hat das Verfahren eingestellt — der Grund: Die Opfer konnten die mutmaßlichen Täter vor Gericht nicht eindeutig identifizieren. Das klingt nüchtern, ist es aber nicht. Für die Verletzten und ihre Familien ist das eine herbe Enttäuschung.
Die beiden jungen Männer wurden kurz in Gewahrsam genommen und wenige Stunden später wieder freigelassen. Ihre Verteidigung wies laut Ermittlern darauf hin, dass es keine eindeutigen Beweise für eine Tatbeteiligung gebe.
Stimmen aus der Nachbarschaft
„Man hört oft, dass es nachts laut wird, aber so etwas hätte ich nicht erwartet“, sagt eine Anwohnerin, die an diesem Morgen mit dem Hund unterwegs war. Ein anderes Lokal in der Straße spendierte den Opfern laut Augenzeugen in der ersten Stunde Decken und Wasser — kleine Hilfe, große Wirkung.
Die Polizei betont, dass die Akte geschlossen wurde, solange keine neuen Beweise auftauchen. Das bedeutet nicht, dass niemand mehr ermittelt; es bedeutet nur: Ohne Identifikation kein Prozess.
Was bleibt
Für viele auf der Insel ist der Fall ein Dilemma. Auf der einen Seite steht die dringende Sorge um mehr öffentliche Sicherheit in beliebten Partyzonen. Auf der anderen Seite steht das Recht auf Unschuldsvermutung und die juristischen Hürden, wenn Opfer unter Schock stehen oder nachts kaum etwas gesehen haben.
Wenn Sie in der Gegend sind: Achtung in den frühen Morgenstunden. Und wenn Sie etwas gesehen haben, melden Sie es — manchmal entscheidet ein einziger Zeuge über Gerechtigkeit.