Absperrband, Handplakate und eine Gerichtsklage: Anwohner auf der Plaza Llorenç Villalonga wehren sich gegen geplante Baumfällungen. Ein Reality-Check zur Entscheidungsfindung der Stadt.
Alarm in Palma: Nachbarschaft widersetzt sich Baumfällungen auf der Plaza Llorenç Villalonga
Am frühen Samstagmorgen lagen handgemalte Plakate auf den Bänken der Plaza Llorenç Villalonga, einige auf Englisch, manche auf Mallorquín-Spanisch. Zwei Frauen zupften die Ecken fest, ein Radfahrer hielt an, schaute und schüttelte den Kopf. Die Absperrbänder der Stadt saßen noch an den Laternen; ein Schild kündigte “Verbesserungsarbeiten am Kinderspielplatz” an – merkwürdig, weil hier noch nie ein Spielplatz stand. Autos rollten auf dem Passeig Mallorca vorbei, die Stimme eines Busfahrers hallte, und der Winterhimmel über Palma war flach und grau.
Leitfrage
Wer trifft die Entscheidung darüber, ob städtische Bäume bleiben oder fallen, und wie transparent ist dieser Prozess für Anwohner und Umweltverbände?
Die Fakten sind einfach: Menschen aus der Nachbarschaft haben zusammen mit Umweltschützern rechtliche Schritte eingeleitet, nachdem die Stadt den Bereich der betroffenen Bäume abgesperrt hat. Die Unklarheit – Absperrung statt klarer Information, ein Schild über einen angeblichen Spielplatz, verschiedene Signale aus der Verwaltung – hat die Stimmung angeheizt. In einer Stadt, in der Bäume in Straßengassen, auf Plätzen und in Parks das Mikroklima und das Stadtbild prägen, reichen solche Entscheidungen über die Köpfe der Bewohner hinweg.
Kritische Analyse
Städtische Baumfällungen berühren mehrere Ebenen: Rechtliche Vorgaben, technische Gutachten, ökologischer Wert und städtische Ästhetik. Wenn die Verwaltung eine Fläche absperrt, erwarten die Menschen zumindest eine schriftliche Erklärung mit Datum, Verantwortlichem, Gutachten und einem Plan B. Stattdessen entstehen Gerüchte: Fällung oder Schutz? Auf dem Platz bilden sich Proteste, Plakate mit kurzen Sätzen und empörter Ironie. Das Vertrauen zwischen Verwaltung und Anwohnern ist angeschlagen.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Nachvollziehbarkeit: Wurden unabhängige Baumpfleger hinzugezogen? Liegen aktuelle Boden- oder Wurzeluntersuchungen vor? Welche Alternativen wurden geprüft – etwa Kronenschnitt, Wurzelbelüftung oder Umgestaltung des Platzes, ohne die Bäume zu opfern? Solche technischen Details fehlen häufig in der öffentlichen Debatte, bleiben aber in Fällen wie diesem ausschlaggebend.
Was im öffentlichen Diskurs fehlt
Die Diskussion konzentriert sich oft auf das Bild „Fälle versus Rettung“ und vergisst das Steuerbarometer dazwischen: verbindliche Pflegepläne, unabhängige Gutachten statt interner Berichte, und transparent kommunizierte Entscheidungsprozesse. Ebenso selten thematisiert wird die Langzeitstrategie – gibt es einen städtischen Baumkataster mit Kategorien für Schutz, Pflege und Notfällungen? Wenn nicht, sind kurzfristige Eingriffe vorprogrammiert.
Alltagsszene von der Plaza
Auf der Plaza sitzen im Sommer Gäste mit Espresso, im Winter stellen einige Anwohner Blumenkästen auf die Fensterbank, Kinder laufen mit kleinen Plastikschaufeln vorbei. Die Bäume hier sind Treffpunkt für Tauben und Schattenspender im Juli. Heute hängen die Plakate: „Save our trees“, „Wir wollen gehört werden“ und kleine Zeichnungen von Kronen. Das Geräusch der Stadt – Lieferwagen, Gespräche, der entfernte Klang eines Markthändlers – macht die Protestbewegung nicht laut, aber sichtbar.
Konkrete Lösungsansätze
1) Sofortiges, befristetes Moratorium: Keine Fällungen, bis ein unabhängiges, öffentlich verfügbares Gutachten vorliegt.
2) Unabhängige Fachprüfungen: Zertifizierte Baumgutachter und Bodenspezialisten sollten Befunde erstellen, die für Anwohner einsehbar sind.
3) Partizipation: Eine öffentliche Sitzung in der Nähe des Platzes, moderiert von einer neutralen Stelle, in der Fragen, Alternativen und Zeitplan erläutert werden.
4) Erhaltungsmaßnahmen statt reflexartiger Fällung: Kronenpflege, Wurzelbelüftung, besserer Bodenaufbau und ggf. Umgestaltung des Platzes mit Schonzonen für Wurzeln.
5) Langfristplan: Erstellung eines kommunalen Baumkatasters mit Prioritäten, Pflegestandards und klaren Entscheidungswegen, damit künftige Maßnahmen nicht ad hoc stattfinden.
Pointiertes Fazit
Die Bäume auf der Plaza Llorenç Villalonga sind mehr als Stadtgrün; sie sind Teil der Alltagswelt der Nachbarschaft. Wenn Entscheidungen hinter Absperrbändern und ungeläufigen Schildern verschwinden, wächst der Unmut. Ein fairer, nachvollziehbarer Prozess – mit Experten, mit Anwohnern und mit klaren Alternativen zur Kettensäge – wäre kein Gefallen an die Protestierenden, sondern schlaues Stadtmanagement. Die Stadtverwaltung sollte jetzt Transparenz liefern: Fakten auf den Tisch, unabhängige Prüfungen zulassen und die Menschen ernst nehmen, die hier leben und die Plätze täglich nutzen.
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