Aus einem komischen Spruch wurde ein ganzes Leben
Manchmal beginnen Beziehungen nicht romantisch. Sondern laut, ungeplant und mit einem dummen Spruch. So war es bei Gina und André. Sie kam 2007 mit zwei Freundinnen aus Berlin nach Cala Rajada, plante ein paar Tage Sonne, frische Luft und nichts weiter. Stattdessen wurde aus der Pause das Kapitel ihres Lebens.
Ein Abend, ein Spruch und ein Foto vom Morgen
Die Szene: eine Strandbar, Sangría in Plastikgläsern, Gelächter um zehn Uhr abends. Ein Mann mit zu viel Selbstvertrauen — und ein Anmachspruch, der eher rüde als charmant war. "Du gehörst wohl schon zum älteren Semester", sagte er. Kurz peinlich. Kurz stur. Und dann, erstaunlicherweise: neugierig.
Sie tanzten, stritten sich im Kopf und redeten am nächsten Tag stundenlang am Hafen. Er war 35, sie 40. Am Ende des Urlaubs schickte sie ihm ein Foto vom Sonnenaufgang. Er antwortete. Er fuhr von Bergkamen die 500 Kilometer nach Berlin, um sie wiederzusehen. Spaghetti mit Lachs-Sahne als Abendessen — und das war der Beginn eines Wochenend-Pendelns zwischen zwei Städten.
2008 zog sie zu ihm. 2013 kam der Antrag, mit Rosen und Champagner in einem verschneiten Hotelzimmer. 2014 die Hochzeit, die Flitterwochen führten zurück nach Palma. Kleinigkeiten wurden groß: Er lernte Snowboarden, sie versuchte sich am Golf. Cala Rajada blieb ihr Anker — eine kleine Wohnung bei einer einheimischen Familie, das Gefühl, heimzukommen.
Die schwere Strecke: Krankheit und Zusammenhalt
Dann kam 2024 eine Diagnose, die vieles erschütterte: Brustkrebs. 15 Chemotherapien folgten, 14 davon mit ihm an ihrer Seite. "Er hat mich gehalten, als ich nicht mehr konnte", sagt sie leise, während sie ihr Kopftuch zurechtrückt. Es klingt schlicht — und ist doch alles.
Die Reha, die Trennung für wenige Wochen, die Gewissheit, dass das gemeinsame Leben stärker war als die Angst: Gina hat den Krebs überstanden. Heute wirkt sie entschlossen, fast neugierig auf das, was noch kommt. André sitzt neben ihr, nimmt ihre Hand und sagt, dass es die beste Entscheidung seines Lebens war, die Frau mit dem vermeintlich schlechten Anmachspruch anzusprechen.
Es ist eine Geschichte, die zeigt: Urlaub kann flüchtig sein. Manchmal wird daraus mehr. Nicht weil es perfekt geplant war, sondern weil zwei Menschen bereit waren, dran zu bleiben — durch gute, laute und sehr schwere Tage.
Ort und Zeit: Cala Rajada, Playa de Palma; erste Begegnung im Juni 2007, Umzug 2008, Heiratsantrag 2013, Krebsdiagnose 2024.
Kleine Anmerkung am Rande: Spaghetti mit Lachs-Sahnesoße ist offenbar ein Beziehungskleber. Merkt euch das.