Auf Mallorca greifen immer mehr Menschen zu fertigen Menüs aus Supermärkten und Imbissen – eine unerwartete Konkurrenz für Bars und kleine Restaurants zur Mittagszeit.
Wenn der Salat aus der Kühltheke das Menü ersetzt
\nFrüher war es normal: um halb eins sitzt die Handwerkscrew in der Calle Sant Miquel, die Büromitarbeiter treffen sich am Plaça Major, und das menú del día läuft in fast jedem Lokal. Inzwischen sehe ich mehr Tüten mit fertigem Mittagessen aus dem Supermarkt als Teller auf Restauranttischen. Mercadona, Lidl, Carrefour — die großen Ketten haben ihre Truhen und Theken aufgerüstet und bieten komplette Gerichte an, fertig zum Mitnehmen. Und ja, sie sind günstig. Sehr günstig.
\n\nDas spürt man auf der Straße
\nAn einem Dienstag um 13 Uhr in El Terreno bemerkte ich, wie drei junge Eltern, eine ältere Dame und ein Bauarbeiter in einer Schlange vor einer Supermarkt-Selbstbedienungstheke standen, alle mit dem gleichen Ziel: schnell essen, weniger zahlen, zurück zur Arbeit oder zum Strand. Manche holen sich Salat, andere Auflauf oder ein Stück Lasagne — alles ordentlich verpackt, beschriftet und oft schon erwärmt.
\n\nKleine Bars sind nicht unsichtbar, sie kämpfen. Besitzer berichten von merklich weniger Gästen zwischen 12:30 und 14:30, wenn sonst die menú-Angebote liefen. Die Kosten für Personal und frische Zutaten steigen, die Preise für das Menü sind aber schwer zu halten, wenn die Konkurrenz fertige Gerichte für ein paar Euro anbietet. Das Ergebnis: weniger Umsatz, knapperer Alltag, manchmal sogar verkürzte Öffnungszeiten.
\n\nWarum Kundinnen und Kunden wechseln
\nEs gibt einfache Gründe. Zeit ist knapp. Viele Leute arbeiten länger, pendeln oder vermeiden die Parksuche. Dann kommt der Preis: Ein fertiges Gericht kostet oft weniger als ein komplettes Menü inklusive Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Und schließlich Bequemlichkeit — man nimmt es mit an den Strand, ins Büro oder nach Hause.
\n\nEin Restaurantbesitzer in Portixol sagte mir letzte Woche: „Wir lieben unsere Stammgäste, aber immer öfter sehe ich neue Gesichter nicht mehr. Manche kommen nur noch abends.“ Das spricht Bände. Es ist nicht nur die Mittagszeit: Gewohnheiten ändern sich.
\n\nWas tun die Betroffenen?
\nEinige Lokale setzen auf das, was Supermärkte nicht liefern können: Atmosphäre, schneller Service am Tisch, ein Gespräch mit dem Koch oder eine ungewöhnliche Tageskomposition. Andere experimentieren mit Lieferungen, vorgekochten Familienpackungen oder einem günstigen Express-Menü für Eilige.
\n\nDie Situation ist keine einfache Schwarz-Weiß-Geschichte. Supermärkte füllen eine Lücke — für Stundenarbeiter, Familien oder Menschen, die allein essen. Für Inhaber kleiner Lokale heißt das aber: neu denken, kreativ werden oder spezialisieren.
\n\nEin bisschen Politik und ein Ausblick
\nVertreter der Gastronomie fordern oft Unterstützung, etwa Kommunalmaßnahmen, die kleine Betriebe entlasten. Gleichzeitig könnten Verbraucherinnen und Verbraucher mit bewusstem Einkaufen helfen: ein paar Mal mehr am Monat im Lieblingscafé essen, statt nur schnell die Kühltheke anzusteuern. Klingt nach Appell, ist aber manchmal die einzige kurzfristige Rettung für die nächste Rechnung.
\n\nIch werde in den kommenden Wochen weiter beobachten, wie sich das Gleichgewicht verschiebt — und welche Ideen aus den Küchen kommen, um gegen die fertigen Truhen erfolgreich zu bestehen. Zwischen Paseo Marítimo und Plaça de la Reina verändert sich die Mittagsroutine, Stück für Stück.
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