In Caimari wurde ein nagelneues Schulgebäude gefeiert – doch nach einem kräftigen Schauer standen Pfützen in der Turnhalle. Die Gemeinde fordert jetzt schnelle, transparente Abhilfe und unabhängige Prüfungen.
Drei Tage nach Eröffnung regnet es schon rein: Caimari steht vor einem pyrrhusartigen Start
Vor drei Tagen wurde die neue Schule in Caimari feierlich übergeben: Reden, Kuchen, Fotos vor dem Eingang — die Dorfälteren klatschten, Kinder rannten, Kirchenglocken hoben die Stimmung. Und dann kam der Regen. Ein kurzer, aber kräftiger Schauer am Samstagabend reichte, damit in der frisch eröffneten Turnhalle Pfützen standen und in einem Klassenraum das Wasser die Wand hinunterlief. Die Schirme im Dorf wurden über Nacht wieder wichtiger als die Erinnerungsfotos.
Die Leitfrage: Wie konnte das passieren – bei einem 4,8‑Millionen‑Projekt?
Die zentrale Frage, die sich jetzt jeder stellt, lautet: Wie kann ein Gebäude, das soeben für rund 4,8 Millionen Euro fertiggestellt und übergeben wurde, bei einem typischen mallorquinischen Sommerregen nicht dicht sein? Das Bauprojekt umfasst rund 4.070 Quadratmeter und bietet Platz für Kindergarten, Grundschule (insgesamt 225 Plätze) und eine Krippe für 24 Kinder. Hinter dem Erfolg dieses Projekts standen Jahre der Diskussionen, Wartelisten und finanziellen Debatten. Umso schmerzlicher ist der Start mit nassen Turnschuhen und improvisierten Putzaktionen.
Was bisher wenig besprochen wird
Abseits der Wasserpfützen stehen einige Punkte, die in der öffentlichen Diskussion oft untergehen: Wer hat die Abnahme gemacht und auf welcher Grundlage? Wurden die Dichtigkeitsprüfungen nach Fertigstellung vollständig durchgeführt oder nur stichprobenartig? Arbeiten viele Subunternehmer mit kurzen Fristen – ein bekanntes Risiko für Mängel – oder war ein erfahrener lokaler Betrieb verantwortlich?
Ein weiterer, oft vergessener Aspekt: Mallorca erlebt in den letzten Jahren heftigere und plötzliche Niederschlagsereignisse. Wurden die Klimavarianten bei Planung und Entwässerung berücksichtigt? Schließlich ist die Frage nach der Haftung nicht nur juristisch relevant, sondern entscheidet, wie schnell die Räume wieder genutzt werden können: haftet die Baufirma, der Architekt, die Gemeinde oder greift eine Baugewährleistung/Versicherung?
Konkrete Maßnahmen: Was jetzt passieren muss
Kurzfristig geht es um Sicherheit und Unterrichtsfähigkeit: Räume müssen getrocknet, Elektrik geprüft und potenziell kontaminierte Böden saniert werden. Eltern und Lehrkräfte brauchen schnelle Antworten: Wo wird der Sportunterricht stattfinden, wenn die Halle ausfällt? Gibt es Not‑Alternativen in der Gemeinde oder müssen Klassen temporär in anderen Orten untergebracht werden?
Mittelfristig ist Transparenz angesagt. Unser Vorschlag für eine pragmatische To‑Do‑Liste:
1) Sofortige Beauftragung unabhängiger Gutachter — ein externes Ingenieurteam soll Planungsunterlagen, Ausführungsprotokolle und die Bauabnahme prüfen. Das Ergebnis muss öffentlich gemacht werden.
2) Klare Fristen und Ansprechpartner — die Gemeinde sollte konkrete Termine nennen: Wann sind Reparaturen abgeschlossen? Wer ist der verantwortliche Bauleiter? Elternvertreter verlangen ein verbindliches Zeitfenster, keine vagen Aussagen.
3) Zwischenlösungen organisieren — Bewegungsstunden, Ausweichräume und Sicherheit müssen geregelt sein. Mobilzertifizierte Hallen, Gemeindehäuser oder Kooperationen mit Nachbarorten sind Optionen.
4) Prüfung der Haftungs‑ und Versicherungsfragen — Baugewährleistung, Versicherungen und eventuell Mängelansprüche gegen Nachunternehmer müssen zügig geklärt werden, damit die Kosten nicht langfristig die Gemeinde oder die Eltern belasten.
Warum die Caimari‑Gemeinde jetzt genau hinschauen muss
Es geht nicht nur um reparierte Fugen. Es geht um Vertrauen: Die Leute in Caimari haben mit Hoffnung auf bessere Lernräume lange gewartet, sie haben bei der Eröffnung applaudiert — und erwarten jetzt, dass Fehler nicht mit dem typischen Verwaltungs‑Satz "wird geprüft" abgespeist werden. Ein transparenter Prozess stärkt das Vertrauen, verzögerte Reaktionen nähren Frust und Spekulationen.
Praktisch bedeutet das: Öffentliche Sitzungen, veröffentlichte Gutachten, direkte Sprechstunden mit der Bauleitung und ein klarer Zeitplan. Ein leerer Versprechensbogen hilft niemandem; konkrete Maßnahmen und sichtbare Ergebnisse schon.
Ein letzter Blick nach vorn: Chancen in der Krise
So ärgerlich der Beginn auch ist — die Situation bietet auch Chancen. Wenn die Gemeinde jetzt konsequent, schnell und transparent arbeitet, kann sie zeigen, dass Gemeindepolitik handlungsfähig ist. Das Projekt kann dann nicht nur ein Gebäude bleiben, sondern ein langfristiger Gewinn für Caimari: sichere Räume für Kinder, mehr Angebote für Familien und eine Schule, die für Qualität steht.
Die Menschen hier kennen das Geräusch der Olivenbäume im Wind, den Duft nassen Staubs nach einem Sommerregen und die Geduld einer kleinen Gemeinde. Sie erwarten keine Perfektion, wohl aber Verantwortung. Beim nächsten Wolkenbruch sollten die Kinder trocken bleiben — das ist mehr als eine materielle Forderung. Es ist ein Versprechen an eine ganze Dorfgemeinschaft.
Wir bleiben dran und berichten über Prüfberichte, Reparaturpläne und die nächsten Regentage.
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