Frühmorgens am Strand: die ersten Schildkröten sind da
\nAm 7. September 2025 lagen Menschen mit Taschenlampen und Thermoskannen am Sand von Palmas Stadtstrand und warteten. Kein normaler Strandspaziergang – sondern Schichtdienst für den Meeresschutz. In den frühen Morgenstunden schlüpften die ersten Meeresschildkröten der Art Caretta caretta. Bis jetzt wurden 62 Jungtiere gezählt.
\nWachsamkeit hat sich ausgezahlt
\nSeit Mitte Juli saßen Ehrenamtliche rund um die Uhr am Nest, haben Schaufeln, Notizbücher und viel Geduld mitgebracht. „Wir haben uns in Zweierteams abgewechselt, nachts war es manchmal frisch, um 3.30 Uhr gab’s Kaffee aus Thermoskannen und Kekse“, erzählt eine der Helferinnen, die lieber anonym bleiben möchte. Ohne diesen Einsatz wäre die Chance, die Tiere ungestört ins Wasser zu bringen, deutlich geringer gewesen.
\nDie Küken wurden sofort vorsichtig geborgen und in Transportboxen mit feuchtem Sand zum Meeresforschungsinstitut in Port d’Andratx gebracht. Dort werden sie jetzt untersucht, gefüttert und aufgepäppelt. Ziel: die kleinen Schildkröten so weit zu stärken, dass sie in etwa einem Jahr wieder ins Mittelmeer entlassen werden können – mit besseren Überlebenschancen als direkt nach dem Schlupf.
\nWarum diese Betreuung wichtig ist
\nViele von uns kennen die Bilder: kleine Panzer im Morgengrauen, nervöse Möwen, Kinder, die staunen. Aber der Weg vom Nest ins offene Wasser ist gefährlich. Strandbeleuchtung, Fressfeinde, Temperaturstress – all das reduziert die Überlebensrate. In der Schutzstation arbeiten Biologinnen und Biologen mit erfahrener Pflegekraft daran, dass die Jungtiere nicht nur überleben, sondern möglichst gesund heranwachsen.
\nWer neulich am Stadtstrand vorbeiging, erlebte eine Mischung aus Aufregung und Routine: Absperrbänder, ein paar Strandkörbe, zwei ältere Männer, die aus Gewohnheit um 6 Uhr ihren Espresso tranken und kommentierten, und zwischendurch das leise Piepsen von Messgeräten. Es sind genau diese kleinen Alltagsszenen, die zeigen: Naturschutz ist kein großes Spektakel, sondern viele kleine Schritte.
\nFür die kommenden Wochen ist geduldiges Beobachten angesagt. Freiwillige und Mitarbeiter der Forschungsstation hoffen, dass noch weitere Küken schlüpfen. Und wer jetzt am Strand spazieren geht: Bitte Abstand halten, Taschenlampen dimmen und Hunde an die Leine. Jede Ruhe hilft den letzten Kleinen, ihren Weg zum Meer zu finden.